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Mondnacht - Mordnacht

Mondnacht - Mordnacht

Titel: Mondnacht - Mordnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Handlauf, und ich konnte von dieser Stelle aus einen Teil der Halle überblicken.
    Die Tanzfläche nahm den meisten Platz weg. Dort bewegte man sich, dort waren die Leute zu finden, die sich gern produzierten, die Aufmerksamkeit erhaschen wollten, um schließlich doch in der zuckenden und stampfenden Masse unterzugehen, mochte ihr Outfit noch so schrill und aufdringlich sein.
    An ein entsprechendes Outfit war bei mir nicht zu denken.
    Ich hatte mich nicht umziehen können und wollte es auch nicht, da ich mir lächerlich vorgekommen wäre.
    So trug ich die dunkle Hose, das graue Hemd aus feinem Cord und die Wildlederjacke. Locker und sportlich, aber nicht so schrill wie die junge Frau, die den Platz neben mir eroberte. Ihre engen Radlerhosen schimmerten in einem grellen Rot. Weiße Leggins, Schuhe mit hohen Plateausohlen, ein durchtrainierter Oberkörper wie in der Reklame für eine Fitneß-Bank, und das Oberteil bestand eigentlich nur aus einem Radlerhemd. Wilde Haare, braun bis gelb schimmernd, in der Nase gepearct und auch auf der Zunge. Ich sah es, als sie mich plötzlich anstrahlte und den Mund öffnete.
    Sie holte sich irgendeinen Energiedrink. Auf der Dose perlte das Wasser ebenso wie bei ihr die Schweißtropfen auf der Stirn.
    »Du siehst echt stark aus!« sagte ich.
    Ihre Lippen schlossen sich wieder. Sie hatte ein nettes Gesicht mit wunderschönen Augen. Sie schien Gefallen an mir gefunden zu haben, denn sie fragte mich: »Habe ich dich hier schon mal gesehen?«
    »Kaum. Bin zum erstenmal hier.«
    »Sieht man«, erwiderte sie mit einem raschen Blick über meine Kleidung.
    »Oh, danke.«
    »He, nimm es nicht so negativ. Ich bin nur hier so anders.«
    »Wie bist du denn sonst?«
    »Normal.« Sie fuhr mit der Hand an ihrem Hals entlang.
    »Hochgeschlossen.«
    »Kann ich mir kaum vorstellen.«
    Sie trank und lachte. »Hör mal, ich jobbe bei einem Anwalt im Büro. Was meinst du, was der mir sagen würde.«
    »Kann ich verstehen. Hat er denn deinen Ring schon entdeckt?«
    »Nein, nie. Aber ich mag ihn.«
    »Klar.«
    Sie wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn. »Ich bin übrigens Sissy.«
    »Toller Name.«
    »Nicht zu spießig?«
    »Nicht für mich.«
    Sissy lachte und drückte sich an mich. »Weißt du, ich muß mal eine Pause machen. Ich habe bisher ziemlich abgerockt. War ganz schön anstrengend, obwohl ich in Form bin. Aber irgendwann muß man ja mal eine Pause einlegen.«
    »Stimmt.«
    Sie trank wieder, behielt die kühle Dose in der Hand und legte das Metall für einen Moment gegen ihre Stirn. »Sag mal ehrlich, warum bist du hier? Du kommst nicht aus Waltham.«
    »Stimmt.«
    »London?«
    Ich nickte.
    »Und was hat dich hergeführt?«
    »Ich habe hier jemanden treffen wollen, der aber nicht gekommen ist. Da ich bis morgen bleibe, wollte ich mich ein paar Stunden umschauen und mal sehen, was so abgeht.«
    »Die Halle hier ist stark.«
    »Da hast du recht.«
    »Kann mit London mithalten.«
    »Unbedingt.«
    Mich erwischte ein kurzer, gespannter Blick. »Und jetzt ist noch die Sache mit Slade passiert.« Sissy hatte den Satz locker gesagt, aber ich hatte schon das Lauern dahinter gehört.
    Ich gab mich völlig ahnungslos. »Welcher Slade denn?«
    »Den man umgebracht hat.«
    »Und wo?«
    »Im Wald, in seinem Wagen. Man hat ihn regelrecht zerfetzt. Das muß ein Untier gewesen sein, der das getan hat. Eine Bestie, sagen die Leute.« Sie schüttelte sich. »Als wir das hörten, waren wir hier alle wie gelähmt.«
    »Hat die Polizei denn eine Spur?«
    Meine Frage brachte Sissy zum Lachen. »Die Bullen und eine Spur haben? Die sind doch zu blöd. Wen sollen die denn fangen? Ein Raubtier?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil der Tote richtig zerfetzt war.« Sie schüttelte sich. »Man kann schon zerrissen sagen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Spricht sich eben rum.«
    »Ja, kann sein.« Ich drehte meine Dose zwischen den Händen. Sissy stieß mich wieder an. »He, wie heißt du eigentlich?«
    »Johnny.«
    »Na ja.«
    »Nicht besonders, wie?«
    »Es geht. Aber hast du von dem Mord nichts gehört?«
    »Nicht so genau. Du bist da wohl besser informiert. Wenn man dich so reden hört, Sissy, kann man den Eindruck haben, als hättest du den Toten gekannt.«
    Ihre dunklen Augen bekamen einen erstaunten Ausdruck. »Klar, John, ich habe ihn gekannt. Vinc Slade war hier nicht unbekannt. Eigentlich kannte ihn jeder Stammgast. Er benahm sich auch so. Ein Macho, ein Aufreißer. Mein Typ war er nicht. Zwar hat er es bei mir

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