Mondnacht - Mordnacht
schmucke Gärten gehörten.
Wer hier lebte, der wollte seine Ruhe haben und hatte mit Verbrechen bestimmt nichts im Sinn. Erst recht nicht mit einem so schrecklichen Mord, wie er passiert war.
Ich rechnete mit etwa einer halben Stunde Wartezeit und machte es mir bequem. Den Sitz hatte ich so weit wie möglich zurückfahren lassen, konnte die Beine ausstrecken und schloß die Augen. Ein Schläfchen in Ehren kann schließlich niemand verwehren.
Ein Klopfen gegen die Scheibe schreckte mich hoch. Zwei Kindergesichter schauten in den Wagen. Als sie sahen, daß ich erwacht war, streckten sie die Zungen raus und liefen weg.
Ich mußte lächeln, wollte nicht mehr weiterschlafen und meine Beine an der frischen Luft bewegen.
Das Aussteigen konnte ich mir sparen, denn Suko kehrte gerade zurück.
An seinem Gesicht war nicht abzulesen, ob er erfolgreich gewesen war.
Er öffnete die Beifahrertür und ließ sich auf den Sitz fallen.
»Na?« fragte ich.
»Rate mal.«
»Mach’s nicht so spannend.«
»Das ist auch nicht spannend. Weder Mutter noch Tochter waren zu Hause. Zumindest hat niemand auf mein Klingeln geöffnet. Aber ich habe trotzdem nicht aufgegeben und mich bei einer Nachbarin über die beiden erkundigt.«
»Das hört sich schon besser an.«
»Ist wohl mehr Ansichtssache. Ich konnte erfahren, daß beide tagsüber nicht da sind. Die Mutter ist berufstätig, die Tochter verbringt ihre Zeit in der Uni. So, jetzt bist du dran.«
»Hm. Hört sich alles sehr normal an.«
»Ist es auch.«
»Hast du noch mehr erfahren?«
»Klar. Ich hakte nach. Beide führen ein normales Leben. Sie haben zu den Nachbarn nicht viel Kontakt, aber sie sind auch nicht so auffällig geworden, daß sich jemand die Mäuler ihretwegen zerrissen hätte. Alles richtig schön bürgerlich.«
»Was darauf schließen läßt, daß wir möglicherweise auf der falschen Spur sind.«
»Kann sein.«
Ich schlug mit den Fingerkuppen auf den Lenkradring. »Trotzdem möchte ich den Plan nicht ändern.«
»Es bleibt also bei der Disco?«
»Ja. Heute abend.«
»Und du willst mich nicht dabei haben«, stichelte Suko.
»Dich brauche ich als Rückendeckung.«
»Dann müßte ich mir noch einen fahrbaren Untersatz besorgen, den Rover willst du doch behalten.«
»Tu das.«
»Ich plädiere für ein Fahrrad.«
»Keinen Tretroller?«
Suko reckte sein Kinn vor. »Fahr los! In dem Gebiet, das man hier City nennt, werde ich sicherlich eine Firma finden, die Autos verleiht.«
»Ich wünsche es dir von ganzem Herzen.«
»Ach, was bist du heute wieder nett…«
Die Halle!
Ein Schuppen, wie man ihn heute mochte. Groß, kahl, kein Ambiente, dafür so laute Musik, daß man wirklich Mühe hatte, sein eignes Wort zu verstehen.
Dazu ein DJ. dessen aufreißerische Kommentare die Besucher immer wieder antörnten. Er stand auf einer Bühne, wo er sich so hektisch bewegte, als stünde er unter Strom. Seine Haare waren zu Rasta-Zöpfen geflochten, die den Kopf umturnten wie zuckende Schlangen, die zudem im immer wechselnden farbigen Licht noch künstlich aussahen.
Nichts gegen Discos, ich aber fühlte mich in der lauten und aufgeladenen Atmosphäre nicht eben wohl und hielt Ausschau nach einem Platz an der Theke, die so etwas wie eine Anmache- und Kontaktbörse war und von einem jungen und schrillen Publikum umlagert wurde. Eine runde Theke. Auch diese Form sollte darauf hinweisen, daß man sich wie in der Gemeinschaft wohl fühlen konnte.
Ich fand einen freien Platz, zumindest einen, an dem ich mich bewegen konnte. Eigentlich hatte ich mit Suko eine Kontaktaufnahme über unsere Handys verabredet. Das war bei diesem Lärm jedoch nicht mehr möglich, da hätte einer den anderen nicht verstanden.
Suko wartete draußen. Er hatte den Leihwagen dort abgestellt, wo auch mein Rover seinen Platz gefunden hatte. Falls ich in den Rover einstieg, würde Suko mich sehen und auch weiterhin unter Kontrolle halten können.
Es war zwischen uns alles abgesprochen. So konnten wir nur hoffen, daß es auch so weiterging.
Wer hier an der Theke etwas bestellte, mußte auch sofort zahlen. Ein junger Mann im Overall musterte mich kurz, dann reckte er sein Kinn mit dem Drei-Tage-Bart vor, was bei ihm wohl eine Frage beinhaltete.
»Bitter Lemon!« bestellte ich.
Er nickte. Aus der Kühlung holte er die Dose, ich zahlte, riß die Lasche ab und drehte mich um. Der erste Schluck tat gut. Im Gegensatz zu vielen anderen Gästen blieb ich an der Theke stehen. Der Rücken berührte den
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