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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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Hand. Das Lager war nun nur noch ein schwacher Lichtpunkt hinter ihnen. Gábors Gesicht schien in der Dunkelheit viel näher, die ebenmäßigen Züge, die dunklen Augen.
    »Du musst gehen«, flüsterte sie. »Bitte.«
    »Warum liegt dir so viel daran?« Seine Stimme war ebenso leise wie ihre.
    Die Luft schien zu zittern und dann den Atem anzuhalten. Wie konnte sie beschreiben, was sie fühlte? Wusste er es denn nicht? Doch egal was zwischen ihnen vorgefallen war, es gab eine unumstößliche Wahrheit. »Wir sind ein Rudel«, erwiderte sie.
    Doch er schüttelte den Kopf. »Das war einmal«, sagte er. »Du hast uns verlassen. Und ich bin schuld daran.«
    »Aber jetzt bin ich hier«, rief sie. »Und ich will nicht, dass du stirbst, nur weil dein Ehrgefühl dich an den König kettet.«
    »Ich werde nicht sterben.« Er fuhr ihr mit dem Finger über die Wange, strich eine Haarsträhne zur Seite. »Vertrau mir, ich weiß, was ich tue.«
    Sie atmete tief ein, um ihre Fassung zu wahren. Es fiel ihr alles andere als leicht. »Ich kann nicht«, flüsterte sie. »Es ist, als sähe ich ein Schwert über dir hängen, das herunterfällt, sobald ich dich allein lasse.« Sie schluckte. »Ich habe Angst. Ich kann nicht fort, solange sie dich umbringen wollen. Ich … ich liebe dich.«
    Gábor wurde ganz still. Sie hörte sein Herz stolpern. Es währte einen kostbaren Augenblick, bis es sich wieder fing.
    »Verlass mich nicht.« Seine Stimme war voller Zärtlichkeit. Immer noch ruhte seine Hand an ihrer Wange. »Bleib bei mir in Buda.«
    »Und dann?« Sie schmiegte sich an seine warmen Finger. Sie begehrte ihn so sehr, dass sie zitterte. »Wirst du mich lieben? Werden wir ein Paar sein?«
    Sie kannte seine Antwort, als er seine Hand von ihr löste.
    »Nichts wünsche ich mir mehr. Doch du weißt, dass es nicht sein kann.«
    Sie hörte in seinem Ton eine Endgültigkeit, die ihr das Herz brach, ein Schmerz, der kaum zu ertragen war. Dort, wo er sie berührt hatte, glühte ihre Wange wie im Fieber. Die Wölfin wollte seine Worte nicht gelten lassen, wollte seine Hand packen und ihn an sich ziehen. Er begehrte sie, das wusste sie, sie spürte, wie heftig das Blut in ihm pulste. Vielleicht war er schwach genug, dass ihn sein Verlangen überwältigen konnte, hier und jetzt.
    Der Gedanke kam ihr ganz plötzlich. Wenn ihre Körper sich vereint hätten, könnte er die Verbindung nicht mehr rückgängig machen. Die Prophezeiung wäre zerstört, und damit alles, was sie voneinander trennte. Doch … er würde sie hassen. Nein, das konnte sie ihm nicht antun. Es würde ihn vernichten.
    »Ich hasse Agnes und ihre verdammte Weissagung«, rief sie. Ihre Hilflosigkeit ließ sie die Hände vors Gesicht schlagen.
    Er ächzte, und es klang wie eine Mischung aus Lachen und Weinen. Nie zuvor hatte sie ihn so schutzlos gesehen.
    »O Gott, wie ich sie erst hasse«, stieß er hervor. Er atmete einmal tief durch, dennoch zitterte seine Stimme, als er weitersprach. »Ich weiß, dass du die Prophezeiung ablehnst. Ich werde dich nicht mehr bedrängen, und ich werde dich ganz sicher nicht zwingen. Ich kann die Vorstellung nicht einmal ertragen, dich im Bett des Königs zu sehen, eines Mannes, der so viel mehr wert ist als ich.« Er keuchte. »Doch solange noch die geringste Hoffnung besteht, dass du dich dafür entscheidest, kann ich nicht … Ich kann nicht … Ich habe geschworen, der Prophezeiung zu dienen. Wenn ich gegen meinen Schwur verstoße und meine Ehre aufgebe, was bleibt mir dann noch?«
    Er hatte genug gesagt. Es war vorbei. Er liebte sie, doch das war nicht genug. Traurigkeit breitete sich wie ein lähmendes Gift in ihrem Körper aus. Sie verstand ihn nun, und dieses Wissen nahm ihr jede Kraft. Wie könnte sie jetzt noch gegen ihn ankämpfen. Er würde zerbrechen, wenn sie seine Liebe einforderte, wenn er all das andere aufgab, was ihm wichtig war. Und sie zerbrach, wenn sie ihm bei seinen Qualen noch länger zusah.
    Es gab nur einen Weg, sich und ihn zu retten.
    Sie konnte nicht bei ihm bleiben, doch sie konnte auch nicht mit den Roma gehen. Sie konnte nicht einmal den kleinen Ilai begrüßen. Ihr Herz war taub, als sie die Entscheidung traf.
    »Es gibt keinen Weg mehr für uns gemeinsam«, flüsterte sie. »Lebe wohl.«
    Sie wandte sich von ihm ab. Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, und es war, als risse jeder Schritt sie entzwei, doch sie blickte nicht zurück. Auch nicht, als sie ihn aufbrüllen hörte. Dann das Geräusch von

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