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Mondlaub

Titel: Mondlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Heidenhund hat uns verraten.«
    Ihrem steinernen Gesichtsausdruck entnahm er, dass etwas nicht stimmte. Erneut errötete er. »Oh… verzeiht mir. Ich bin ein Tölpel. Ich hatte schon wieder vergessen, dass Ihr… mit den beiden verwandt seid.«
    »Ihr scheint mir ernsthafte Probleme mit Eurem Gedächtnis zu haben, Don Juan.«
    Er schien entschlossen, ihre Feindseligkeit nicht zur Kenntnis zu nehmen. »Aber mein Fehler ist leicht zu erklären«, gab er zurück und lächelte sie an. »Ihr habt so gar nichts von einer Maurin an Euch, Doña Lucia.«
    Layla blinzelte ungläubig. Sollte das ein fehlgeleitetes Kompliment sein? Bevor sie antworten konnte, kehrte Doña Luisa zurück und teilte ihr mit, die Königin wünsche sie jetzt zu sehen. Auf dem Weg in das königliche Gemach ergriff Luisa Laylas Arm und flüsterte aufgeregt: »Ich kann es kaum glauben, Lucia. Wisst Ihr, wer er ist? Natürlich ist er nur der jüngste Sohn, aber trotzdem - was für eine wunderbare Gelegenheit für Euch!«
    Zuerst verstand Layla nicht, worauf die Hofdame hinauswollte; dann versteifte sie sich. »Er hat mir keineswegs einen Heiratsantrag gemacht, Luisa.«
    Doña Luisa ließ sich in ihren Spekulationen nicht beeinträchtigen. »Nein, aber er könnte es tun, wenn Ihr Eure Karten geschickt ausspielt. Verzeiht mir, wenn ich das sage, Lucia, aber Ihr solltet nicht allzu wählerisch sein. Eure Herkunft ist zweifellos edel, aber ein wenig extravagant. Der jüngste Sohn des Marquis von Cadiz wäre eine so unglaublich günstige Partie…«
    Mit einem Ruck machte Layla sich von ihr los. »Ich habe nicht die Absicht zu heiraten«, sagte sie heftig, »weder diesen albernen Heldensohn noch sonst jemanden.«
    »Darf man annehmen, dass Ihr dann ins Kloster gehen wollt, Doña Lucia?«, fragte die kühle Stimme der Königin. Luisa und Layla versanken in einen tiefen Knicks.
    »Nein, Euer Hoheit«, entgegnete Layla, auf den schwarzweiß gemusterten Boden schauend, »dazu fühle ich mich nicht berufen.« Dann hob sie den Kopf und blickte die Königin an.
    Isabella hatte sich von der Geburt ihres letzten Kindes noch nicht richtig erholt. Sie sah bleich aus, besonders in der braunen Robe, die sie trug, und Ringe lagen unter ihren Augen.
    »Aber Ihr habt auch nicht auf einen Ruf gewartet, um zu mir zu kommen. Was gibt es, Doña Lucia?«
    Sei vorsichtig, schärfte Layla sich ein. Sei höflich, sei demütig.
    »Don Martin sagte mir heute, Euer Hoheit wünschten nicht, dass mein Neffe seine Gemächer verlässt. Gibt es einen besonderen Grund dafür, Euer Hoheit? Hat der Junge vielleicht etwas falsch gemacht?«, fragte sie unschuldig.
    »Geiseln«, erwiderte die Königin kalt, »stehen immer unter Aufsicht. Besonders, wenn ihre Väter Verrat planen.«
    Layla machte ein angemessen entsetztes Gesicht. »Verrat, Euer Hoheit? Aber besagt der Vertrag meines Bruders mit der Krone nicht, dass er alle Teile Granadas, die er erobert, als Lehen halten kann?«
    »Mir scheint, Ihr wisst sehr genau, worum es geht, Doña Lucia. Also will ich Euch nicht länger davon abhalten, Euren Pflichten bei Eurem Neffen nachzukommen.«

    Muhammad hatte geglaubt, der Krieg sei ihm kein Unbekannter mehr, doch als er durch die zerstörten Straßen von Loja ritt, um Fernando von Aragon die Kapitulation der Stadt zu überbringen, erkannte er, dass er sich getäuscht hatte.
    Krieg - das waren die zerschossenen Gebäude, die verbrannten Häuser, aus denen immer noch kalter Rauch aufstieg; Krieg - das waren die Leichen von Kindern, die achtlos auf der Straße lagen, wo es einmal undenkbar gewesen war, Fremde unbeerdigt zu lassen; Krieg - das war Fernando, der sich noch nicht einmal einen Tag durch seine Botschaft hatte aufhalten lassen.
    Er war selbst mehrfach verwundet worden, sein Schwertarm war getroffen, doch er spürte es kaum, während er die Ansammlung aus Trümmern durchquerte, die einmal Loja gewesen war. Eine unheimliche Stille herrschte; nur hier und da erkannte einer der wenigen Einwohner, die sich blicken ließen, Muhammad und verfluchte ihn. Und ich bin schuldig, dachte Muhammad. Nicht, weil ich diese Stadt nicht verteidigen konnte; selbst Tariq der Eroberer hätte sie nicht gegen diese Armee halten können. Weil ich es trotzdem versucht habe, wider besseres Wissen; ich habe mir auf Kosten dieser Menschen beweisen wollen, dass die Christen nicht unbesiegbar sind, dass nicht nur al Zaghal ein großer Krieger ist.
    Fernandos Armee hatte sich inzwischen im unteren Stadtbereich

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