Mondlaub
war die wichtigste Hafenstadt von Granada, und wenn sich an Malaga das Schicksal von Alhama wiederholen ließ, war der Krieg so gut wie gewonnen.
Daher übergab er den Oberbefehl wiederum Don Rodrigo Ponce de Leon.
Der Marquis von Cadiz war alles andere als glücklich über diese Ehre. Alhama zu erobern war eine Sache; ganz Granada zu durchqueren, bis zur Küste, war eine andere. Er stand mit seinen Zweifeln jedoch weitgehend allein da. Diesmal hatte er weit mehr unerfahrene Freiwillige, als er gebrauchen konnte.
Jeder sah sich bereits als Held von Malaga, und der Wohlstand der Hafenstadt tat ein Übriges.
Befehl war Befehl, und Don Rodrigo machte sich auf den Weg nach Malaga. Er schickte Kundschafter voraus, die meldeten, dass der alte Emir mit seinem Krieg gegen den jungen Emir beschäftigt und Malaga offenbar noch völlig ahnungslos war; die Stadt machte keine Anstalten, Vorbereitungen für eine Belagerung zu treffen, und es war auch keine Armee in Sicht, um die Christen abzufangen. Als sie die kleine Bergkette von Malaga erreichten und immer noch nichts geschah, schien der Sieg sicher.
Don Rodrigo griff auf seine bewährte Taktik der nächtlichen Märsche zurück und befahl bei Anbruch der Dunkelheit den Aufbruch. Sie kamen nicht sehr weit. Von der Nachhut hörte man plötzlich erstickte Schreie, die bald von einem ungeheuren Getöse übertönt wurden. An den Hängen flammten überall Feuer auf, und in ihrem flackernden Licht sah der Marquis, dass hinter ihm eine Felslawine heruntergegangen war. Nicht zufällig, denn über ihm, vor ihm, neben ihm waren die Hänge übersät mit Mauren.
Er hatte die Armee der Könige von Aragon und Kastilien in eine Falle laufen lassen.
Später stellte sich heraus, dass al Zaghal die Gefahr auf sich genommen hatte, die Christen mit einer sehr kleinen Truppe abzufangen, um nicht vorzeitig entdeckt zu werden. Außerdem hatte er sich einige der Bauern aus den Bergdörfern zu Hilfe geholt, die dann die Felslawine auslösten, welche bereits einen Teil des Heeres außer Gefecht setzte. Danach befanden sich seine Leute zwar immer noch in der Minderheit, doch in dem engen Tal nutzte den Christen ihre zahlenmäßige Überlegenheit nicht das Geringste. Noch ehe die Nacht vorbei war, führte al Zaghal zweihundertfünfzig Hidalgos und fünfhundertsiebzig einfache Soldaten mit sich als Gefangene nach Malaga. Der Hauptteil des Heeres war tot; einigen wenigen, wie dem Marquis von Cadiz, war die Flucht gelungen.
Die Gefallenen von Malaga sollten mit einer großen Messe in Cordoba geehrt werden, wo sich Fernando und Isabella zurzeit aufhielten, und Don Sancho Ximenes de Solis war eingeladen.
»Ein nobler Gedanke von der Königin, die bedauernswerten Gefallenen so zu ehren«, kommentierte Pater Alvaro.
»Ach, Blödsinn«, knurrte Don Sancho, »die Toten haben das meiste Glück gehabt. Wenigstens mussten sie sich nicht maurischen Bauern ergeben!«
»Werdet Ihr gehen?«, erkundigte sich der Priester vorsichtig.
»Ich muss ja«, erwiderte der alte Mann. »Mädchen, komm her.
Wie alt bist du? Elf? Zwölf? Egal, allmählich kommst du ins heiratsfähige Alter, und je eher ich dich vom Hals habe, desto besser. Sag deiner Duena, sie soll packen.«
Gewöhnlich mied Layla die Kapelle, aber es war im Moment niemand dort, und sie wollte allein sein. Sie sank auf eine der Bänke und versuchte, nicht das Kruzifix anzusehen.
Siehe, wer Allah Götter an die Seite stellt, dem hat Allah das Paradies verwehrt, und seine Behausung ist das Feuer; und die Ungerechten finden keine Helfer.
Ein leises Klirren ertönte und sie wandte sich um. »Ich habe dir doch prophezeit, dass du eine vollkommene Christin wirst, Lucia«, sagte Jusuf. Diesmal trug er einen Brustpanzer und ein Schwert. »Worum betest du?«
»Um Geduld, damit ich Don Sancho nicht umbringe«, entgegnete das Mädchen. Er lachte leise. »Nicht Don Sancho. Einen anderen. Auf ihn hast du lange genug gewartet.«
Layla starrte ihn an und schluckte. »Meinst du…« Er nickte.
»Während wir miteinander sprechen, Layla, wird bei Lucena eine große Schlacht geschlagen. Muhammad und Ali al Atar haben die Stadt angegriffen, aber man hat ihren Anmarsch zu früh bemerkt, und Don Diego de Cordoba, Graf von Cabra, ist mit seinen Truppen der Garnison von Lucena zu Hilfe gekommen.«
Er trat auf sie zu. »Gib mir jetzt, worum ich dich bat, und wir werden Ali al Atar gemeinsam erledigen.«
»Aber - wie? Wie willst du dorthin kommen? Und ich kann nicht
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