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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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an. Dann sprang Pandsala auf, weiß bis an die Lippen und zitternd vor Wut. »Senk deinen Kopf und beug deine Knie vor deinen Herrschern, Bauer!«, fauchte sie.
    »Sei du mir gegrüßt, liebste Schwester«, entgegnete Masul lächelnd.
    »Diese Verwandtschaft ist erst zu beweisen«, sagte Prinz Lleyn milde und brach durch diese gelassene Bemerkung die Spannung, die alle in Bann geschlagen hatte. Rohan war dem alten Mann erneut zutiefst dankbar und berührte Pandsala am Arm. Mit zornigem Funkeln sank sie auf ihren Stuhl zurück.
    »Lord Lyell, ich nehme an, Ihr habt eine Erklärung parat«, sagte Rohan ruhig.
    »Ganz recht, Hoheit.« Lyell verbeugte sich, was Masul immer noch nicht getan hatte. »Nichts, was ich hätte sagen können, hätte Euch Hoheiten so sehr beeindrucken können wie der Anblick dieses Mannes. Meine Frau, Lady Kiele, hat ihn ausführlich befragt und ist davon überzeugt, dass er wirklich ihr Bruder ist, der Sohn des damaligen Hoheprinzen Roelstra und seiner Geliebten, Lady Palila. Ich habe auch mit Lord Masul gesprochen und mich ebenfalls überzeugen lassen.«
    Pandsala stieß heftig den Atem aus, als Lyell Masul diesen Titel gab, doch sie sagte nichts und machte auch keine Bewegung. Rohan hoffte, sie würde auch weiterhin ihre Zunge im Zaum halten können, und zog Lyell gegenüber leicht eine Braue hoch.
    »Ich bitte um Vergebung für meine Kühnheit«, fuhr der Herr von Waes fort, »doch …«
    »Doch Ihr brauchtet unsere völlige Aufmerksamkeit«, sagte Rohan trocken. »Fahrt fort.«
    Lyells blasse Wangenknochen nahmen eine rötliche Färbung an, und er leckte sich nervös über die Lippen. Doch niemand sah ihn an. Neben Masuls eindrucksvoller Gegenwart verblasste er völlig.
    Der angebliche Kronprinz trat vor. Cabar und Velden schoben ihre Stühle auseinander, sodass er zwischen ihnen am Tisch stehen konnte. »Ich kann meine Geschichte selbst erzählen, meine Herren«, sagte er.
    »Deine Lügen«, flüsterte Pandsala, doch nur Rohan und Pol hörten es.
    »Ich bin hier in Waes geboren, vor einundzwanzig Jahren auf dem Schiff des Hoheprinzen Roelstra – was ich mein Leben lang wusste. Es steht in den Geburtsregistern der Stadt, die man Euch zur Prüfung vorlegen wird. In der gleichen Nacht wurden dort auch andere Kinder geboren, deren Namen gleichfalls aufgeführt sind.« Er hakte seine Daumen in seinen Gürtel, wie Roelstra es oft getan hatte. Kiele hat ihn gut unterwiesen, dachte Rohan.
    »Die Regentin kann bezeugen, dass in jener Nacht ungeheure Verwirrung herrschte, die ihre eigenen Intrigen und die ihrer Schwester, Prinzessin Ianthe, herbeigeführt haben.« Er warf ein spöttisches Lächeln in Pandsalas Richtung. »Sollte Lady Palila einen Jungen gebären, würde dieser in der Rangfolge vor ihnen stehen – was in ihren Augen höchst unerwünscht sein musste. Also brachten sie andere Frauen mit, die ebenfalls hochschwanger waren, und leiteten bei diesen die Wehen ein, als Palila niederkam. Sie hofften, dass wenigstens eine der Frauen ein Mädchen bekommen würde, das man gegen den drohenden männlichen Erben austauschen könnte. Das war der Plan, den Prinzessin Ianthe ihrer Schwester unterbreitete. Doch Prinzessin Pandsala ging zu Lady Palila, erzählte ihr von der Intrige und versprach ihr, dass im Falle der Geburt einer achtzehnten, nutzlosen Tochter diese gegen einen Knaben ausgetauscht würde, der hoffentlich von einer der anderen Frauen geboren werden würde.
    Ein riskanter Plan, nicht wahr? Es gab in jener Nacht ein Riesendurcheinander: Babys wurden geboren, Leute rannten umher, die zwei Prinzessinnen liefen zwischen Palilas Suite und dem Raum der Dienerinnen hin und her. Doch einige Dinge wurden von allen gesehen und gehört.
    Als Erstes hörte man Lady Palilas Triumphgeschrei, sie hätte Roelstra einen Sohn geschenkt. Dann, als der glückliche Vater erschien, gab es auf einmal zwei Kinder. Eines war Chiana. Das andere …« Masul starrte Pandsala erneut höhnisch an. »Das andere war ein Junge. Roelstras eigener Sohn. Ich.«
    »Lügner!«, fuhr Pandsala auf. »Es waren beides Mädchen! Der Junge war noch gar nicht geboren!«
    Rohan unterdrückte einen Seufzer. Es wäre besser für Pandsala gewesen, wenn sie nie zugegeben hätte, dass es überhaupt ein männliches Kind gegeben hatte. Doch er nahm an, dass sie sich nicht mehr beherrschen konnte. Er konnte sie deswegen kaum tadeln.
    »Sieh mich an, Schwester! Habe ich nicht die Augen unseres Vaters, seine Größe und seine Art? Hat mein

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