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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Warnungen, die niemand hören will.«
    »Würdest du lieber noch einmal Andry bei seinen kleinen Versuchen zusehen?«, schnappte Andrade. »Was mich an ihm erschreckt, ist, dass er die Sternenrolle lange nicht so fürchtet, wie er es sollte.« Andrade sah das Höchste Prinzenpaar an. »Ich hoffe, Ihr habt Eurem kleinen Drachen ein wenig Respekt eingetrichtert. Andry war schon allerhand, aber Pols störrischer Geist könnte mir den Rest geben.«
    Sioned zögerte, dann sagte sie: »Andrade, ich will wirklich nicht, dass Pol geschont wird oder eine Sonderbehandlung erfährt, aber versprecht mir, dass Ihr ihn nicht zu sehr schikanieren werdet. Er ist nicht wie die anderen, nicht einmal wie Maarken oder Riyan. Wer er ist, was er eines Tages sein wird – versprecht mir, dass Ihr daran denkt.«
    »Da kommen wir kaum drum herum«, antwortete sie in trockenem Tonfall. »Geht jetzt. Ich werde mich nicht gleich heute Nacht vergiften, also hört auf zu schimpfen. Alles, was ich jetzt brauche, ist Schlaf.«
    Rohan und Sioned kehrten schweigend in ihren Pavillon zurück. Er ließ sich müde auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch nieder.
    »Darum also wurde Meath auf dem Weg zur Schule der Göttin angegriffen. Heute war in jeder Hinsicht ein höllischer Tag. Und wie sie über Andry geredet hat …«
    »Er ist kein kleiner Junge mehr.«
    »Nein. Aber ich kann einfach nicht ihren Argwohn gegenüber jemandem teilen, mit dem ich Drachen gespielt habe. Was haben wir doch für eine interessante Familie«, fügte er erschöpft hinzu.
    Sioned begann sich zu entkleiden und warf ihm zwischendurch einen Morgenmantel zu. »Hier. Wenn du schon die halbe Nacht aufbleiben willst, dann mach es dir wenigstens bequem.«
    »Was denkst du denn über diese Sternenrolle?«, fragte er, während er Hemd und Tunika auszog, um dann die blaue Seide um sich zu wickeln.
    »Ich glaube, die Gefahr und das neue Wissen halten sich in etwa die Waage«, überlegte sie. »Die alten Zauberer sind wirklich noch da. Was heute Nacht geschehen ist …« Sie erschauerte. »Es heißt immer, die Lichtläufer seien schon seit mindestens dreihundert Jahren auf dem Festland. Das ist eine lange Zeit, um sich versteckt zu halten.«
    »Aber wo? Und warum? Worauf warten sie?« Als sie nur mit den Achseln zuckte, sagte er: »Du bleibst schrecklich ruhig dabei. Kommt das daher, dass du auch weißt, wie man das Sternenlicht nutzt?«
    Sie sah ihn nicht an, sondern stand nur da und glättete mit leicht zitternden Fingern ihr Nachtgewand. »Ich habe furchtbare Angst«, flüsterte sie. »Was ich tat, war rein instinktiv. Es gab kein anderes Licht für mich. Und ich musste unbedingt wissen, wo ihr wart …« Schließlich begegnete sie seinem Blick. »Rohan, was ist, wenn ich …«
    »Eine von ihnen?« Er schüttelte den Kopf. »Erinnerst du dich nicht daran, wie wir über Macht gesprochen haben? Es ist nicht die Macht selbst, die gut oder böse ist, Sioned. Es hängt davon ab, welcher Mensch sie gebraucht. Du bist weise genug, das zu wissen.«
    »Wenn du meinst.« Sie zuckte wieder mit den Schultern und fuhr mit festerer Stimme fort: »Für die Lichtläufer sind diese Menschen eine Bedrohung. Für die anderen Prinzen auch? Ich weiß es nicht. Aber Pol ist beides, Lichtläufer und Prinz. Das macht ihn für sie anscheinend auf ganz andere Weise gefährlich. Sie haben sich viel Mühe gegeben, den einzigen Zeugen zu töten, der den Anspruch von diesem Masul zunichtemachen könnte, und haben so getan, als wenn die Merida dafür verantwortlich wären. Sie verstecken sich also weiterhin.« Sie seufzte und löschte die Kerze neben ihrem Bett. »Sorg dafür, dass deine Füße warm sind, ehe du ins Bett kommst.«
    »Was für ein nüchterner Rat! Bist du so sicher, dass ich noch so lange aufbleibe?«
    Sie reckte sich und zog sich die Decke über die Schultern. Dann sagte sie: »Ich kenne dich, mein Herr Azhrei .«

Kapitel 18
    Jeder wusste, dass die Prinzen an diesem Morgen über nichts Wichtiges verhandeln würden, ehe nicht Lyell von Waes zu ihnen gesprochen hatte. Rohan grübelte die halbe Nacht darüber nach, wie er die peinliche Situation vermeiden könnte, eine völlig sinnlose Diskussion zu leiten. Schließlich beugte er sich der Tatsache, dass er an diesem Morgen als schlechter Verhandlungsleiter dastehen würde, obwohl er nichts dafür konnte, und verfluchte dabei Kieles Tücke, die die Zeit, zu der ihr Mann seine Rede halten sollte, so geschickt festgesetzt hatte.
    Doch Prinz Lleyn bewahrte

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