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Mondlaub

Titel: Mondlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Fernandos, im Raum. Mendoza kannte Santangel nicht sehr gut, wusste aber von seinem großen Talent für Finanzen; man munkelte, dass er, genau wie Talavera, aus einer Familie von conversos stammte. Talavera selbst war nicht hier, und der Kardinal fragte sich mit einem Blick auf die Monarchen, ob das Absicht war.
    Isabella überließ es ihrem Gemahl, das Wort zu ergreifen, was Mendoza, der sie kannte, sofort misstrauisch machte. Der König sagte mit seiner dünnen, schneidenden Stimme: »Euer Eminenz, meine edlen Herren - Ihr ahnt gewiss, warum wir Euch hierher gebeten haben. Wir waren sicher, dass unser Kreuzzug gegen die Heiden nun ein Ende gefunden hat, doch unser abtrünniger Vasall Boabdil weigerte sich unter einem fadenscheinigen Vorwand, uns seine Hauptstadt auszuliefern. Wir zweifeln nicht daran, dass Gott uns bei einer Belagerung zum Sieg verhelfen würde, doch angesichts der Größe Granadas würde sie sich hinziehen, und unsere Mittel sind durch die letzte Belagerung mehr als erschöpft. Überdies können wir das Heer nicht endlos lange aufrechterhalten - die letzten Ernten sind recht schlecht ausgefallen, weil kaum Bauern da waren, um sie einzubringen. Wir bitten also um Eure Meinung.«

    »Angriff«, sagte der Marquis von Cadiz sofort. »El Chico ist kein Soldat und noch weniger ein Feldherr. Er wird uns nicht lange standhalten können, und die Reichtümer in der Stadt, wenn wir sie erst erobert haben, machen eine weitere verlorene Ernte sicher wett.«
    Santangel räusperte sich. »Mit Verlaub, das glaube ich nicht. Aber ich hätte einen Vorschlag, wie Eure Hoheiten zu mehr Gold kommen könnten.«
    »Wir hören«, sagte die Königin. Der aragonische Sekretär faltete die Hände. »Mir ist klar, dass es womöglich nicht ganz der richtige Zeitpunkt ist, aber da gibt es noch immer diesen Genuesen, der…«
    »Dieser Mensch, der uns seit Jahren wegen einer Westroute nach Indien in den Ohren liegt?«, unterbrach der König unwillig. »Wir haben seine Pläne von einer Kommission untersuchen lassen. Sie haben weder Hand noch Fuß. Eine reine Verschwendung von Geld und Zeit. Und das soll uns helfen, den Staatsschatz wieder zu vergrößern?«
    »Ich habe mit dem Mann gesprochen«, sagte Luis de Santangel,
    »und ich denke, er wird seine Westroute finden. Indien ist voller Reichtümer. Sollen sie etwa an die Portugiesen fallen?«
    »Was meint Ihr, Euer Eminenz?«, fragte die Königin und wandte sich zum ersten Mal an den Kardinal. Mendoza knetete unbewusst sein Kinn. »Wir sollten die Angelegenheit im Auge behalten, Euer Hoheit, aber der Krieg hat Vorrang, und wir können es uns unmöglich leisten, eine Expedition auszurüsten, solange die Ungläubigen noch nicht besiegt sind. Deswegen schließe ich mich Don Rodrigo an.«
    Fernando von Aragon nickte langsam. »Also erst der Krieg und dann das Geld«, sagte er mit einem schmalen Lächeln. Zur allgemeinen Überraschung schüttelte die Königin den Kopf.

    »Verzeiht, mein Gemahl, doch ich bin anderer Meinung«, sagte sie.
    Isabella widersprach ihrem Gatten in der Regel nicht, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Der Kardinal konnte sich noch gut an die letzte öffentliche Auseinandersetzung zwischen den beiden erinnern, obwohl sie Jahre zurücklag; damals hatte Fernando dagegen protestiert, nur als »rechtmäßiger Gemahl« der Kö nigin von Kastilien bezeichnet zu werden, statt als König, und wollte die kastilischen Erbgesetze so ändern lassen, dass im Fall von Isabellas Tod die Krone an ihn fiel, statt an Isabellas leibliche Nachkommen. In beiden Fällen hatte er den Kürzeren gezogen, aber damals war die Königin noch jünger gewesen, noch nicht so geübt in Diplomatie. Jetzt stellten sie und Fernando vor anderen immer eine einige Front dar, »ein einziger Wille in zwei Körpern«, wie der päpstliche Legat es einmal bewundernd formuliert hatte. Dass Isabella nun mit diesem Prinzip brach, war mehr als ungewöhnlich, und sie hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden.
    »Wir haben unter unseren mangelnden Ernten zu leiden und haben doch ein freies Hinterland«, sagte die Königin ruhig.
    »Wie muss es erst für die Mauren sein? Wie muss es für sie sein, wenn wir, statt Granada in diesem Jahr anzugreifen, ohne allzu viele Kosten lediglich alles Ackerland, das nicht völlig von uns beherrscht wird, dort so verwüsten, dass in den nächsten Jahren unmöglich noch etwas darauf wachsen kann? In diesem Jahr sind sie vielleicht für eine Belagerung

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