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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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die Bauern dort unten waren, es war nicht recht, sie jetzt sinnlos sterben zu lassen.
    »Lasst mich mit ein paar Rittern hinausreiten«, bat er den Grafen. »Wir verscheuchen die Janitscharen und treiben unsere Männer zurück in die Festung.«
    Der Graf zögerte kurz, doch dann nickte er. »Ich stelle Euch die Ritter des Deutschen Ordens an die Seite«, entschied er. »Sie sind am Südosttor postiert. Ich werde Befehl geben, dort die Zugbrücke herunterzulassen. Beeilt Euch!«
    »Die Ordensritter haben heute Nacht schon gekämpft, doch meine Männer aus der Festung sind ausgeruht«, sagte Michael. »Wir sollten Gábor ebenfalls begleiten.«
    Der Graf stimmte zu, doch Pavel unterbrach ihn. »Verflucht sind sie!« Er deutete hinunter. »Sie greifen unsere Männer gar nicht an, sondern ziehen sich zurück. Sie wollen noch mehr von ihnen aus der Stadt locken, und die Kerle sind auch noch blöd genug, ihnen hinterherzurennen.«
    Er hatte recht. Immer mehr Kreuzfahrer strömten schreiend und Waffen schwingend auf die Ebene hinaus, folgten den Janitscharen wie Lämmer ihren Müttern zur Schlachtbank.
    Gábor unterdrückte einen Fluch und packte seine Waffe fester. Pavel packte den Grafen am Arm. Seine Augen schimmerten gelb. »Wir können auch Eure Hunde loslassen, Euer Durchlaucht«, murmelte er. Er meinte sich und seine wölfischen Männer, das wusste auch der Graf, und ratsuchend irrte sein Blick zu Gábor hinüber. Gábor sah die skeptischen Blicke der Kirchenmänner, und ausnahmsweise teilte er ihre Meinung, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Noch war der Aufstand vor den Mauern nicht groß genug, um das Risiko einzugehen, dass Pavel oder einer seiner Männer bei der Verwandlung entdeckt wurde. Doch dies konnte sich in den Wirren des Krieges rascher ändern als der Wind. Pavels Angebot zeigte, dass er die Lage als äußerst ernst einschätzte.
    »Hoffentlich wird das nicht nötig sein«, formulierte Gábor vorsichtig seine Antwort. »Doch hört auf Pavel, er kennt die Hunde am besten.«
    So schwangen sich Michael, Gábor und zehn weitere Ritter auf ihre Pferde und ritten eilig zum Südosttor. Dort warteten bereits die zwanzig Ritter des Deutschen Ordens auf sie, über deren Rüstungen die weißen Umhänge mit dem Kreuz in der Morgensonne leuchteten.
    »Rasch, öffnet das Tor!«, rief Gábor, und dann knarrten die Türflügel und die Zugbrücke wurde heruntergelassen. Reihe um Reihe preschten die Ritter auf ihren Streitrössern hinaus auf die Ebene und galoppierten auf die Kämpfenden zu. Inzwischen waren diese zu einer unüberschaubaren Horde angewachsen, und immer noch strömten weitere Männer aus der Stadt herbei. Sie rannten über die Geschützstellungen der Türken einfach hinweg und stürmten auf das feindliche Heerlager zu. Die Janitscharen hatten den fingierten Rückzug inzwischen aufgegeben und stellten sich ihren wütenden Verfolgern. Zu seinem Erstaunen sah Gábor, dass sie jedoch gegen die Wut der ungebildeten Kämpfer kaum standhalten konnten. Mit Lanzen und Äxten prügelten und stachen die Bauern wie besinnungslos auf ihre Gegner ein. Doch aus dem türkischen Heerlager schwärmten bereits weitere Reiter aus und näherten sich rasch.
    »Zurück«, schrie Gábor und schwenkte sein Schwert, und die anderen Ritter fielen in sein Gebrüll mit ein. »Zurück in die Stadt mit Euch!« Sie drängten ihre Pferde zwischen die Kämpfenden.
    Ein Janitschar, dessen weiter Mantel sich wie ein Segel im Wind blähte, trieb seinen arabischen Hengst in vollem Galopp auf Gábor zu. Doch dieser lenkte sein Pferd geschickt zur Seite, und der Säbelhieb des Türken ging ins Leere.
    »Allahu akbar!«, schrie der Janitschar und riss am Zügel, um erneut anzugreifen, da steckte plötzlich eine Lanze im Hals seines Hengstes. Mit einem schrillen Wiehern ging das Tier samt Reiter zu Boden. Sofort stürzten sich mehrere Bauern auf ihn und machten ihn nieder.
    »Herr Ritter, auf ein Wort«, rief der Bauer, welcher die Lanze gestoßen hatte. Er war ein zerlumpter, junger Kerl, der eine Kette mit einem großen Holzkreuz trug. Er hob die Kette und presste seine Lippen an das Kreuz, und seine Augen funkelten wie im Fieber zu Gábor empor.
    »Hindert uns nicht am Kämpfen«, rief er. »Wir wollen diesen Heiden den Teufel austreiben. Mit Gottes Segen!«
    »Mit Gottes Segen!« Andere Bauern wiederholten diesen Ruf, und er pflanzte sich durch viele Münder fort.
    Gábor kam nicht dazu, etwas zu erwidern, denn er wurde erneut angegriffen,

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