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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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schenkte er mir sein langsames, sinnliches Lächeln.
    »Welchem Anlass haben wir diese wundervolle Erscheinung zu verdanken?«, fragte er.
    Ich zuckte die Achseln und ließ den seidigen Stoff dabei ganz leicht über meine Schulter gleiten.
    »Vielleicht feiert sie die Tatsache, dass auch du nach Hispania aufbrechen wirst?«, sagte Juba zu ihm.
    Ich versuchte, meine Überraschung hinunterzuschlucken. »Wirklich?«
    Marcellus nickte und nahm einen Schluck von seinem Wein. »Ich sollte eigentlich erst nächsten Monat nachkommen, aber Caesar will, dass ich ihn gleich begleite.« Er schaute zu Juba hinüber. »Juba kommt übrigens auch mit.«
    »Warum so kurzfristig?«, fragte Alexandros. »Was ist passiert?«
    »Caesar will wohl meine Standhaftigkeit auf dem Schlachtfeld ein wenig auf die Probe stellen, denke ich«, sagte Marcellus und grinste zu Octavian hinüber. »Ein guter Offizier muss immer bereit sein, kurzfristig zu reagieren. Und Juba hat selbst darum gebeten, uns auf dieser Reise zu begleiten, nicht wahr?«
    Juba nickte.
    »Ich fürchte, dass ihm jemand das Herz gebrochen hat«, fuhr Marcellus fort. »Warum sonst sollte unser großer Gelehrter sich plötzlich aktiv ins Kriegsgeschehen einmischen?«
    Jubas Kiefer mahlten, doch er beachtete Marcellus nicht. Ich konzentrierte mich darauf, ein unbewegtes Gesicht zu machen.
    Julia konnte nicht widerstehen. »Wer, Juba? Wer hat dir das Herz gebrochen?«
    »Er will es nicht sagen«, sagte Marcellus, »aber Lucius Clovius hat gesehen, wie er sich vor ein paar Tagen mit seiner geheimnisvollen Geliebten in der Subura getroffen hat!« Clovius war der Offizier, dessen Aufgabe es gewesen war, den »Verräter« aus Octavians Haushalt zu stellen.
    »In der Subura!«, rief Octavia erstaunt aus. »Juba!«
    Juba warf Marcellus messerscharfe Blicke zu.
    »Unser Freund scheint seinen Sinn für Humor verloren zu haben«, sagte Marcellus. »Und er will nicht verraten, wer das geheimnisvolle Mädchen ist. Clovius meinte, sie wäre ihm irgendwie bekannt vorgekommen, und er vermutete, es wäre eine Frau aus vornehmem Hause in Verkleidung, damit sie sich vor ihrem Ehemann davonschleichen konnte.«
    Octavian stöhnte. »Wie kann es sein, dass jedes Mal, wenn ich versuche, ein Gesetz zur Verbesserung der Moral unserer großen Republik durchzubringen, einer aus meiner eigenen Familie etwas tut, um mich zu untergraben? Juba, vergiss nicht, wenn der Ehemann dich erwischt, dann hat er als Familienoberhaupt nach meinen neuen Gesetzen das Recht dich zu töten und muss dafür nicht mal Strafe bezahlen!«
    Wie gut, dass es diese Gesetze in Rom noch nicht gab, als du eine Affäre mit Livia hattest , dachte ich. Er hatte Livia ihrem ersten Ehemann weggenommen, als sie mit Drusus schwanger war. Aber ich hielt den Mund. In Anbetracht seiner Drohung, mich mit Corbulo zu verheiraten, musste ich Octavian nicht noch mehr als nötig gegen mich aufbringen.
    »Die betreffende Dame ist nicht verheiratet«, sagte Juba.
    »Und wo liegt dann das Problem?«, fragte Octavia ehrlich besorgt. »Und warum hast du dich ausgerechnet in der Subura mit ihr getroffen?« Sie hielt inne und riss die Augen weit auf. »Oh, bitte sag nicht, dass Marcellus’ Freund sich geirrt hat und sie doch eine Plebejerin ist, Juba. Du darfst dich keinesfalls mit einer aus der Unterschicht einlassen!«
    »Ich möchte jetzt wirklich nicht weiter darüber sprechen«, sagte Juba.
    »Nun ja, es gibt doch nichts Besseres als einen Kampf gegen die Barbaren, um den Liebeskummer loszuwerden«, sagte Marcellus. »Uns wird bestimmt nicht langweilig werden, denkst du nicht auch?«
    Die Unterhaltung wandte sich dem Krieg zu. Während des Essens versuchte ich, mir darüber klar zu werden, inwiefern Marcellus’ rasche Abreise meine Pläne beeinflusste. Ich hatte gehofft, die langsame Verführung fortsetzen zu können, die ihn an mich binden sollte. Aber nun ging er nach Iberien! Und Juba noch dazu.
    Octavian wandte sich an Vergil. »Nun, Amicus «, sagte er. »Wie weit ist das Epos, das ich in Auftrag gegeben habe?«
    »Was für ein Epos?«, fragte Julia in schmollendem Ton, während sie gleichzeitig eine in Weinblättern gedünstete Flamingozunge von einem Teller nahm, der von einem Sklaven gehalten wurde. »Davon wusste ich ja gar nichts.«
    »Nun, kleine Gebieterin«, sagte Maecenas, »unser begnadeter Dichter schreibt ein Epos über die Geschichte von Rom, das selbst Homer Konkurrenz machen wird.«
    Ich gab mir Mühe, nicht laut loszuprusten. Kein

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