Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
„Fährt Lori in eine andere Richtung?“
„Nach Nickling.“
„Ah so.“
Maria und Thuna setzten sich hinter Geicko und Lisandra. Jumi, die gestützt von Itopia Schwund den Bus betrat, grüßte die Freunde schwach, aber mit ihrem typischen Lächeln. Itopia legte eine dicke Decke auf die Bank vor Geicko und Lisandra und Jumi legte sich quer darüber.
Bald darauf setzte sich der Bus ruckelnd in Bewegung. Es war noch hell, sodass die Reisenden aus den Fenstern sehen könnten. Erstaunt und fast empört stellten sie fest, wie die riesigen Pfützen und die hässlichen Schneereste nur wenige Kilometer nach Sumpfloch aufhörten und die Landschaft auf einmal saftig grün und üppig wurde. Die Bäume waren dicht belaubt, Schmetterlinge flogen über blühende Wiesen, die Vögel sangen wie verrückt und ein warmer Wind wehte zu den offenen Fenstern des Busses herein.
„Komisch“, murmelte Lisandra. „Gestern war noch Winter.“
„Hier bestimmt nicht“, sagte Geicko.
Die Dämmerung setzte ein und im Bus gingen kleine magikalische Notlampen an. Lisandra redete noch eine Weile mit Geicko, schaute nach Jumi, die sich auf ihrer Bank zusammengerollt hatte und schlief, und hörte sich Marias Gejammer an, dass die Notlampen nicht hell genug seien , um ein Buch zu lesen. Sie sank tiefer auf ihre Bank und schloss die Augen, nur kurz, um zu verkraften, dass sie morgen nicht in Sumpfloch aufwachen würde.
Ohne dass sie es merkte, wurde aus dem kurzen Schließen der Augen ein längerer Schlaf. Als sie wieder erwachte, befand sich ihr Gesicht irgendwo zwischen dem Hals und dem Pulli eines Jungen, der seinen Arm um sie gelegt hatte. Das fühlte sich gut an.
„Haul?“, fragte sie schlaftrunken.
„Nein, Geicko“, sagte Geicko.
Sie öffnete die Augen und merkte, dass der Bus nicht mehr fuhr, sondern längst in Quarzburg angekommen war. Die meisten Schüler schliefen und auch der Kutscher war schnarchend in seinem Sessel versunken.
„Sie wollten uns nicht mitten in der Nacht in Quarzburg rausschmeißen“, erklärte Geicko flüsternd.
Er nahm seinen Arm von ihrer Schulter und sie richtete sich verschlafen auf.
„Danke, dass du dich als Kissen zur Verfügung gestellt hast“, sagte sie.
„Eigentlich wollte ich nur vermeiden, dass du von der Bank kippst, und habe dich mit dem Arm aufgefangen. Dein einschlafendes Ich hat das wohl als Einladung aufgefasst.“
Lisandra lachte und rückte ein wenig beiseite, anstandsweise.
„Noch mal danke.“
Als die Sonne über Quarzburg aufging, verließen die Schüler den Bus. Jumi wurde von einer weiß lackierten Kutsche abgeholt, aus der eine Frau ausstieg, die so groß wie ein Mann war und eindeutig einen Bart hatte. Jumis Freunde machten so komische Gesichter, dass Jumi glaubte, eine Erklärung abgeben zu müssen.
„Das ist eine Freundin meiner Eltern“, sagte sie. „Kuno. Sie ist sehr nett!“
Kunos Arme waren behaarte Pranken und Lisandra hätte schwören können, dass die langen, blonden Haare zu einer Perücke gehörten. Aber egal, Jumi ließ sich bereitwillig von Kuno umarmen und er – äh, sie – erkundigte sich sehr besorgt nach ihrem Gesundheitszustand.
„Zu Hause braue ich dir eine ordentliche Medizin!“, versprach Kuno, als Jumi in die Kutsche stieg.
Jumi winkte vom Kutschfenster aus ihren Freunden und sie winkten zurück. Als die Kutsche fortgefahren war, wurde Marias Gepäck in einer gemeinsamen Aktion zur Aufbewahrungsstation gewuchtet und danach gab es ein pompöses Frühstück im Prinzlichen Hasenstadel, zu dem Maria einlud.
Gegen elf Uhr traf Alban von Montelago Fenestra im Hasenstadel ein und konnte sich gar nicht darüber beruhigen, dass seine Maria die ganze Nacht im Bus hatte verbringen müssen.
„Und wo habt ihr geschlafen? Das ist ja grauenvoll, erwähne es bitte nicht gegenüber deiner Mutter, Maria!“
„Im Bus war es wesentlich gemütlicher als im Schlitten!“, begehrte Maria auf, doch Alban tat so, als hätte er es nicht gehört.
„Ich besorge jetzt einen Gepäckträger und dann gehen wir zur Flugwurm-Vermietung!“
Es folgte der nächste Abschied, bei dem Lisandra Thuna versprach, im nächsten Brief mehr als drei Zeilen zu schreiben („nämlich vier!“), und Maria versicherte, dass Lisandra jederzeit bei den Montelago Fenestras eingeladen sei.
„Wenn du den Geldmorgul nicht länger ertragen kannst, kommst du einfach zu uns!“
Und Thuna raunte Lisandra zu:
„Damit du herausfindest, dass nicht alles Gold ist, was
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