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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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aus, als ob die beiden Männer miteinander stritten. Es schien vielmehr eine sehr ernste Erörterung zu sein, die da am Lehrertisch am stattfand. Frau Eckzahn mischte sich kurz ein, doch die Männer fuhren ihr gemeinschaftlich über den Mund.
    „Wieso?“, hörte man Frau Eckzahns schrille Stimme. „Mit den Knollen der Pestinata verfährt man doch genauso!“
    Was Grohann hierauf erwiderte, konnten die Mädchen nicht hören, da er leise sprach, doch es schien so unhöflich zu sein, dass Frau Eckzahn die Lippen aufeinanderpresste und den Steinbockmann mit Blicken zu schütteln versuchte. Was ihr nicht gelang.
    „Ob es damit zu tun hat, dass Scarlett heute bei Viego war?“, sagt e Berry.
    „Ach, warst du?“, fragte Lisandra. „Und?“
    „Er hat mich rausgeschmissen und gemeint, er muss nachdenken.“
    „Wirklich?“
    „Na ja, nicht rausgeschmissen. Aber begeistert war er nicht.“
    Lisandra wollte mehr wissen und Berry sprang ein. Scarlett war an diesem Abend kaum dazu zu bewegen, noch etwas zu sagen. Was auch daran lag, dass sie glaubte, das Wort „Cruda“ am Lehrertisch gehört zu haben.
     
    Nach dem Essen trat Viego Vandalez zu den Mädchen an den Tisch und sagte:
    „Scarlett, wo hast du bloß deinen Kopf? Du hast sämtliche Schulsachen bei mir liegen lassen. Komm mit und hol sie dir ab, ich habe nämlich keine Verwendung dafür!“
    Natürlich hatte Scarlett nicht mal einen Bleistift bei Viego Vandalez liegen lassen. Sie stand schnell auf, um ihm zu folgen, denn offensichtlich gab es etwas zu bereden.
    Sie legten den Weg zu Viego Vandalez’ Arbeitszimmer schweigend zurück, denn den Halbvampir umwölkte wie schon am Nachmittag diese traurige, düstere und fast verzweifelte Stimmung, in der man ihn am besten ungestört ließ. Er machte auch keine Anstalten, etwas zu sagen, und so gingen sie wortlos durch den fast dunklen Flur des vierten Stocks, denn hier brannte um diese Abendzeit keine Lampe mehr, e s sei denn, jemand zündete eine an, worauf Viego Vandalez aber keine Lust hatte.
    Er schloss seine Tür auf und winkte Scarlett herein, dann machte er sie wieder zu und schnippte vermutlich Scarlett zuliebe mit den Fingern, woraufhin die Kerze am Fenster zu brennen anfing, was das Zimmer kaum weniger unheimlich machte. Zwar war es jetzt rund um die Kerze hell, doch die Ecken des Zimmers waren dafür umso schwärzer geworden.
    „Was ist los?“, fragte Scarlett.
    „Erst einmal ist los, dass ich mit Ritter Gangwolf Kontakt aufgenommen habe. Er wird Gerald informieren, sobald er die Zeit dazu findet. Du und Maria, ihr solltet die Spiegelwelt keinesfalls betreten, bis Gerald gewarnt ist. Ich gebe euch Bescheid, sobald Ritter Gangwolf und ich uns eine Strategie zurechtgelegt haben und Gerald im Bilde ist. Klar?“
    „Ja, ist klar.“
    „Zum anderen ist los, dass ich mich in letzter Zeit sehr eingehend mit Torck beschäftigt habe. Wir wissen nicht viel über ihn und das meiste stammt aus Geschichten, von denen wir nicht wissen, ob sie wahr sind. Aber wenn sie wahr sind, dann müssen wir uns darüber wundern, wie ein ganz normales Erdenkind zu einem solchen Unmenschen mutieren konnte. Wenn du mich fragst, hat Torck seinen Tod einige Mal e zu oft überlebt. Wir müssen annehmen, dass die Fähigkeiten, die Lisandra erwirbt, wenn sie eine tödliche Gefahr überlebt, nicht immer schöne Geschenke sind. Bisher hat sie Glück gehabt. Doch weitere Erlebnisse dieser Art könnten sie verändern und zwar auf sehr ungute Weise!“
    Scarletts schaute zur Fensterscheibe, in der sich die Kerzenflamme spiegelte.
    „Sie meinen, die Talente, die Lisandra bekommt, wenn sie tödliche Verletzungen überlebt, könnten schlechte Talente sein?“
    „Überleg mal, Scarlett: Torck hat Krieg gegen seine alten Freunde geführt. Er hat – auf welche Weise auch immer – die bösen Crudas hervorgebracht. Es heißt, sie seien seine Nachkommen. Was ist das für ein Mensch, dessen Blut so von Hass getränkt ist, dass das Blut seiner Nachfahren auch noch Tausende Jahre später von dem gleichen Hass genährt wird? Was dazu führt, dass diese Nachfahren nur Böses zaubern können und von allen anderen Menschen gefürchtet werden?“
    Scarletts Mund wurde trocken. Viego Vandalez sprach nicht von irgendwem. Er sprach von ihr. Es stimmte: Alles, was Scarlett zauberte, musste mit einer bösen Absicht verbunden sein. Mit Missgunst, Neid, Niedertracht oder Wut. Sie konnte sich dem nicht entziehen, sie war mit dieser Zauberkraft geboren worden.

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