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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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unser aller Tod zu verantworten haben, denn ebenso sicher, wie ich in dem staubigen Berberland sterben würde, würden auch mein Bruder und unsere Amme dort umkommen. Verzweiflung zerriss mein Innerstes. Warum bestrafte man mich so? Warum hatte die Göttin mich in die Irre geführt?
    »Schwester?«, sagte Alexandros und ich zuckte zusammen. »Sitzt du hier schon die ganze Zeit? Komm, sieh doch mal das Gute an der Sache.«
    Ich stöhnte. »Was gibt es da schon Gutes? Dass wir schon auf dem Meer sterben werden oder doch erst in der Wüste?«
    »Dass wir diesen verfluchten Ort hier nie mehr wiedersehen müssen.«
    Ich seufzte. »Hast du mit Julia gesprochen?«
    »Nein, sie wollten mich nicht zu ihr lassen. Sie haben verboten, dass wir Julia oder Marcellus sehen, nicht einmal, um uns zu verabschieden.«
    Ich schloss die Augen. Es war wirklich vorbei.
    »Es tut mir leid, Schwester. Hast du Marcellus denn geliebt?«
    Ich schüttelte den Kopf. Es ging hier gar nicht um Marcellus. »Ich verstehe dich nicht«, sagte ich. »Wenn Julia dir auch nur irgendetwas bedeutet hat, wie kannst du dann so froh sein?«
    »Weil wir hier fortgehen. Wir verlassen endlich Rom. Und wir haben immer noch uns. Das ist doch auch etwas wert, oder etwa nicht?«
    Ich machte den Mund auf, um zu widersprechen, doch da bemerkte er einen Diener, der einen leeren Teller davontrug. »Wir haben unsere Morgenmahlzeit noch gar nicht eingenommen«, rief er. »Sorge dafür, dass man uns etwas hier nach draußen bringt.«
    Der Diener nickte und eilte davon.
    »Wie kannst du in so einem Augenblick ans Essen denken?«, fragte ich.
    »Du weißt doch, dass mir nichts den Appetit verderben kann. Und außerdem«, sagte er und verzog das Gesicht, »sollten wir uns noch mit den außerordentlichen Köstlichkeiten der römischen Küche den Bauch vollschlagen, so lange wir können.«
    »Ja, Garum gekocht in Garum «, bemerkte ich mürrisch.
    Er lachte. »Ich hätte dem Diener sagen sollen, dass er kein Garum bringen soll. Die Göttin mag wissen, was sie uns anschleppen.«
    »Käse in Garum . Obst in gesüßtem Garum . Oliven in Garum …«
    »Halt!«, rief er lachend. »Sonst vergeht mir wirklich noch der Appetit.«
    »Alexandros«, fragte ich. »Tut es dir wirklich gar nicht leid, dass du Julia nun nie mehr wiedersehen wirst? Ihr bricht es das Herz, dich zu verlieren.«
    Er seufzte. »Ich mag sie schon. So ist es nicht. Aber die Aussicht, Rom für immer verlassen zu können … Ich fühle mich wie Persephone, die zum ersten Mal aus dem Hades geführt wird.« Alexandros hob sein Gesicht zur Sonne.
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte ich und freute mich doch insgeheim. Denn meinen Bruder endlich wieder hoffnungsfroh zu sehen, nahm allem anderen, was mit uns geschah, die Schärfe. Und, wie er gesagt hatte, wir wurden nicht getrennt. Vielleicht würde Alexandros – endlich dem Schatten von Octavian und Tiberius entkommen – wieder ganz der Alte werden.
    Ein Diener kam und brachte ein kleines Tischchen und eine Platte mit Nüssen, Oliven, Weichkäse, Birnenstücken, Gerstenbrot und zwei Tonbecher mit honiggesüßtem Wasser.
    »Kein Garum , wie ich sehe«, bemerkte ich. »Vielleicht hat Fortuna nun endlich Mitleid mit uns bekommen und überschüttet uns mit ihren Wohltaten.«
    Alexandros grinste und bemerkte meinen Sarkasmus gar nicht. Er betrachtete den Teller mit solcher Vorfreude und solchem Genuss, dass ich unausweichlich an Ptoli denken musste. Ich fühlte, wie sich mein Herz zusammenkrampfte, auch wenn ich meinen Zwillingsbruder gleichzeitig anlächelte. Bei den Göttern, was hätte ich darum gegeben, ihn jetzt hier bei uns zu haben – nun, da wir endlich von hier fortgingen! Mir fiel ein, dass ich noch dafür sorgen wollte, dass Ptolis Leichnam aus dem Isis-Tempel zu uns gebracht wurde. Ich wollte nicht noch einmal von ihm getrennt werden.
    Ein weiterer Diener kam herbei mit einem Kelch voll Wein. Er brachte ihn mir und verbeugte sich.
    »Danach habe ich aber nicht geschickt«, sagte ich mit vollem Mund und deutete mit einem Brotstück auf meinen Becher mit Wasser.
    »Ja, aber Domina lässt dir dies zur Feier deiner bevorstehenden Hochzeit in Afrika reichen. Ihr bester Falerner.«
    Ich runzelte die Stirn. Livia triumphierte. Diese Hexe! Ich konnte wetten, dass sie das alles ziemlich komisch fand. Große Unterhaltung, über die sie sich bei ihren Festgelagen zum Vergnügen aller auslassen konnte – wie ihr Ehemann die Tochter der Königin von Ägypten nach Afrika

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