Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mondlaub

Titel: Mondlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
Baza einen seiner Söhne verloren. Der Marquis, dessen Bruder im Lauf des Krieges ebenfalls gefallen war, beschloss, sich zu ihm zu gesellen, obwohl man Mendoza ansonsten kaum als seinen engsten Freund bezeichnen konnte.
    »Das wäre es dann wohl«, sagte er gut gelaunt, nachdem er die üblichen Höflichkeiten mit Mendoza ausgetauscht hatte. »Al Zaghal ist endgültig das Genick gebrochen. Eigentlich schade.
    Verratet mich nicht, Euer Eminenz, aber ich werde den alten Bastard vermissen. Er ist nur ein Heide, aber der Mann hat cojones, das könnt Ihr mir glauben. Der beste Gegner, den ich je gehabt habe.«
    »Vielleicht habt Ihr noch weiterhin das Vergnügen«, sagte der Kardinal distanziert. »Unterschätzt al Zaghal nicht. Dieser Mann ist erst als Leiche ungefährlich.«
    Don Rodrigo zuckte die Achseln. »Was kann er jetzt noch unternehmen? Übrigens, was will er noch hier?« Damit deutete er auf Yahia Alnayar, der mit versteinertem Gesicht an der Tafel in unmittelbarer Nähe der Königin saß.
    »Ihr seid nicht der Einzige, der einen Gegner schätzt, Don Rodrigo«, erwiderte der Kardinal. »Ihre Hoheit schätzte diesen Widersacher so hoch, dass sie seine unsterbliche Seele retten wollte und den Einfall hatte, seine Bekehrung in die Kapitulationsbedingungen einzuschließen. Außerdem wird er als besonderes Zeichen der königlichen Gunst meine Nichte heiraten, Doña Maria de Mendoza.«
    Das war in der Tat eine ungewöhnliche Gunst gegenüber einem besiegten Gegner, und der Marquis fragte sich, ob die Franziskaner mit ihren aufdringlichen Fragen auf die Königin am Ende doch mehr Eindruck gemacht hatten, als er vermutet hatte; ob diese Heirat als ein Schachzug gedacht war, der dem Papst und den Mauren gleichermaßen die versöhnliche Haltung der christlichen Könige anzeigen sollte. Nicht, dass sie es nötig gehabt hätten.
    Mendoza schaute immer noch nicht besser gelaunt drein, stellte Don Rodrigo fest und beschloss, sich doch nach einem Becher Wein umzusehen. Er war nicht in der Stimmung, über verlorene Verwandte zu sprechen.
    Der Marquis irrte sich, was den Grund für die Miene des Kardinals anging. Mendoza war durch seine Frage unliebsam an eine Auseinandersetzung mit Talavera am gestrigen Tag erinnert worden, bei der es um die Bekehrung von Yahia Alnayar, der nun Don Pedro de Granada hieß, ging.
    »Das ist nicht der richtige Weg«, hatte der kleine, aber erstaunlich eindrucksvolle Mann beharrt, »und ich verstehe nicht, warum Ihr mich da bei der Königin nicht unterstützt.« Mendoza war ärgerlich geworden.
    »Fray Hernando, bei allem Respekt vor Euren Ansichten, aber hier geht es in erster Linie doch um ein wahrhaft christliches Versöhnungszeichen, die Heirat eines Mitglieds der fürstlichen Familie Granadas mit meiner Nichte. Dazu ist seine Taufe nun einmal unerlässlich. Ich verstehe nicht, wieso man ihn bedauern sollte. Ich kann Euch versichern«, hatte er mit dem Stolz der Mendoza hinzugesetzt, »meine Nichte ist nicht gerade überwältigt von der Aussicht, einen Mauren heiraten zu müssen. Aber sie kennt ihre Pflicht.«

    »Und ich bleibe dabei, diese Art von Demütigungen züchtet geradezu spätere Rebellionen. Nicht, dass es eine Demütigung wäre, Eure Nichte zu heiraten«, fuhr Talavera hastig fort, als das Oberhaupt aller Geistlichen in den spanischen Ländern empört Luft holte, »für jeden christlichen Edelmann wäre es wahrhaftig eine unerhörte Gunst. Aber für einen Mauren?«
    Den Kardinal verband mehr als eine Freundschaft mit Talavera.
    Er hatte den jungen Geistlichen von zweifelhafter Herkunft entdeckt, gefördert und schließlich an den Hof gebracht, und er schätzte sein Urteil. Daher holte Mendoza die Worte des Beichtvaters jetzt, nachdem sein eigenes Temperament Zeit genug gehabt hatte, sich abzukühlen, wieder aus dem Gedächtnis hervor und prüfte sie wie ungeschliffene Edelsteine. Er warf einen Blick auf den neu geschaffenen Don Pedro de Granada und musste sich eingestehen, dass der Befehlshaber von Baza nicht gerade wie ein begünstigter Vasall und glücklicher Bräutigam wirkte.

    Die erste Aufgabe, die Fernando von Aragon seinem neuen Vasallen erteilte, war, al Zaghal zur Übergabe von Guadix und Almeria zu überreden. Yahia Alnayar traf in Guadix ein, halbwegs in der Erwartung, al Zaghal würde ihn wegen seines Glaubenswechsels gar nicht erst empfangen. Doch sein fürstlicher Vetter schien sich durch den Verlust seines Beines verändert zu haben. Er begrüßte Yahia Alnayar, als

Weitere Kostenlose Bücher