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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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habe, wollte sie nicht mal einen Fuß in das Sargzimmer setzen.«
Soll das ein Witz sein? fragte sich Haggerty. Der Bursche hatte diese Erklärung quasi schon parat, stellte er fest. Zehn zu eins, daß er schon von Maggie Holloways Verschwinden gehört hatte.
Bateman stand auf. »Ich sehe jetzt mal nach dem Bild.«
»Noch nicht«, sagte Brower. »Zuerst möchte ich noch über ein kleines Problem mit Ihnen reden, das Sie hatten, als Sie im Latham Manor einen Vortrag hielten. Mir ist da was von viktorianischen Friedhofsglocken zu Ohren gekommen und daß man Sie aufgefordert hat, das Haus zu verlassen.«
Bateman hämmerte wütend mit der Faust auf den Schreibtisch. »Ich will nicht darüber reden! Was ist eigentlich mit euch allen los? Erst gestern mußte ich Maggie Holloway genau dasselbe erzählen. Diese Glocken sind in meinen Lagerraum weggeschlossen, und dort werden sie auch bleiben. Ich werde nicht darüber reden. Kapiert?« Sein Gesicht war weiß vor Zorn.

79
    Das Wetter schlug um, und es wurde wesentlich kühler. Die Morgensonne war Wolken gewichen, und bis elf war der ganze Himmel trüb und grau.
    Neil und sein Vater saßen auf zwei steifen Holzstühlen, die zusammen mit einem Schreibtisch plus Bürostuhl für die Sekretärin alle Einrichtungsgegenstände im Empfangsraum von Hansens Büro darstellten.
    Die einzige Angestellte war eine wortkarge junge Frau von etwa zwanzig, die ihnen gelangweilt mitteilte, Mr. Hansen sei seit Donnerstag nachmittag nicht mehr im Büro erschienen, und das einzige, was sie wisse, sei, daß er gesagt habe, er werde heute gegen zehn kommen.
    Die Tür, die zu dem inneren Büro führte, war offen, und sie konnten sehen, daß dieser Raum genauso spärlich eingerichtet war wie das Empfangszimmer. Ein Schreibtisch, ein Stuhl, ein Aktenschrank und ein kleiner Computer waren alles, was sie dort entdecken konnten.
    »Sieht nicht grade nach einer florierenden Maklerfirma aus«, sagte Robert Stephens. »Also, ich würde sogar sagen, es sieht eher nach einer Bude aus, wo verbotene Glücksspiele stattfinden – so angelegt, daß man schleunigst verschwinden kann, sobald einem jemand auf die Schliche kommt.«
    Neil fand es qualvoll, einfach hier sitzen zu müssen, ohne etwas zu unternehmen. Wo ist Maggie? fragte er sich immer wieder.
    Sie ist am Leben, sie ist am Leben, wiederholte er voller Entschlossenheit. Und ich finde sie. Er versuchte sich nun auf das, was sein Vater sagte, zu konzentrieren, und antwortete dann: »Ich bezweifle, daß er seinen potentiellen Kunden diesen Laden vorführt.«
    »Tut er auch nicht«, erwiderte Robert Stephens. »Er lädt sie zu aufwendigen Mittag- und Abendessen ein. Nach dem, was mir Cora Gebhart und Laura Arlington erzählt haben, kann er der vollendete Charmeur sein, allerdings haben auch beide gesagt, daß er eine Menge Kenntnisse über Kapitalanlagen zu haben schien.«
    »Dann hat er irgendwo einen Intensivkurs gemacht. Unser Fahndungsspezialist, der ihn überprüft hat, erzählte mir, daß Hansen schlicht und einfach wegen Unfähigkeit von zwei Maklerfirmen gefeuert worden ist.«
    Beide Männer drehten ruckartig den Kopf herum, als die Eingangstür aufging, gerade rechtzeitig, um den perplexen Gesichtsausdruck Hansens mitzubekommen, als er sie dort sitzen sah.
    Er denkt, daß wir Cops sind, erkannte Neil. Er muß schon von dem Selbstmord seines Onkels gehört haben.
    Sie erhoben sich. Robert Stephens ergriff als erster das Wort. »Ich vertrete Mrs. Cora Gebhart und Mrs. Laura Arlington«, sagte er in förmlichem Ton. »Als ihr Steuerberater bin ich hier, um die Aktienkäufe zu erörtern, die Sie vorgeblich vor kurzem für die beiden Damen abgeschlossen haben.«
    »Und ich bin hier, um Maggie Holloway zu vertreten«, verkündete Neil voller Zorn. »Wo waren Sie letzte Nacht, und was wissen Sie über ihr Verschwinden?«

80
    Maggie fing unkontrollierbar an zu zittern. Wie lange war sie schon hier? fragte sie sich. War sie zwischendurch eingeschlafen, oder hatte sie das Bewußtsein verloren? Ihr Kopf tat so weh. Ihr Mund fühlte sich ausgedörrt an.
    Wie lange war es her, seit sie zum letztenmal um Hilfe gerufen hatte? Wußte denn überhaupt jemand, daß sie verschwunden war?
    Neil. Er hatte gesagt, daß er heute abend anrufen würde. Nein, gestern abend, dachte sie und versuchte, ein Gefühl für die Zeit zu bekommen. Ich war um neun Uhr im Museum, rief sie sich ins Gedächtnis. Ich weiß, daß ich schon seit Stunden hier bin. Ist es jetzt schon Vormittag

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