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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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davonrannte. Julia grinste mich an.
    »Entschuldigung«, sagte ich leise und versuchte, meinen Ärger über die Tatsache zu verbergen, dass man hier nirgendwo alleine sein konnte.
    »Er ist süß, nicht wahr?«, fragte sie, während sie dem Jungen hinterhersah.
    Ich zuckte die Schultern und wollte in der anderen Richtung davongehen. Sie sprang von der Bank auf und gesellte sich zu mir.
    »Und, welchen der Jungen hast du schon geküsst?«, fragte sie.
    Ich verzog das Gesicht. »Keinen.«
    »Ach, und warum nicht?«
    »Weil … Weil …« Ich warf einen Blick über die Schulter zurück zu der Gruppe auf der anderen Seite des Gartens. Sie wirkten wie junge Hunde, die bellten und japsten und im warmen Sonnenlicht übereinanderpurzelten. »Das sind doch nur Jungen .«
    Sie lachte. »Ach so, dann hast du es also mehr auf die Männer abgesehen. Und, von welchem träumst du? Alle Mädchen lieben Marcellus, obwohl er noch nicht einmal seine Mannbarkeitsfeier hinter sich hat.«
    Wieder gab ich keine Antwort.
    »Hmmm. Also nicht Marcellus, aber dann ist es bestimmt Juba, oder? Er trägt schon die Toga der Männer. Er ist zwanzig.«
    Ich spürte den Stachel der Wut in meiner Brust. »Julia, bitte, lass mich in Ruhe.«
    »Juba sieht so gut aus«, fuhr sie fort, als hätte sie mich gar nicht gehört. »Wie dumm, dass er wie ein Bruder für uns ist. Aber was sage ich da? Du bist ja ptolemäisch. Dann hättest du damit kein Problem, nicht wahr?«
    Ich blieb stehen. »Julia, was willst du?«
    »Nichts. Es ist nur, dass ich gesehen habe, wie deine Augen Juba folgen. Wie du an seinen Lippen hängst, wenn er etwas zu dir sagt, wenn ihr zwei über euren Schriftrollen brütet. Ich glaube, du magst ihn.«
    »Ich mag Juba, aber nicht auf diese Weise«, sagte ich und ging weiter.
    Sie holte mich ein. »Überlegst du dir manchmal, wen du heiraten wirst?«, fragte sie in unschuldigem Tonfall. »Tata will dich bestimmt bald verheiraten. Man stelle sich vor, welche Gefälligkeiten ihm die Leute dann schulden würden!«
    Die Vorstellung, einen eingebildeten, arroganten Römer zu heiraten, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Und bei dem Gedanken, dass Octavian im Austausch für mich Gefälligkeiten heraushandeln würde, kam mir die Galle hoch – vor allem nach dieser Begegnung mit Corbulo.
    »Ich werde niemals heiraten«, sagte ich.
    Julia lachte. »Natürlich wirst du das! Du bist doch ein Schmuckstück, ›Schwester‹. Obwohl es auch ganz lustig sein könnte, nicht zu heiraten. Dann kannst du so viele Liebhaber haben, wie du willst. Du weißt schon. Genau wie deine Mutter.«
    Wenn ich irgendetwas gelernt hatte, seitdem ich in Rom war, dann war es, nicht auf Julias Lästern über meine Mutter zu reagieren. Deshalb marschierte ich einfach davon. Und doch taten ihre Anspielungen weh. Mutter hatte nur zwei Männer in ihrem Leben geliebt – Julius Caesar und meinen Tata. Und doch verbreiteten die Römer Lügen über ihr angeblich so flatterhaftes Wesen.
    Dummerweise hatten Julias Kommentare über Juba zur Folge, dass ich mir eingestehen musste, wie recht sie bezüglich seiner Anziehungskraft auf mich hatte. Ich bemühte mich oft, ihm ganz »zufällig« über den Weg zu laufen, wenn er von seinen Streifzügen außerhalb des Anwesens zurückkehrte. Ich las Bücher, von denen ich glaubte, dass sie ihn beeindrucken würden. Ich schaute bei seinen Übungsstunden mit Alexandros zu und bewunderte seine Stärke, Anmut und Kraft.
    Schlimmer noch, ich fing an, ihn mit anderen Jungen zu vergleichen. Jedes Mal, wenn ich die beiläufige Grausamkeit eines Römers beobachtete, dachte ich an seine Freundlichkeit. Ich dachte an seine Anmut, immer wenn ein ungeschickter Junge stolperte. Es dauerte nicht lange, bis ich mir zu meiner eigenen Schande darüber Gedanken machte, wie es wohl wäre, ihn zu küssen.
    Und die stets wachsame Julia bemerkte meine wachsende Unsicherheit in seiner Nähe – eine Gelegenheit, die sie sich nicht entgehen lassen konnte.
    »Du weißt schon«, sagte Julia eines Tages, als wir in das dampfend heiße Wasser unserer Bäder stiegen, »dass Juba der Liebling der gelangweilten, jungen Ehefrauen von tatterigen, alten Senatoren ist?«
    Ich seufzte. Warum konnte nicht Marcella anstelle von Julia mit mir im Wasser sein? Es war viel angenehmer, sich mit ihr zu unterhalten. Aber beide Marcellas und beide Antonias standen flüsternd und kichernd da, während die Badesklavinnen sie mit der Strigilis bearbeiteten.
    »Bestimmt gefällt es

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