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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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gemeinsam mit mir in die Mysterien initiiert zu werden. Danach wollte ich zu Juba gehen und ihn bitten, uns zu begleiten. Ich wollte nicht auf Livias Stalljungen zurückgreifen, da die ihrer Herrin gewiss über alle meine Aktivitäten in Capua berichten würden. Je weniger Livia über meine Verbindung zur Göttin und dem Tempel wusste, desto besser.
    Ich entdeckte Zosima, die gerade Obst in den Becken hinter der Küche wusch. »Hast du Alexandros gesehen?«, fragte ich sie.
    »Nein«, antwortete sie, obwohl ihre Augen in Richtung des hinteren Gartens wanderten. Ich grinste sie an. »Warte!«, rief sie, während ich schon davoneilte.
    Die rückwärtigen Gärten waren üppig und dicht mit Myrten, Zypressen und Buchsbaum bewachsen. »Alexandros?«, rief ich.
    Ein Rascheln kam aus der Richtung der kleinen Baumgruppe neben den Blumenbeeten. Ich ging näher und rief noch einmal seinen Namen, blieb dann stehen, da ich mir sicher war, leise Stimmen gehört zu haben. Ptolis Kater kam plötzlich aus einem der Büsche gesprungen, eine kleine grüne Schlange zappelte in seinem Maul.
    Ich erschrak. »Bei den Göttern, Sebi! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!«, sagte ich zu seinem sich rasch entfernenden Hinterteil mit dem stolz in die Luft gestreckten Schwanz des Siegers. »Alexandros?«, rief ich.
    Ich hörte wieder Stimmen und einen scharfen Atemzug und folgte den Geräuschen leise um eine Gruppe hoher Zypressen herum.
    »Schwester!«
    Ich zuckte zusammen. Alexandros war aus einem Gebüsch hervorgekommen.
    »Was tust du hier?«, fragte er. Sein Gesicht war gerötet, seine Tunika zerknittert und mit Blättern und kleinen Zweigen übersät.
    »Ich habe nach dir gesucht.«
    »Das sehe ich. Warum gehst du nicht einfach zurück und ich komme dann später nach, ja?« Er wirkte nervös und fahrig.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Ja. Geh jetzt bitte.«
    Aus dem Gebüsch hinter ihm ertönte ein Rascheln. Alexandros wirkte beunruhigt. Endlich begriff ich. Mir schoss die Röte ins Gesicht.
    »Ja, äh, aber komm bald, ja? Ich muss dich etwas Wichtiges fragen.«
    Er nickte, seine Aufmerksamkeit galt schon wieder der Person, die er vor meinen Blicken zu verbergen versuchte. Ich platzte fast vor Neugier, aber ich wusste, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war. Im Weggehen bemerkte ich die große Erleichterung, die sich auf Alexandros’ Gesicht breitmachte.
    Ich wusste, ich hätte einfach weitergehen solle, aber ich konnte nicht widerstehen. Ich drehte mich um und versuchte einen Blick auf den Schwarm meines Bruders zu erhaschen. Eine von den neuen Dienerinnen? Die Tänzerin mit den üppigen Rundungen, die manchmal bei Octavians Festgelagen auftrat? Ich konnte kaum durch das dichte Blätterwerk sehen, aber ich erblickte einen Schopf blonder Haare, begleitet von einem eindeutig männlichen Flüstern und einem tiefen männlichen Lachen.
    Mir entfuhr ein Ausruf des Erstaunens und ich schlug die Hand vor den Mund. Marcellus? Mein Bruder war in Marcellus verliebt? Überrascht schüttelte ich den Kopf. Ach, was Octavian dazu wohl sagen würde , dachte ich. Sein Goldjunge mit dem Sohn seines Feindes. Der hübsche Marcellus! Ich rannte zu Zosima zurück und musste dabei die ganze Zeit kichern.
    Auf dem Weg zum Abendessen im Triclinium holte ich Alexandros ein, aber er hatte keine Lust, sich mit mir zu unterhalten. Als ich fragte, ob er mit mir zum Tempel der Isis zu den Mysterien kommen wollte, machte er ein entsetztes Gesicht.
    »Hat die Göttin dich denn nicht gerufen?«, flüsterte ich überrascht.
    Er schüttelte den Kopf und ging weiter.
    »Bruder, warte«, sagte ich. »Bitte, das wegen heute Nachmittag, das muss dir nicht peinlich sein.«
    Er stöhnte.
    »Wenn du willst, dass es ein Geheimnis bleibt, dann werde ich mich daran halten, obwohl ich es nicht verstehe.«
    »Du verstehst nicht, warum es notwendig ist, das geheim zu halten?«, zischte er mir zu. »Dann überraschst du mich, Schwester, denn ich hätte gedacht, dass du erkennst, um was für eine Katastrophe es sich handelt!«
    Damit stapfte er davon, die Röte stieg an seinem Hals hoch. Bei den Göttern, vielleicht war das alles ernster, als ich gedacht hatte. Es schien, als hätte es Alexandros wirklich schwer erwischt.
    Beim Essen an jenem Abend teilte Alexandros sich wie so oft eine Liege mit Marcellus und Juba und schien seinen Geliebten dabei betont zu missachten. Ich hatte mich bei Antonia der Älteren und Julia niedergelassen. Livia und Octavian speisten an

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