Mondschein, Kuesse Und Amore
sein Anblick nahm ihr den Atem, und sie hasste sich dafür, dass sie den Blick nicht von ihm abwenden konnte. Dass sie ihn noch immer genauso begehrte wie in Rom.
Der Stift fiel ihr aus der Hand. „Verzeihung“, entschuldigte sie sich bei ihrem Kunden. Sie zwang sich, Rico zu ignorieren und sich zu konzentrieren. Schließlich hatte sie alle Einzelheiten der Bestellung notiert, kassierte einen Vorschuss und stellte ihrem neuen Kunden eine Quittung aus. Sie war gerade dabei, alle Unterlagen zusammenzupacken, als Rico auf sie zukam.
„Ella, bellezza “, begrüßte er sie sanft, und beim Klang seiner tiefen, rauen Stimme spielten ihre Hormone verrückt.
„Was tust du hier?“, fragte sie kühl.
„Du bist einfach ohne ein Wort verschwunden.“
Ihr Blick verengte sich. „Du hast mich von vorn bis hinten belogen. Was hast du erwartet?“
„Ich finde“, sagte er, „wir sollten reden.“
Die Masche kannte sie schon von Michael. Bestimmt dachte Rico, er könnte sie mit ein bisschen Charme rumkriegen. Keine Chance. Sie hatte nicht vor, denselben Fehler zweimal zu begehen. „Ich habe dir nichts zu sagen.“
„Ist alles in Ordnung?“ Eine hochgewachsene, klassische Schönheit tauchte neben Ella auf und bedachte sie mit einem besorgten Blick.
„Alles bestens“, sagte Rico lächelnd. „Ellas Torten sind fantastisch. Und ich wollte gerade eine ganz besondere Torte bei ihr in Auftrag geben.“
Ella warf ihm einen vernichtenden Blick zu, und die Frau spürte offenbar die Spannung in der Luft. „Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Ella ist schon den ganzen Tag auf den Beinen.“
„Sind Sie Ellas Geschäftspartnerin?“, fragte er.
„Ja“, erwiderte die Frau.
„Nein“, sagte Ella im selben Moment und seufzte: „Ist schon gut, Ju. Ich kümmere mich darum.“
„Gib mir ein Zeichen, wenn du mich brauchst, Ella“, entgegnete Julia und bedachte Rico mit einem warnenden Blick.
„Dein Wachhund?“, fragte Rico.
„Meine beste Freundin“, korrigierte sie. „Was willst du, Rico?“
„Eine Torte in Auftrag geben.“
Sie kniff die Augen zusammen. „Ich habe keine Zeit für Spielchen.“
„Ich spiele keine Spielchen. Ich habe hier in London einen Geschäftstermin. Wenn ich mich entschließe, das Hotel zu meiner Kette hinzuzufügen, muss ich eine Eröffnungsfeier organisieren, und dafür brauche ich wiederum eine Torte.“
„ Wenn du dich entschließt. Es ist also noch nicht sicher.“ Angewidert schüttelte sie den Kopf. „Wann hörst du endlich auf mit den Lügen?“
„Ich habe dich nicht angelogen.“
Sie verschränkte die Arme. „Du hast mir erzählt, du bist Fremdenführer.“
„War ich ja auch. Für einen Tag. Ich packe im Hotel mit an. Ich schnuppere in jeden Job, regelmäßig, alle paar Monate, um näher an den Problemen meiner Mitarbeiter dran zu sein und den Service zu verbessern. An dem Tag, als wir uns begegnet sind, war ich Fremdenführer.“
„Warum hast du mir nicht erzählt, wer du wirklich bist?“
„Darum.“ Er seufzte. „Das ist nicht der richtige Ort, um das zu diskutieren.“
„Was du nicht sagst.“
„Darf ich dich irgendwo zum Essen einladen, wenn du hier fertig bist?“
„Ich …“
„Wir sind noch nicht fertig miteinander“, meinte er sanft, „und das weißt du ganz genau, Ella, bellezza .“
Sie schnaubte verächtlich. „Das glaube ich aber doch.“
Es gab nur eine Möglichkeit, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Er neigte sich vor und gab ihr einen flüchtigen Kuss. Seine Lippen prickelten von der Berührung.
Sie schluckte schwer, und ihre Pupillen waren so geweitet, dass ihre Augen schwarz wirkten. „Ich arbeite“, flüsterte sie.
„Deshalb will ich ja mit dir essen gehen. Hinterher.“
Sie schloss resigniert die Augen, und einen Moment lang schämte Rico sich fast dafür, dass er sie so bedrängte. Aber er hatte ja nichts falsch gemacht – oder? „Ich will nur mit dir essen gehen, Ella. Und reden.“
Sie öffnete die Augen wieder. „Okay.“
„Gut. Und übrigens, deine Torten sind ausgezeichnet.“ Er konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen. „Besonders mag ich die mit Passionsfrucht.“ Er betonte Passion , und Ella errötete bis an die Haarwurzeln.
Er zwinkerte ihr zu und verschwand in der Menge.
Völlig durcheinander nahm Ella den Kaffeebecher, den sie vor einer halben Stunde abgestellt hatte, und trank einen Schluck der lauwarmen Flüssigkeit.
„Wer war das?“, fragte Julia, die erneut neben ihr
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