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Mondmilchgubel Kriminalroman

Titel: Mondmilchgubel Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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bringt?«, neckt Jung ihn weiter.
    »Könnte ich vielleicht ein Glas Wasser haben?«, lenkt er ab.
    »Setzen Sie sich. Ich werde es Ihnen holen.«
    Mitten in der Nacht wurde er durch das Klingeln an seiner Haustür aus dem Schlaf gerissen. Seine Exfrau wollte mit ihm über Versöhnung und Freundschaft sprechen. Und das nach all den Jahren. Er schickte sie weg, doch danach konnte er kein Auge mehr zutun.
    Jung reicht ihm das Wasser, geht in die Küche zurück und setzt die Espressomaschine in Gang. Sein Leben ist nach der Scheidung verdammt einsam geworden. Seine Exfrau hat die Freunde wie eine Aussteuer in die Ehe gebracht und sie dann auch wieder mitgenommen. Der eine oder andere Bekannte meldete sich nach der Scheidung zurück, aber es war nicht mehr dasselbe. Erst im Nachhinein ist ihm bewusst geworden, wie sehr seine Exfrau sein Leben bestimmt hat. Zum Glück nimmt ihn seine Arbeit voll in Anspruch. Auch wenn es Momente gibt, wo er sie hasst, weil sie ihn bis in seine Träume hineinverfolgt.
    »Hallo, sind Sie noch da?«
    Er fühlt sich ertappt. Ihr bloß nicht zu tief in die Augen schauen, beschwört er sich.
    »Was ist mit dem Eierkari geschehen?«
    »Er hatte einen Unfall mit seinem Mofa. Er ist immer noch bewusstlos.«
    »Wie schrecklich.« Ihr Gesicht hellt sich auf. »Jetzt fällt es mir wieder ein.«
    »Was fällt Ihnen wieder ein?«
    »Er hatte keinen Helm auf, als er mir am Morgen die Eier brachte.«
    »Er hat Ihnen Eier gebracht?«
    »Ja, zusammen mit seinem Cousin. Wie schlimm sieht es aus?«
    »Er hat sich beim Sturz eine Gehirnerschütterung zugezogen. Auch musste man seine Schulter wieder einrenken. Ein Glück für ihn, dass er in die Wiese und nicht auf den Asphalt gestürzt ist.«
    »Wo ist der Unfall passiert?«
    »Bei einer Linkskurve, auf halber Strecke zur Wolfsgrueb.«
    »Weiß man Genaueres über den Unfallvorgang?«
    »Ein Bauer soll gesehen haben, wie ein von der Wolfsgrueb her kommendes Auto dem jungen Honegger den Weg abgeschnitten hat. Beim Ausweichen habe der Mofafahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und sei die Böschung hinuntergestürzt, genau dort, wo sie am steilsten ist. Dabei habe sich sein Gefährt überschlagen.«
    »Mein Gott, er hätte tot sein können.«
    »Da der Bauer ein gutes Stück unterhalb der Straße stand, konnte er den Fahrzeugtyp leider nicht erkennen. Wahrscheinlich ein Kombi, aber sicher ist er sich nicht. Das Auto sei einfach Richtung Dorf weitergefahren. Zum Glück hat der Bauer sofort die Ambulanz gerufen.«
    »Sie sagten, dass man Kari nach Wetzikon ins Spital gebracht hat?«
    »Ja, auf die Intensivstation. Der Arzt ist zuversichtlich, dass er bald aus seiner Bewusstlosigkeit aufwacht.«
    »Glauben Sie, dass es ein Unfall war?«
    »Schwer zu sagen. Es hat geregnet. Die Straße war nass, und die Sicht miserabel. Abgesehen davon ist der junge Honegger psychisch stark angeschlagen.«
    »Was hatte das Auto für eine Farbe?«
    »Der Bauer meinte silbergrau.«
    »Kunos Wagen ist silbergrau.«
    »Wissen Sie, wie viele silbergraue Autos es allein in Wald gibt?«
    »Wie hat sein Vater auf die Schreckensbotschaft reagiert?«
    »Er machte sich Vorwürfe. Zum Glück war seine Schwägerin auch dort. Die scheint noch ganz rüstig zu sein. Ihr Sohn wird die beiden heute Nachmittag ins Spital fahren.«
    »Vielleicht hat der Täter versucht, seinen einzigen Zeugen aus dem Weg zu räumen?«
    »Vergessen Sie nicht, dass Kari Honegger unter enormem Stress steht. Vielleicht hat er überreagiert, als er das Auto auf sich zukommen sah.«
    »Und warum hat der Fahrer dann nicht angehalten?«
    »Fahrerflucht kommt oft vor.«
    »Nun, da Sie davon ausgehen, dass der Eierkari der Täter ist, schließen Sie wohl einen Mordversuch aus.«
    »Keine Sorge, wir ziehen alle Möglichkeiten in Betracht.«
    Sie schnaubt entrüstet und wendet sich ab.
    »Ich finde, Sie dürften ruhig ein bisschen mehr Vertrauen in die Arbeit der Polizei haben.«
    »Vertrauen muss verdient werden, Herr Kriminalpolizist. Abgesehen davon sind Belehrungen der schnellste Weg, um eine Frau loszuwerden.«
    »Das muss ich mir merken«, erwidert er ironisch. Auch seine Frau hat sich immer über seine gut gemeinten Ratschläge geärgert, obwohl er hinterher meistens recht hatte. »Euch Frauen kann man es nie recht machen.« Er bleibt in Jungs spöttischem Blick hängen, fühlt sich hin- und hergerissen.
    »Wird die Öffentlichkeit von Karis Unfall erfahren?«
    »Ja. Morgen. Es werden noch weitere Zeugen

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