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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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die Schriftrollen, die Livias Dienerin uns andrehte.
    Juba schmunzelte. Wir machten uns daran, die verstreuten Schriftrollen aufzuheben.
    »Livia hat mir erzählt, dass viele dieser neuen Schriftrollen aus unserer Bibliothek in Alexandria stammen. Ist das wahr?«
    »Ja, das stimmt«, sagte er und schob eine Rolle zusammen.
    Ich sah mich in dem vollgestopften Raum um und seufzte. Ich griff nach einer Rolle, die zufällig auf einem der Tische lag, und hob sie an die Nase, um den leicht grasigen Geruch des Papyrus einzuatmen. Selbst die ältesten Rollen hatten immer noch einen Hauch Grün von den sumpfigen Papyrushainen am Nil an sich. Der Verschluss der Rolle und das Etikett waren aus Leder gemacht. Papyrus und Leder, der Duft unserer großen Bibliothek. Fast konnte ich die Staubkörner in den Lichtstrahlen sehen, die durch die hohen Fenster fielen … das leise Flüstern der ganz in die Arbeit vertieften Gelehrten … und das Kichern, als Alexandros und ich zwischen den endlosen Reihen von Stapeln mit Schriftrollen Verstecken gespielt hatten …
    »Also, jetzt hast du mir immer noch nicht verraten, nach welcher Schriftrolle du suchst?«
    Ich räusperte mich. Sollte ich ihm sagen, dass ich gehofft hatte, Manethos Geschichte Ägyptens zu finden – wegen seiner Schilderung erfolgreicher Dynastien im Laufe der langen ägyptischen Geschichte? Mutter hatte sich oft auf Manethos Werke berufen. Ich beschloss, auf Nummer sicher zu gehen. »Ach, ich weiß noch nicht so genau. Irgendwas, was mir gefällt. Und was ist mit dir? Womit beschäftigst du dich?«
    Er lachte. »Du meinst wohl, womit ich mich nicht beschäftige? Mich fasziniert alles, was mit unserer Geschichte zu tun hat.«
    »Oh! Gibt es hier denn viele Werke über die numidische Geschichte?«, fragte ich. Mir war zwar bekannt, dass Punisch die wichtigste Landessprache war, doch ansonsten wusste ich wenig über sein Heimatland. Es wäre gar nicht so schlecht, mehr über die nordafrikanischen Nachbarn Ägyptens zu lernen. »Vielleicht kannst du mir etwas über Numidien empfehlen, das ich lesen könnte.«
    Er blinzelte. »Nein, ich meinte römische Geschichte. Ich beschäftige mich mit römischer Geschichte.«
    Ein peinlicher Augenblick folgte. »Es tut mir leid. Ich bin verwirrt. Du kommst doch aus Numidien, oder?«
    »Ich wurde dort geboren, aber ich bin ein römischer Bürger«, wiederholte er bestimmt.
    Ich fand diese Haltung überraschend, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Also deutete ich auf seine Sammlung von Schriftrollen und sagte: »Wie willst du die alle tragen?«
    Er lachte. »Mein Diener ist bereits mit einem ganzen Korb voll vorausgegangen.«
    Ich streckte die Hand aus und schnappte scherzhaft eine Rolle aus seinen Armen und rollte sie auseinander. »Wollen wir doch mal sehen. Polybius. Die römische Verfassung. Ist das die Liste, in der alle Gesetze aufgeführt sind, die Octavian gebrochen hat, um die Alleinherrschaft über Rom zu gewinnen?«
    Er sog zischend den Atem ein und blickte sich um. »Bei den Göttern, Kleopatra Selene! Solche Scherze solltest du hier in seinem eigenem Haus nicht machen. Ist dir nicht klar, wie gefährlich das ist?«
    »Ja natürlich ist mir das klar!«, blaffte ich, peinlich berührt von seiner Reaktion. Ich hatte ihn nur zum Lächeln bringen wollen. Nachdem ich einmal tief Luft geholt hatte, fügte ich hinzu: »Danke, dass du meinen vollen Namen gebraucht hast.« Alle hier in Rom, mit Ausnahme meiner Brüder, hatten begonnen, mich nur Selene zu nennen und den Namen meiner Mutter wegzulassen, als hätte es ihn nie gegeben. Es spielte keine Rolle, wie oft ich darauf bestand, dass sie meinen korrekten Namen gebrauchten. Die Römer hatten mir die Eltern, den Bruder, mein Volk und mein Zuhause genommen. Ich würde nicht zulassen, dass sie mir auch noch meinen Namen raubten.
    »Bitte sehr.«
    Ich zog noch eine Rolle aus seinem Stapel und rollte sie auf. »Oh! Caesars Berichte über die Kriege in Afrika. Caesarion hat mir einige der Schriften seines Vaters vorgelesen. Das ist dann also die Geschichte von dem, was mit dir geschehen ist, oder? Hat nicht Julius Caesar deinen Vater getötet und dich anschließend nach Rom gebracht?« Ich wusste, dass Juba ebenfalls ein Prinz gewesen war, der gefangen genommen worden war, als Julius Caesar sein Heimatland Numidien erobert hatte. Damals war er gerade mal ein Jahr alt gewesen.
    Juba zog mir beide Schriftrollen aus der Hand und legte sie zurück auf seinen Stapel. Er räusperte

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