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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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musste einen wirklich wunden Punkt beim alten Meister getroffen haben. Er machte Fehler und wirkte lange nicht mehr so konzentriert wie zuvor. In Gestalt eines fliegenden Pumas fuhr ihm Hylda mit einer bekrallten Tatze durchs Gesicht und gleichzeitig legte ihm Grohann eine seiner grünen Zauberei-Schlingen um den Hals. Gemeinsam brachten sie den Meister des schneefarbenen Todes zu Fall und als er erst mal am Boden lag, dauerte es nicht mehr lange, bis er sein fünftes Leben aus ge haucht hatte. Er befand sich aber in einer so ungünstigen Situation, als das passierte, dass er sich sterbend nicht befreien und in Sicherheit bringen konnte. Hylda ließ dem fünften Tod sogleich einen sechsten folgen, indem sie die wiedererwachte, gespenstische Gestalt des sechsten Yu Kon in einem gezielt entzündeten magikalischen Feuer verbrannte. Sie steckte alles, was sie noch an Kräften hatte, in dieses eine Feuer, das intensiv rot und blau glühte und Yu Kon restlos versengte. Anschließend sackte Hylda farb- und kraftlos in den Schnee.
    „Der Letzte gehört dir, Ziegenmann“, sagte sie.
    Ob Grohann dieser Ehre noch gewachsen war, wagte Lisandra zu bezweifeln. Der Steinbockmann war ausgelaugt und erschöpft, er schwankte sogar und hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Doch Lisandra hatte keine Zeit, sein Schicksal zu verfolgen. Sie musste fliehen und stellte fest, dass ihr nun große Sprünge gelangen, bei denen sie teilweise ihre Flügel einsetzen konnte. Nicht mehr lange, so hoffte sie, und sie könnte endlich wieder fliegen. Das wäre ein riesengroßer Fortschritt. Sie würde zu Hanns fliegen. Er sah Zauber, er würde sie befreien …
    Lisandra hatte bald eine so große Strecke zurückgelegt, dass sie Grohann und Hylda nicht mehr sehen konnte. Sie hörte auch nichts mehr. Schon hatte sie den Phönixbaum hinter sich gelassen und wähnte sich halbwegs in Sicherheit, als ein Schatten auf sie fiel und eine riesige Kralle sie packte. Lisandra sah, wie sich der Boden unter ihren Füßen entfernte, ohne dass sie ihre Flügel benutzte. Der große Vogel, der sie ergriffen hatte, flog in einem großen Bogen dahin zurück, von wo Lisandra mühsam und schrittchenweise geflohen war. Als Grohanns Umrisse wieder im Schnee zu erkennen waren, landete der Vogel in einer Baumkrone. Falls es überhaupt ein Vogel war, denn Lisandra entdeckte auch noch einen schuppigen Schwanz, den Yu Kon um den Ast geschlungen hatte, auf dem er saß.
    „Was ist, Grohann?“, rief Yu Kons Stimme unmittelbar über Lisandra. „Kannst du nicht mehr?“
    Lisandra drehte ihren Kopf herum, so gut sie konnte, und erschrak nicht wenig, als sie Yu Kons menschlichen Kopf auf dem großen Vogelkörper sitzen sah, dessen rechter Fuß sie gefangen hielt. Nicht genug, dass sie sich in der Gewalt dieses grausamen Geier-Zauberer-Schuppenschwanz-Mischwesens befand, nein, der Geier-Zauberer war auch noch halb durchsichtig und stank bestialisch.
    „Ich hab hier was für dich, Ziegenmann! Je länger du dich drückst, desto weniger wird von ihr übrig bleiben!“
    Das klang nicht gut. Lisandra zappelte in der riesenhaften Vogelkralle, doch nur mit dem Erfolg, dass Yu Kon die Kralle hochhob und Lisandra mit seinem hässlichen, menschlichen Gesicht betrachtete. Er drehte und wendete sie und schien noch zu überlegen, was er ihr zuerst antun sollte. Lisandra wäre jetzt gerne ohnmächtig geworden, um das ganze Unheil nicht mehr mitzubekommen, doch sie war hellwach, und obwohl ihr Herz so heftig schlug, als wollte es ihren kleinen Vogelkörper zum Zerspringen bringen, drohte ihr kein erlösender Kollaps. Sie war fit! Yu Kon hatte sie für grenzwertige Herausforderungen gestählt und dies war eine. Sie konnte nicht schreien, doch sie konnte piepsen, wie es ein Vogel bei Gefahr tut, und sie piepste hoch und schrill und nach Leibeskräften.
    „Still, du Mistviech!“, wetterte Yu Kon, den das Geräusch offensichtlich marterte, weswegen er den hässlichen Mund mit den gelben Zähnen öffnete, um Lisandra damit zum Schweigen zu bringen.
    Lisandra sah ihrem Verderben gefasst in den Rachen und stellte fest, dass dieser ebenso durchsichtig war wie der ganze Zauberer: Sie konnte durch den schwarzen Rachen hindurch die Schneeflocken fallen sehen!
    Nicht dass ihr das viel geholfen hätte. Yu Kon setzte dazu an, Lisandra den Kopf abzubeißen, doch bevor seine Zahnreihen über ihr em Hals zusammenkrachen konnten , zuckte er zusammen und wurde von einem heftigen Krampf geschüttelt.

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