Mondmädchen
nur ihr Ehemann – ihren Erstgeborenen nicht leiden können … Und Tonia ist so groß geworden, dass du sie kaum wiedererkennen würdest«, berichtete ich von Antonia der Jüngeren, seiner liebsten Spielgefährtin. »Sie sendet dir das hier.« Ich steckte ein kleines Briefchen, das sie geschrieben hatte, zwischen die Blüten.
»Juba forscht ständig nach neuen Erkenntnissen, die er in zukünftigen Büchern zu verwenden hofft«, fügte ich hinzu. Ich wagte nicht einmal, Ptolis Ka gegenüber zuzugeben, dass meine Gefühle für Juba sich nie verändert hatten. Sie waren sogar mit der Zeit noch stärker geworden, obwohl ich das gut zu verbergen wusste. Zumindest hoffte ich es.
Juba begleitete Alexandros und mich oft nach Capua. Wenn er uns nicht persönlich begleiten konnte, schickte er einen seiner Männer. Er erklärte nie, warum, aber ich nahm an, er sorgte sich um unsere Sicherheit. Reisen in der Umgebung Roms waren gefährlich – es bestand immer die Gefahr, dass uns Banditen auflauerten. Oft fragte ich mich, ob Livia wohl hoffte, sich diese Gefahr eines Tages zunutze zu machen, um uns irgendwie »verschwinden« zu lassen. Schließlich gestand sie uns üblicherweise nicht mehr als zwei schmächtige Stalljungen als Schutzbegleitung zu. Gemeinsam hätten die beiden Jungen vielleicht einen einarmigen, einäugigen Krüppel in die Flucht schlagen können. Jubas Eingreifen war nur eine von vielen Gelegenheiten, bei der er uns vor der Frau unseres Feindes beschützte.
»Zosima will mich ständig dazu bringen, dass ich mich anders anziehe. Sie will, dass ich mich mit einer Palla bedecke, was ich auch tue, wenn ich unterwegs bin, aber ich sehe nicht ein, warum ich das auch innerhalb des Hauses tun sollte.« Ich ahmte ihren belehrenden Tonfall nach: » ›Du hast jetzt den Körper einer Frau. Es ist ungehörig, wenn du deine Arme zeigst oder dich in so dünnen Stoff kleidest!‹ Ich glaube wirklich, sie hat schon vergessen, wie wir uns in Ägypten gekleidet haben. Diese Römer mit ihren altmodischen Sitten!«
Ich legte einen kleinen Kieselstein auf Ptolis Opfertischchen. »Das ist von Sebi«, flüsterte ich und horchte auf das hohle Klicken auf dem Metall. Obwohl ich seine Katze mit zu mir in mein Cubiculum genommen hatte, war Sebi seit Ptolis Tod verändert. Eine lustlose Trägheit schien den Kater befallen zu haben. Wenn er doch einmal wie ein kleines Kätzchen spielte – und wie in diesem Fall einen kleinen Kieselstein durchs Zimmer rollen ließ –, dann nahm ich das als Zeichen und brachte Ptoli etwas Ähnliches als Geschenk mit.
Während ich sein Porträt betrachtete, überlegte ich, was Ptoli wohl von der Isis-Priesterin von Capua gehalten hätte. Hätte sie bei ihm Gedanken an Ägypten und schöne Erinnerungen wachgerufen? Oder hätte sie ihn nur verwirrt? Ich dachte daran, wie ich bald nach seiner Bestattung – in einer Grabstätte, für die die Herrin der Isis mit Spenden ihrer Gläubigen bezahlt hatte – zunehmend wütend auf sie gewesen war.
Eines Nachmittags hatte ich Isetnotfret angesprochen, als sie gerade den Gebetsraum verließ. »Jetzt sind wir schon seit Jahren in Rom und du hast nichts unternommen«, warf ich ihr vor. »Ptoli könnte heute noch am Leben sein, wenn du nur etwas getan hättest! Wenn du mich nur kontaktiert hättest! Amunet hat mir versprochen, dass ihre Verbündeten etwas für uns tun würden, aber du …«
Isetnotfret hatte mich am Oberarm gepackt und mich zu ihrem privaten Rosengarten geschleift. »Du darfst nie so offen über diese Dinge reden«, hatte sie mir mit gesenkter Stimme befohlen. »Man kann nie wissen, wer uns belauscht!«
Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass es selbst im Haus der Göttin Spione geben könnte. Aber sobald wir in ihrem kleinen Garten angekommen waren, hatte sie zugelassen, dass ich all meine Wut und meine Trauer in einer Sturzflut von heißen Tränen und wildem Flüstern über sie ergoss.
Nachdem ich endlich zum Ende gekommen war, hatte die Herrin der Isis traurig mit dem Kopf genickt. »Auch mir gefallen diese Verzögerungen nicht«, hatte sie gesagt, »aber diese Dinge brauchen ihre Zeit. Die Plünderungen der Römer haben Ägypten stärker in Mitleidenschaft gezogen, als irgendjemand vorhersehen konnte. Sobald sich die Situation stabilisiert hat, werden wir unsere Pläne zu deiner Wiedereinsetzung vorantreiben. Du musst Geduld haben.«
»Aber was sind das für Pläne? Und warum kannst du nicht …«
Sie hatte eine Hand gehoben, um mich
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