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Mondlaub

Titel: Mondlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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niedergelassen, aber das Zelt des Königs und seiner Unterfeldherren befand sich außerhalb der Stadt, und Muhammad musste das gesamte christliche Heer durchqueren. Er beherrschte die Sprache der Sieger zu gut, um nicht jeden einzelnen ihrer Rufe zu verstehen. »Schattenkönig« war noch der freundlichste.
    Fernando hatte es nicht nötig, Beschimpfungen von sich zu geben. Er streckte nur seine Hand aus, und mit zusammengebissenen Zähnen sank Muhammad auf die Knie und küsste sie.
    »Nun, Fürst«, sagte der Marquis von Cadiz, der die Belagerung und die Attacken organisiert hatte, »Seine Hoheit ist großzügig und wird den Bruch Eures Vasalleneids übersehen. Dafür…«

    Alles hatte seine Grenzen. Muhammad stand auf. »Ich bin mir keines Eidbruches bewusst. Ich hielt diese Stadt als ein Lehen der Krone, wie es vertraglich festgelegt wurde.«
    Der Graf de Cabra, den es wurmte, dass ihm diesmal kein Teil des Heeres anvertraut worden war, sagte aufbrausend: »Ihr wagt es…« Fernando hob die Hand, und Schweigen kehrte in das Zelt ein. Dann sprach der König zum ersten Mal selbst.
    »Wie Don Rodrigo schon sehr richtig sagte, Euer… irrtümliches Bündnis mit dem Usurpator al Zaghal, über das wir Bescheid wissen, spielt keine Rolle. Wir werden Euch auch weiterhin als unseren Vasallen unterstützen, vorausgesetzt, Ihr erfüllt unsere Bedingungen.«
    »Um welche Bedingungen handelt es sich?«, fragte Muhammad tonlos. Mit dem Kinn wies Fernando auf den Marquis von Cadiz, der ein Dokument entrollte und laut vorlas.
    »Abu Abdallah Muhammad ben Ali, auch genannt Boabdil, gibt hiermit endgültig jeden Anspruch auf ein Königreich Granada auf. Er verpflichtet sich, Ihre Majestäten bei der Eroberung des ehemaligen Königreiches Granada in jeder Weise zu unterstützen und seine Person für alle Unternehmungen, die Ihre Majestäten für dieses Ziel in Gang setzen, zur Verfügung zu stellen.
    Nach Beendigung des Krieges wird er die Hauptstadt Granada an seine Lehnsherren übergeben. Dafür gewähren ihm die Kö nige von Kastilien und Aragon alle Teile des ehemaligen Kö nigreiches Granada als Lehen, die innerhalb von sechs Monaten von dem Usurpator Abu Abdallah Muhammad ben Said, auch genannt al Zaghal, erobert werden können. Zusätzlich erhält Abu Abdallah Muhammad ben Ali, auch genannt Boabdil, den Titel eines Herzogs von Guadix.«
    Muhammad wusste, was sein Onkel in dieser Lage getan hätte: Er hätte das Dokument zerrissen, dem Marquis und Fernando in den Hals gestopft und anschließend sein Leben so teuer wie möglich verkauft. Und danach wäre Granada zur spanischen Provinz geworden, unter kastilischen Gesetzen. Er dachte an Cordoba. Er dachte an das zerstörte Loja. Es gab nur einen Weg in eine Zukunft, in der er Granada noch Schutz vor der völligen Vereinnahmung gewähren konnte: auf Fernandos Bedingungen einzugehen. Solange er, Muhammad, Herrscher über Granada war, selbst als Vasall dieses Königs, würde es noch Granada bleiben können. Das glaubte er. Er musste es glauben.
    »Ich nehme an«, sagte er schließlich.
    Fernando lächelte dünn. »Ich wusste, dass Ihr das tun würdet.«

    Das ständige Gefühl des Eingesperrtseins auf engem Raum ließ Laylas Alpträume zurückkehren. Manchmal war es Ali al Atar, der Tariq enthauptete, manchmal war sie es, die Ali al Atar tötete, doch der schlimmste Traum war der, den sie eine Woche nach ihrer verunglückten Audienz bei Isabella hatte. In ihrem Traum war Tariq noch am Leben, und wieder wusste sie nicht, dass er je gestorben war. Die Zwillinge rannten durch den Lö wenhof, hielten sich an den Säulen fest und versuchten, sich gegenseitig einzufangen, doch als sie Tariq schließlich packte, starrte er sie entsetzt an und fragte: »Wer bist du?« Blinde Wut stieg in ihr auf, und mit einem Mal hielt sie ein Schwert in der Hand und schlug zu, wie Ali al Atar zugeschlagen hatte. Tariqs Kopf rollte davon, aber seine Lippen bewegten sich noch, und er sagte: »Du hast mich umgebracht.«
    Es gab auch Schutzsprüche gegen schlechte Träume, aber darin hatte Jusuf Recht gehabt: Layla glaubte nicht mehr an Schutz.
    Tagsüber war sie noch gereizter und kürzer angebunden als sonst.
    »Aber ich will das nicht essen! Das ist eklig!«
    Layla schaute auf den Jungen herab, der mittlerweile bald drei Jahre in Kastilien lebte, und musste sich bemühen, ihn nicht zu ohrfeigen.

    »Du hast es schon öfter gegessen, Suleiman. Und wenn du es jetzt nicht tust, dann bekommst du heute nichts

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