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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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nicht so furchtbar, dachte ich, wenn der gutaussehende Marcellus mich ansehen konnte, ohne sich in Stein zu verwandeln.
    Aber Jubas Zurückweisung zwang mich, mir darüber klar zu werden, inwieweit ich wirklich so war wie meine Mutter. Ich konnte akzeptieren, dass ich vielleicht nicht so schön und anziehend war wie sie, solange ich mir bewusst machte, dass ich ihre Intelligenz und ihre Kraft besaß. Schließlich würde mir das als Regentin weit mehr von Nutzen sein, oder?
    Was Amunets Anweisungen anbetraf, wurde ich zunehmend ungeduldiger. Ich hatte es satt, zu warten. Gewiss musste es in der Zwischenzeit irgendwelche Fortschritte gegeben haben, wie wir nach Ägypten zurückkehren konnten! Dann wieder fragte ich mich, ob ich selbst zu untätig gewesen war. Mutter hatte schließlich immer rasch und beherzt gehandelt. Vielleicht warteten alle auf ein Zeichen von mir.
    Es war Zeit, etwas zu unternehmen. Unglücklicherweise wusste ich nicht, wo ich ansetzen sollte. Der nahe liegende Weg wäre gewesen, zunächst mit den Anhängern der Isis zu sprechen, doch Octavian hatte alle Isis-Tempel in der Stadt zerstört und jegliche Verehrung der Göttin innerhalb der Stadtmauern verboten. Die meisten Anhänger der Isis begaben sich zu dem Tempel bei Capua, um der Göttin zu huldigen. Mir fiel kein Vorwand ein, um selbst nach Capua zu reisen, bei dem keiner die Augenbrauen gehoben oder Verdacht geschöpft hätte. Und so beschloss ich, das Nächstbeste zu tun. Ich würde dem Hohepriester oder der Hohepriesterin der Isis in Capua eine Nachricht zukommen lassen.
    Aber Zosima weigerte sich, als ich sie bat, die Nachricht für mich zu überbringen.
    »Auf gar keinen Fall!«, zischte sie mit schreckgeweiteten Augen angesichts meines Vorschlags. »Octavian hat jeden Anhänger der Isis in diesem Haushalt auspeitschen oder beseitigen lassen! Ich werde ihm keinen Vorwand liefern, uns zu töten, mein Kind, und ich verbiete dir ebenfalls, weiter darüber nachzudenken.«
    Ich wusste nicht, was mich wütender machte – die Tatsache, dass sie mich »Kind« nannte oder dass sie mich wie eines behandelte. Nun, wenn sie es nicht tun würde, dann musste ich eben jemand anderes fragen!
    Die Tatsache, dass die Göttin besonders für Erlösung und Liebe stand, zog eine große Zahl von Armen und Sklaven an. Gewiss gab es in diesem Haushalt trotz Octavians harter Strafen noch einige Sklaven, die auch weiterhin Anhänger der Göttin waren, wenngleich sie es jetzt geheim hielten. Auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen eines Isis-Anhängers unter den viel beschäftigten Sklaven, fing ich an, lange Spaziergänge auf dem Anwesen zu machen. Da ich schon immer für meine Alleingänge bekannt war, wunderte sich niemand darüber. Zumindest hoffte ich das.
    Einmal beobachtete mich eine der Wäsche-Sklavinnen, während ich zwischen den Haufen von Kleidung umherging. Der schattige Außenhof stank nach Essig, altem Urin, der als Bleichmittel verwendet wurde, und seltsam riechenden Lösemitteln, die so scharf waren, dass mir die Augen tränten. Als ich die junge Wäsche-Sklavin ansah, neigte sie ganz leicht den Kopf. Bedeutete das, dass sie wusste, wer ich war? Würde sie mir vielleicht helfen?
    Ganz lässig schlenderte ich in ihre Richtung. Ihre Augen wurden groß vor Furcht. Rasch senkte sie den Blick, so als wäre sie plötzlich ganz gebannt von einem Dreckspritzer auf einer Tunika, an der sie herumgerieben hatte. Sie sah nicht wieder zu mir auf, auch nicht, als ich neben ihr stehen blieb.
    »Sag mir«, flüsterte ich leise, »bist du eine Anhängerin der großen Göttin von Ägypten?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist verboten«, hauchte sie. »Caesar hat es befohlen.«
    »Du bist also nicht …«
    »Nein! Das bin ich nicht!«, antwortete sie in heiserem Flüsterton.
    Ich seufzte und wollte mich schon abwenden, da fügte sie hinzu: »Aber ich kennen jemanden, der es ist. Ich werde ihn zu dir schicken.«
    Mein Herz klopfte heftig vor Aufregung. »Wirklich? Ich … ich danke dir«, flüsterte ich.
    Ihre Mundwinkel schoben sich ganz leicht nach oben. »Es ist eine Ehre, dir zu dienen, Tochter des Ra«, hauchte sie.
    Wochenlang musterte ich daraufhin die Gesichter aller Sklaven und Diener, die mir über den Weg liefen. Aber keiner näherte sich mir, keiner nahm in irgendeiner Weise Kontakt mit mir auf. Hatte das Mädchen gelogen, nur um mich loszuwerden?
    Ich spazierte im äußersten Bereich von einem der Nebengärten umher, als ich einen jungen,

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