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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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und kniff die Augen zusammen. »Ich bin immer noch unberührt. Aber ich weiß nicht, was Euch das angeht.«
    »Nichts.« Er hob entschuldigend die Hände. Plötzlich grinste er. »Mich interessiert nur das Glück meines Neffen.«
    Skeptisch hob sie die Augenbrauen. »Euer eigenes Glück ist Euch auch nicht ganz unwichtig, nehme ich an«, ergänzte sie. »Haltet Euch aus meinen Belangen heraus, so wie ich mich nicht in Eure Beziehung zum König einmische.«
    Plötzlich verfärbten sich seine Augen dunkel. »Beziehung«, grollte er. »So kann man das wohl kaum mehr nennen. Und Ihr wisst genauso gut wie ich, wer schuld daran ist.«
    Er meinte Gábor. Ihre Wölfin drängte knurrend nach vorne. Sie würde nicht zulassen, dass er ihren Gefährten erneut beleidigte. Veronika hob die Hände, womit sie sowohl Michael als auch sich selbst besänftigen wollte.
    »Lasst uns nicht streiten«, sagte sie. »Wichtig ist für mich nur, dass Ihr Drăculeas wölfische Kumpane findet. Sie sind nicht nur eine Gefahr für den König, sondern auch für uns.«
    Ehe Michael etwas erwidern konnte, schlug jemand unten mit lärmender Kraft an die Haustür. Paulo! Er musste endlich angekommen sein. Veronika atmete erleichtert auf.
    Michael indes schien erstarrt zu sein. Stimmen erklangen, zu gedämpft, um sie zu verstehen.
    »Ihr wartet hier!« Michael stürmte an ihr vorbei, und bevor sie begriff, warum er so aufgeregt tat, zog er schon die Luke hinter sich zu. Ein ratschendes Geräusch erklang, wie … wie von einem Riegel, der vorgeschoben wurde.
    Sie eilte hinter ihm her und packte den Eisenring, der in die Luke eingelassen war. Doch die Luke rührte sich nicht.
    »Michael«, rief sie, doch sie hörte ihn die Stiege hinunterpoltern. Er konnte sie doch nicht einfach einschließen! Erneut zog sie an dem Ring, konzentrierte all ihre Wut. Glaubte er, er könne ihr Befehle erteilen, als wäre sie ein verschüchtertes Menschenmädchen? Diese Zeit war lange vorbei. Da – das Holz bewegte sich. Sie schloss die Augen. Noch einmal. Mit einem Knirschen gab der Riegel endlich nach. Außer Atem hob sie die Luke an.
    Die Stimmen waren lauter geworden. Paulo war nicht darunter. Auf einmal wurde ihr kalt.
    Sie raffte ihren Rock und glitt lautlos die Stiege hinunter, folgte dann jedoch nicht dem Gang, der an ihren ehemaligen Gemächern vorbeiführte, sondern nahm die hölzerne Dienstbotentreppe hinab in den Hinterhof. Durch den Hintereingang schlich sie vom Hof ins Haus, folgte dem dunklen Flur zum Saal, wo sie mehrere Personen hörte. Trotz der Mauer, die sie von ihnen trennte, konnte sie jetzt die ersten Worte verstehen.
    »Verschwindet«, zischte Michael so durchdringend, dass sie zusammenzuckte. »Sie darf euch hier nicht sehen.«
    Empört stieß sie eine Seitentür zum Saal auf. »Wen darf ich nicht sehen?«
    Alle weiteren Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Fünf Männer befanden sich im Saal. Michael war da, flankiert von zwei seiner Rudelmitglieder. Doch es waren die anderen beiden Werwölfe, die sie mit aufgerissenem Mund anstarrte. Sie wollte, sie konnte es nicht glauben.
    »Veronika.« Michael trat einen Schritt auf sie zu. Es war sein Gesichtsausdruck, während er nach einer Ausrede suchte, der ihre letzten Zweifel beseitigte.
    »Verräter!«, keuchte sie. Sie hielt sich am Türrahmen fest, als die Wölfin in ihrem Inneren zu toben begann. Michael steckte dahinter, ausgerechnet er. Sie hatte ihm vertraut, sie hatte ihn einst ihren Freund genannt. Enttäuschung durchströmte sie, verwandelte sich in wütenden Hass. »Sie gehören zu Euch, nicht wahr? Ihr seid es, der mit Drăculea im Bunde steht!«, schrie sie. Ihre Wut trieb sie nach vorne, auf ihn zu. Sie hob die Fäuste. »Ich werde dem König davon erzählen. Ich werde …«
    »Du wirst gar nichts tun«, sagte er grob. Seine Augen waren dunkel geworden. Der Wolf sprach aus ihnen.
    Jetzt erst erkannte sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Ihr Zorn zerstob wie ein Schwarm Vögel unter dem Ansturm der Furcht. Michael war stärker als sie, und er hatte ein Rudel. Sie senkte den Kopf, hob einen Fuß, um ihn vorsichtig nach hinten zu setzen. Sie wollte die Männer nicht reizen. Ein zu rascher Rückzug würde sofort deren Jagdinstinkt auslösen.
    »Packt sie«, brüllte Michael.
    Veronika fuhr herum und stürzte zur Tür. Ihre nackten Füße berührten bereits die Schwelle, als einer der Männer ihren bauschenden Rock zu fassen bekam. Der Stoff riss, doch der Ruck brachte sie ins

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