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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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worden war. Auf seinem Haupt trug er eine Krone, und er debattierte mit dem Palatin und einem Kämmerer, die ihm zur Rechten und Linken standen. Sogar die Gräfin Hunyadi weilte heute in der Stadt. Gábor sah ihr verkniffenes Gesicht auf der anderen Seite des Platzes, wo sie den Bediensteten barsche Befehle erteilte. Veronika war zu seinem Bedauern nicht hier. Miklos hatte ihm berichtet, dass sie lieber zu Hause blieb, um Michaels Heimkehr vorzubereiten. Oder bereitete sie gar ihre eigene Abreise mit den Roma vor? Wenn es so weit war, würde er sie davon abhalten müssen.
    Am Nachmittag zog schließlich Michael in vollem Prunk in den Burghof ein. Seine Rüstung glänzte im Licht der Sonne, und sein blondes Haar war straff zurückgebürstet. Um die Schultern trug er seinen grünen Umhang, und auf die Decke seines Pferdes war in prachtvollen Farben das Wappen der Szilagyis eingestickt. Hinter ihm ritt, die Hände an den Sattelknauf gefesselt, der Gefangene. Die versammelten Menschen raunten, als sie den legendären Pfähler das erste Mal zu Gesicht bekamen.
    Drăculea war von recht kleinem Wuchs, doch stämmig. Strähnig hing ihm das schwarze Haar über die Schultern, und schwarz waren auch seine Augen, mit denen er sich aufmerksam umschaute. Er ritt aufrecht, und das Kinn hielt er stolz gereckt, trotz der Fesseln und des einfachen schwarzen Gewands, in das ihn Michaels Männer gesteckt hatten. Der Kontrast zwischen seiner dunklen Gestalt und Michaels heller Pracht hätte nicht deutlicher sein können. Gábor wusste, dass dies Michaels Absicht war. Der Regent stieg vom Pferd. Drăculea wurde an seinen Fesseln hinter ihm hergezerrt. Beide Männer gingen vor dem König auf die Knie. Gábor postierte sich an der Rückwand des Zeltes, um alles verfolgen zu können. Obwohl die Leute dichtgedrängt standen, machten sie ihm respektvoll Platz.
    »Euer Majestät«, tönte Michael. »Hier bringe ich Euch wie befohlen den Christenverräter, damit Ihr ihn seiner gerechten Strafe zuführen könnt.«
    Die Leute brachen in Hochrufe aus. Gábor knirschte mit den Zähnen.
Wie befohlen,
dass er nicht lachte. Michael wusste genau, dass der König keinen Gefangenen gewollt hatte. Michael schien Gábors Zorn zu spüren, denn seine Augen wanderten suchend über die Köpfe der Anwesenden. Dann fanden sich ihre Blicke, und für einen Augenblick hing ihre gegenseitige Abneigung wie eine Drohung zwischen ihnen in der Luft. Ihre Wölfe waren sich ebenbürtig, und einst waren sie Brüder gewesen, doch die beiden Menschen trennte inzwischen mehr als nur ein Königsmord.
    »Habt Dank, verehrter Onkel«, sagte Mathias, und wo die Stimme seines Onkels dunkel und dröhnend war, da klang seine klar und bestimmt. Er beugte sich vor, und trotz all seines Misstrauens war sein Blick voller Neugier. »Ich bitte Euch, berichtet uns von Eurem Kampf in der Walachei.«
    Michael richtete sich auf. Weitschweifig begann er zu erzählen. Gábor hörte nur mit halbem Ohr zu. Die martialische Schlacht gegen Drăculeas Truppen, die Belagerung seiner Burg in Tergowisch, und schließlich die Gefangennahme. Die Erzählung war gespickt mit Übertreibungen und Ausschmückungen, die nur dazu dienten, dem Publikum zu gefallen. Gábor spitzte erst wieder die Ohren, als Michael sagte: »Und als Beweis für den schändlichen Verrat des Grafen Vlad Drăculea bringe ich Euch diesen Brief, den meine Männer während der Belagerung abfangen konnten. Damit hoffe ich, Eurer Majestät zur Zufriedenheit gedient zu haben.«
    Wieder jubelten die Leute ihm zu, während er das Dokument in Mathias’ Hände gab. Gespannt sah Gábor zu, wie das Papier diskret vom König zu seinem Sekretär wanderte. So bald wie möglich würde er dafür sorgen, dass er es zu lesen bekam.
    Michael schien glänzender Laune zu sein. Schließlich war er siegreich zurückgekehrt, die Leute liebten ihn dafür, und es würde schwer sein, ihm seine Macht streitig zu machen. Doch Gábor lächelte ebenfalls. Inzwischen würde es Michael wesentlich schwerer haben, Einfluss auf die Regierung des Königs zu nehmen, als noch vor drei Monaten.
     
    Als Gábor die Königsburg verließ, dunkelte es bereits. Er war auf dem Weg zum königlichen Heermeister. Der Mann hielt sich am Nordtor Szombat Kapu auf und koordinierte die Verpflegung und Unterkunft von Michaels Truppen. Es waren nur noch wenige tausend, denn die meisten Männer, gepresste Bauern und Leibeigene, waren schon einige Tagesmärsche vor Buda aus den Diensten

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