Mondlaub
Reihen von Rüstungen, die Schuppen der Schlange, ging Gelächter.
»Euer Herr«, rief einer von ihnen zurück, »ist ein ebenso großer Lügner wie euer Prophet, doch Gott hat seine Lügen offenbar werden lassen!«
Von al Zaghals Leuten verstanden nicht allzu viele Kastilisch, doch die Lage war bedrohlich genug, um ein immer lauter werdendes unruhiges Gemurmel zu rechtfertigen. Einer der Kastilier stieg schließlich herab. Als er vor al Zaghal stand, erklärte er in ganz annehmbarem Arabisch: »Abu Abdallah Muhammad al Zaghal, Euer Verrat und der Eures Neffen ist Ihren Hoheiten bekannt, und sie haben meinen Herrn, Don Rodrigo Ponce de Leon, losgeschickt, um Euch für diesen Eidbruch zu bestrafen.
Da Ihr jedoch nicht nur Soldaten, sondern auch Frauen und alte Männer mit Euch führt, ist mein Herr bereit, Euch die Möglichkeit zu geben, ihr Leben zu retten. Willigt in einen Zweikampf mit ihm ein, und sie können ungehindert ihrer Wege ziehen.«
Das Gemurmel verstärkte sich; Rufe der Empörung wurden laut. Ridwan drängte sein Pferd zu al Zaghal und sagte entrüstet: »Vertraut ihm nicht, Sejid. Er wird Euch töten und uns trotzdem niedermachen.«
»Eher vertraue ich einem Dschinn als einem Christen«, erwiderte al Zaghal, »doch das spielt keine Rolle mehr. Schaut Euch doch um! Es ist eine sorgfältig vorbereitete Falle, und wir sind mitten hineingestolpert. Außerdem sagt der Christenhund vielleicht zur Abwechslung wirklich die Wahrheit. Sie wollen schließlich mich tot sehen, nicht euch.«
Bisher hatte es niemand gewagt, in al Zaghals Gegenwart seinen Zustand zu erwähnen, doch Ridwan war jenseits solcher Bedenken. »Aber Sejid, Ihr habt doch nur noch ein Bein, Ihr seid doch…«
Al Zaghal richtete sich in seinem Sattel auf und rief mit dröhnender Stimme: »Ich bin Abu Abdallah Muhammad ben Said al Zaghal aus dem Geschlecht der Banu Nasr, und ich bin in meinem Leben noch keinem Zweikampf ausgewichen.« Er wandte sich an den Kastilier. »Sag das deinem Herrn.«
Layla befand sich mit den Ärzten, Gelehrten und Frauen aus Guadix, die es vorgezogen hatten, al Zaghal zu begleiten, in der Mitte des Trosses und hatte nicht jedes gewechselte Wort verstanden, doch der Sinn war ihr klar. Sie sah, wie der Bote wieder auf den Hang kletterte und al Zaghal seine Männer anwies, Platz für einen Waffengang zu Pferd zu machen.
»Aber das ist Wahnsinn«, flüsterte sie.
»Nein«, sagte Jusufs ruhige Stimme neben ihr. »Es ist Vernunft.
In Wahrheit hat er damit gerechnet, dass so etwas geschieht, er hat sogar darauf gehofft. Auf diese Weise wird er nicht mehr wie eine Ratte von Schlupfwinkel zu Schlupfwinkel kriechen müssen, sondern noch einmal mit einem ebenbürtigen Gegner kämpfen. Und der ehrenwerte Don Rodrigo, was auch immer seine Fehler sonst sein mögen, tut ihm den Gefallen.«
Inzwischen war der Marquis von Cadiz am Fuß des Berges angelangt. Layla hatte ihn lediglich ein paar Mal auf Hoffesten gesehen, nie aus der Nähe, doch sie erkannte ihn sofort. Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass auch Juan unter den Kastiliern sein könnte, und sie hoffte mit einer Dringlichkeit, die sie selbst nicht verstand, er wäre es nicht.
Der Marquis sagte nach einem Blick auf al Zaghal zögernd:
»Verzeiht, aber ich wusste nicht, dass Ihr mir gegenüber derart im Nachteil seid. Wir können nicht gegeneinander kämpfen. Ich werde jedoch«, schloss er mit sichtlichem Bedauern, »einen Eurer Männer als Ersatz akzeptieren, wenn Ihr schwört, dass sein Schicksal das Eure sein soll.«
»Ich bin Euch gegenüber nicht im Nachteil, Christ«, stieß al Zaghal zwischen den Zähnen hervor, »und wir werden miteinander kämpfen. Zu Pferd. Ich stelle Euch eines zur Verfü gung.«
Er sprach Kastilisch, eine Sprache, die er durchaus beherrschte, auch wenn er sie hasste. »Es sei denn, Ihr seid zu feige und wollt Euren Heldenmut lieber darin beweisen, dass Ihr meine Leute abschlachtet.«
Der Nacken des Marquis rötete sich. »Ihr habt es nötig, vom Abschlachten zu reden! Also gut, ich bin einverstanden.«
»Eines noch«, sagte al Zaghal und senkte die Stimme. »Wer hat mich verraten?«
Don Rodrigo schüttelte den Kopf. »Das kann ich Euch nicht sagen. Wir brauchen den Mann noch, und Ihr könntet schließ lich der Sieger sein.«
Al Zaghal verzog verächtlich den Mund. »Selbst wenn ich es bin - glaubt Ihr, ich wüsste nicht, dass Ihr mich niemals gehen lassen würdet? Man schickt keine Truppen hinter einem einzigen Mann her, um ihn
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