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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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derart auf die Probe?
    Juba seufzte. »Ich musste dich noch ein letztes Mal sehen.«
    Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Ich schloss sie. Spürte, wie er näher kam. Er nahm mein Kinn in seine Hände. »Kleopatra Selene«, flüsterte er ganz nah an meinen Lippen, und ich fühlte wie ein Schauer meine Brust hinab bis in meinen Bauch lief. »Ich …«
    Schwere Schritte auf dem Kiesweg zum Brunnen. Ich wich vor Juba zurück und sah, wie ein überraschter und verletzter Ausdruck über sein Gesicht huschte, genau wie ich es in der Vision bei meiner Initiation gesehen hatte.
    »Kleopatra Selene« flüsterte jemand laut. »Bist du da? Ich bin’s?«
    Marcellus.
    »Bei den Göttern. Ich hätte eine Lampe mitnehmen sollen. Das ist ja lächer…« Er blieb stehen, als er uns bemerkte. »Juba! Was machst du denn hier?«
    »Mir war nicht klar, dass ich ein romantisches Stelldichein stören würde«, erwiderte Juba kühl. »Ich werde jetzt gehen, damit ihr alleine sein könnt.«
    »Ja, tu das«, sagte Marcellus gereizt.
    Juba wandte sich ab und ging mit durchgedrücktem Rücken davon. Warum gingen wir immer voneinander fort?«
    »Was hatte denn das zu bedeuten?«, fragte Marcellus. »Will er … versucht er, dich mir auszuspannen?«
    Ich lachte nervös. »Nein, nein. Ich glaube, er wollte nur einen Rat, wie … wie er am besten um das Mädchen aus der Subura werben soll.«
    Marcellus atmete auf. »Ach ja, stimmt. Der arme Kerl.« Er wandte sich zu mir und lächelte. »Du siehst wie eine Göttin aus heute Abend. Wie die strahlende Königin der Liebe.«
    Und doch fühlte ich mich so kalt und distanziert wie Artemis, die Göttin des Mondes. Er fuhr mit den Fingern meinen Hals entlang, doch ich entzog mich ihm. »Du gehst fort«, sagte ich.
    »Ich kann an nichts anderes als an dich denken, Kleopatra Selene. Du hast mich verhext.«
    Ich schluckte. Das waren gefährliche Worte. Octavian hatte ganz Rom gegen meinen Vater aufgewiegelt mit der Behauptung, meine Mutter hätte ihn »verhext«. »Ich habe nichts dergleichen getan!«
    Er lachte leise in sich hinein. »Das ist doch nur bildlich gemeint. Komm jetzt. Ich will eine Göttin küssen.« Er beugte sich zu mir und küsste mich sanft auf den Mund.
    Ich rief mir meinen Plan in Erinnerung … mich mit Marcellus zu verbünden … und Ägypten wiederzugewinnen. Ich konnte es schaffen. Ich erwiderte seinen Kuss und nach einer Weile drückte Marcellus seinen ganzen Körper gegen meinen und ließ seine Hände über meinen Rücken und meine Hüften gleiten. Er gab ein leises, unterdrücktes Stöhnen von sich, das mir Angst machte. War ich wirklich bereit, mich ihm ganz hinzugeben? Was wäre, wenn er danach, wie Juba vorhergesagt hatte, das Interesse an mir verlor? Das durfte ich nicht riskieren.
    Ich versuchte, mich aus seiner Umarmung zu befreien, doch Marcellus hielt mich fest an sich gedrückt. Er fing an, mir das Kleid über die Hüften zu schieben.
    »Nein!«, sagte ich, als es mir schließlich gelang, mich von ihm zu lösen. »Das kann ich nicht.«
    »Selene«, flüsterte er. »Ich gehe fort, um in der Schlacht zu kämpfen. Vielleicht werde ich nicht zurückkehren.«
    »Natürlich wirst du zurückkommen«, sagte ich ein wenig streng. Diese Worte hörte ich nun schon das zweite Mal an diesem Abend – doch diesmal empfand ich keine Angst, sondern eher Ärger.
    Marcellus schien meine Reaktion als Nervosität zu deuten. »Meine süße kleine Jungfrau«, sagte er mit einem Seufzer. »Das vergesse ich immer wieder. Ich will dich nicht drängen. Ich werde einfach die köstlichen Qualen des Wartens auf dich ertragen müssen. Die Frage ist nur«, fuhr er fort, »ob du auch auf mich warten wirst?«
    Bei den Göttern, seine Abreise änderte wirklich alles. Würde ich damit meine einzige Chance auf eine Zukunft in Ägypten verlieren?
    »Gibt es denn noch jemanden, der um deine Aufmerksamkeit buhlt, Kleopatra Selene?«, fragte er misstrauisch.
    »N-nein!«
    »Und warum zögerst du dann?«
    »Dein Onkel hat mir gesagt, dass er beabsichtigt, mich mit Corbulo zu verheiraten. Mit Corbulo dem Älteren.«
    »Was? Mit dem mörderischen, alten Lustmolch? Warum, um alles in der Welt, sollte er das tun?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich fürchte, es wird schon bald geschehen.«
    »Wird es nicht. Corbulo ist nämlich in Stabiae. Und wir brechen morgen nach Iberien auf. Er hat also keine Zeit, mit Corbulo zu verhandeln – und glaub mir, Corbulo wird einen Handel daraus machen. Außerdem

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