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Mondkuss

Mondkuss

Titel: Mondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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mehr, war sich sicher, in ihr seine zweite Hälfte gefunden zu haben. Sie war der Mensch, dem abends sein letzter und morgens der erste Gedanke galt. Das Tor zu seinem Herzen war so weit geöffnet wie schon lange nicht mehr, er gewährte ihr bedingungslosen Einlass. Und wenn es nach ihm ginge, so würde er die Pforten liebend gern hinter ihr schließen, um sie auf ewig in seinem Herzen zu tragen. Er wollte sie spüren, riechen, schmecken. Ihr Lachen hören, den oftmals noch immer distanzierten Ausdruck ihrer Augen in süße Hingabe verwandeln.
    Mit ihr lachen, mit ihr weinen … mit ihr durchs Leben gehen! Die Zeit verging wie im Flug, und Marleen dachte mit Bedauern daran, dass ihr Urlaub bald ein Ende hatte. War die Arbeit sonst ihr Lebensmittelpunkt gewesen, in den sie ihr gesamtes Herzblut steckte, so dachte sie nun mit Unwillen daran, in die Kanzlei zurückzukehren. Nicht wegen Rainer … nein … das Kapitel hatte sie abgehakt und verarbeitet. Mit ihm würde sie auf jeden Fall fertig werden, ihm seine Grenzen massiv aufweisen. Es war vielmehr so, dass sie ein völlig anderer Mensch geworden war, sich kaum noch mit dem Leben – bevor sie Rafael kennenlernte – identifizieren konnte. Ob es daran lag, dass Rafaels Begeisterung für die Bar auf sie übergesprungen war? Sie hatte innerlich gejubelt, als Rafael bei ihrem Besichtigungstermin in Begeisterungsrufe ausgebrochen war und sich für ihn gefreut, als er ein paar Tage später den Kaufvertrag in der Tasche hatte. Oder hatten etwa ihre „Spinnereien“ in Bezug darauf, dass sie zukünftig zusammen mit Rafael die Bar führen könnte, Früchte getragen? Sie vermochte es nicht zu sagen. Auf jeden Fall wuchs ihr das „Moonlight“ mehr und mehr ans Herz, wurde auch zu ihrem „Baby“, und sie hatte ungeheuren Spaß dabei, die Bar gemeinsam mit Rafael, Leonard und Helena zu renovieren.
    ~~~
    „Du bist verliebt. Ich sehe es dir an der Nasenspitze an.“ Ruth staubte ein RenaissanceGemälde ab, legte den Lappen beiseite und setzte sich zu Marleen in die gemütliche Sitzecke. „Ach Ruth, es ist ein Gefühl, wie ich es noch nicht kannte. Plötzlich war es da, brach in mir auf und überfuhr mich mit einer Geschwindigkeit, die mir den Atem raubte.“
    „Hört sich gut an.“ Ruth’s Augen begannen zu blinkern. „Hätte nichts dagegen, ebenfalls von einem derartigen Gefühl überrollt zu werden.“ „Es macht aber auch Angst. Es soll Menschen geben, die an gebrochenem Herzen sterben. Und was bleibt? Trauer, unzählige Tränen und eine Menge Staub, der aufgewirbelt wurde.“ „Nun male den Teufel doch nicht gleich an die Wand. Genieße dieses kostbare Geschenk. Eine Garantie für Gefühle gibt es nirgendwo. Also muss man den Sprung ohne Netz und doppelten Boden wagen – oder man verzichtet!“ „Du hast ja recht.“ Marleen seufzte. „Außerdem – manchmal entsteht aus etwas Gebrochenem etwas sehr Starkes, entstehen aus Staub die schönsten Kunstwerke und aus Tränen Ozeane der Liebe. Ohne Tränen hätte die Seele keinen Regenbogen. Also lebe einfach. Lass es zu und laufe nicht davon, auch wenn die ersten grauen Wolken aufkommen sollten, die in jeder Beziehung ihren festen Platz haben. Dein Rafael scheint etwas ganz Besonderes zu sein. Halt ihn fest!“ „Aber er ist so jung … zehn Jahre jünger als ich. Was, wenn er nicht der Richtige ist?“ „Du liebst ihn?“ Marleen nickte. „Dann ist er der Richtige. Außerdem liegt richtig oder falsch im Auge des Betrachters. Wenn es sich für dich richtig anfühlt, lass dich nicht beirren und denke nicht zu viel über morgen nach. Schau, es gibt Paare, die leben beispielsweise schon drei Jahre lang zusammen. Sie sind wie füreinander geschaffen. Und dann passiert etwas, und schon passt es nicht mehr – von richtig ist nichts mehr zu erkennen. Aber, hey … that’s life. Was ist so schlimm daran, wenn es nach einer gewissen Zeit nicht mehr klappt? Mal ganz abgesehen vom eventuellen Liebeskummer. Hat man wirklich seine Zeit verschwendet? Waren da nicht die einen oder anderen angenehmen Momente, an die man gern zurückdenkt? Die Gespräche, die Zärtlichkeiten? Ist plötzlich alles mies und schlecht, bloß weil der andere doch nicht derjenige war, mit dem man alt werden möchte? Deine Angst kann ich verstehen. Aber denke dir deine wundervollen Gefühle nicht kaputt. Liebt er dich auch?“ „Er hat es nie gesagt, ebenso wenig wie ich. Aber ich fühle es. In seiner Gegenwart könnte ich meinen Schutzwall abbauen,

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