Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
Vom Netzwerk:
Vergnügen, euch endlich kennenzulernen«, sagte sie.
    Ich wusste, dass sie eine Antwort von uns erwartete – zumindest irgendeine Art von förmlicher Begrüßung – aber mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können. Alexandros ergriff das Wort. »Wir danken dir, dass du uns aufgenommen hast. Wir wissen deine Gastfreundschaft sehr zu schätzen.«
    Sie quittierte Alexandros’ Förmlichkeit mit einem schmalen Lächeln. »Du bist bestimmt Alexandros Helios. Ja, ich kann die Ähnlichkeit mit deinem Vater erkennen und sehe auch ein wenig von deiner Mutter in dir.«
    »Hast du unsere Mutter gekannt?«, fragte Ptoli überrascht.
    »Ja, ich habe sie kennengelernt, als sie vor vielen Jahren in Rom war, zusammen mit dem Adoptivvater meines Ehemannes. Ich war damals noch ein junges Mädchen, aber ich weiß noch, dass ich von ihrer Erscheinung wie geblendet war. Und du …«, damit schaute sie zu Ptoli hinunter, »… bist bestimmt Ptolemaios Philadelphos.«
    »Ja, aber alle nennen mich Ptoli! Oder Kleiner Stier!«, sagte er.
    Ihr Blick hatte einen belustigten Ausdruck und ich musste mich bemühen, nicht die Hände zu Fäusten zu ballen. Sie sollte sich bloß nicht über ihn lustig machen.
    »Ja, ja. Ich hatte bereits gehört, dass du deinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten bist …«
    »Das stimmt!«, sagte Ptoli lächelnd und mit stolz geschwellter Brust.
    Livia wechselte einen Blick mit Octavia, den ich nicht recht deuten konnte. Octavia lächelte nervös. Warum?
    »Und du«, sagte sie und wandte sich mir zu, »musst dann wohl Kleopatra Selene sein. Die Prinzessin – ach, Verzeihung – die ehemalige Prinzessin, die sich zu gut ist, die Regeln meines Haushalts zu befolgen.«
    Auf eine derart beiläufig vorgebrachte Beleidigung war ich nicht vorbereitet. Ich wollte mich verteidigen und ihr sagen, dass es der Vorschlag ihrer Nichte gewesen war, mich vom Spinnen zu entschuldigen, aber es gab keine Möglichkeit dazu, ohne dass es ausgesehen hätte, als hätte ich mich von ihr einschüchtern lassen. Also sagte ich nichts und hob das Kinn.
    Livia kniff fast unmerklich die Augen zusammen, während sie auf meine Reaktion wartete. Alexandros räusperte sich und mir war klar, dass er mich damit zum Sprechen auffordern wollte. Aber was sollte ich sagen – danke, dass du uns heute Morgen noch nicht umbringst? Dass du mit dem Mann verheiratet bist, der meine halbe Familie ermordet hat? Dass du dich bereit erklärt hast, deinem Ehemann die Drecksarbeit abzunehmen und uns zu vernichten?
    Alexandros trat von einem Bein auf das andere, um mich endlich zu einer Antwort zu drängen. Ich schluckte die Bitterkeit hinunter, die mir die Kehle zusammenschnürte. »Danke, dass du uns dein Haus geöffnet hast«, sagte ich und bemühte mich, dabei nicht mit den Zähnen zu knirschen.
    Sie hob leicht den Kopf, als wäre es ein Sieg, dass sie mich zum Sprechen gezwungen hatte. Als sie an uns vorüberschritt, fragte ihre Stieftochter Julia: »Wann kommt Vater nach Hause? Wieso sind die hier, aber Tata nicht?«
    Livia lächelte zu ihr hinab. »Dein Tata hat noch so viel zu tun, das Chaos in Ordnung zu bringen, das in Ägypten und dem ganzen restlichen Osten herrscht«, sagte sie. »Und wie du weißt, kann er Rom erst nach seinem offiziellen Triumphzug betreten.« Bei diesem Wort warf sie einen raschen Blick zu uns hinüber.
    »Ja, und?«, fragte Julia und stützte eine Hand in die Hüfte. »Wann wird er denn seinen Triumphzug haben?«
    »Sobald er dazu bereit ist«, antwortete Livia kurz angebunden. Julias hübscher Mund wurde zu einer weißen Linie, während sie die Hand von der Hüfte rutschen ließ.
    Die beiden hassen sich , wurde mir klar. Und aus irgendeinem Grund machte mich das für einen Moment glücklich. Octavian hatte meine Familie zerstört, da war es nur gerecht, wenn auch in seiner Zwietracht herrschte.
    Einige Tage nach Livias Ankunft fand ich einen vergessenen Trigon -Ball beim großen Brunnen in den Gärten hinter dem Haus und warf ihn in der Luft. Ich genoss das Gefühl des faltigen Leders in meiner Handfläche.
    »Du siehst aus, als würdest du das Spiel vermissen«, sagte jemand hinter mir.
    Juba.
    »Ich habe in Alexandria immer mit meinen Brüdern Trigon gespielt«, sagte ich.
    »Und, warst du gut darin?«
    »Ich glaube schon«, sagte ich mit einem Lächeln.
    »Dann zeig mal her«, sagte er und wich ein paar Schritte zurück als Zeichen für mich, dass ich ihm den Ball zuwerfen sollte.
    »Aber wir haben doch keinen

Weitere Kostenlose Bücher