Mondschein, Kuesse Und Amore
aufgeschrieben und konnte sie nicht anrufen, um ihr zu sagen, dass er sich ein wenig verspätete. „Mr Banks wartet in seinem Zimmer auf mich, ja? Sie müssen ihn drei Minuten für mich hinhalten, Gaby. Ich muss kurz telefonieren“, sagte er.
„Mach ich“, versprach Gabriella und wirkte erleichtert. „Vielen Dank, Signor Rossi.“
„Prego“ , sagte er höflich und versuchte, sich seinen Unmut nicht anmerken zu lassen.
Er rief in Ellas Zimmer an. Keine Antwort. Entweder war sie noch beim Frühstück oder unter der Dusche.
„Gaby, können Sie Signora Chandler etwas von mir ausrichten? Sie wohnt in der Honeymoon-Suite. Sagen Sie ihr, dass ich aufgehalten wurde und bei ihr bin, so schnell ich kann. Wenn sie einen Kaffee oder irgendetwas anderes möchte, geht das aufs Haus, okay?“
„Natürlich, Signor Rossi“, erwiderte die Rezeptionistin.
Rico atmete tief durch und setzte ein Lächeln auf. Nach allem, was Gabriella erzählt hatte, klang Mr Banks wie die Art Gast, die sich noch darüber beschweren würde, dass es nichts gab, worüber man sich beschweren konnte. Nichtsdestotrotz war er ein Gast, und der Gast war König. Hoffentlich konnte Rico alle Missverständnisse aus dem Weg räumen – und dann konnte er endlich zu Ella.
Ella lehnte sich im Taxi zurück und nahm ihre Umgebung kaum wahr, während der Fahrer sie durch die Außenbezirke Roms und über die Autobahn zum Flughafen fuhr.
Warum nur hatte Rico sie angelogen? Das war es, was sie nicht verstand. Warum hatte er vorgegeben, ein anderer zu sein? War er so reich, so verwöhnt und gelangweilt, dass es ihm einen Kick gab, andere Leute zum Narren zu halten?
Wie dumm von ihr, auf jedes seiner Worte hereinzufallen. Alles für bare Münze zu nehmen. Sie hätte es wirklich besser wissen sollen. Der Mann, mit dem sie drei Tage verbracht hatte – der Mann, den sie in ihr Bett gelassen hatte und fast auch in ihr Herz – existierte so nicht. Rico der Fremdenführer war eine Fantasiegestalt. Rico der Hoteldirektor war ein Unbekannter. Sie wusste nicht das Geringste über ihn.
Und was die Münze anging, die sie in den Trevi-Brunnen geworfen hatte – nun, sie hatte nicht die Absicht, je wieder nach Rom zurückzukehren.
Endlich ließ Rico einen lächelnden, zufriedenen Mr Banks zurück. Der Mann musste so ungefähr der schwierigste Gast gewesen sein, dem er je begegnet war: Das Zimmer war zu klein, die Handtücher hatten die falsche Größe und waren angeblich nicht gewaschen, die Kissen waren zu platt, das Bett war zu hart, die Klimaanlage passte ihm auch nicht, und dann die Stadtsteuer, die Touristen zusätzlich zu den sowieso schon überteuerten Hotels zahlen sollten …
Rico hatte sich alles angehört, Verständnis gezeigt und Verbesserungsvorschläge gemacht. Und er hatte dem Mann ein teureres Zimmer gegeben, obwohl er den Verdacht hatte, dass Mr Banks zu den Gästen gehörte, die in jedem Hotel das billigste Zimmer reservierten und sich dann so lange beschwerten, bis man ihnen die beste Suite gab. Er hatte geduldig erklärt, dass jeder Tourist in Rom die Stadtsteuer zahlen musste, und Mr Banks’ Reisebüro hätte ihn bei der Buchung darüber informieren müssen, dass diverse andere italienische Städte, darunter auch Venedig und Florenz, dieselbe Steuer erhoben. Und er hatte außerdem sehr höflich auf den Aushang im Bad hingewiesen, der die Hotelgäste darum bat, sich umweltfreundlich zu verhalten, indem sie die Handtücher, die gewaschen werden sollten, in die Badewanne legten, und die, die sie weiterbenutzen wollten, aufhängten. Wenn Mr Banks darauf bestand, dass alle Handtücher jeden Tag gewaschen wurden, war das auch kein Problem.
Er atmete tief durch. Wenigstens konnte er jetzt endlich zu Ella.
Doch er wurde enttäuscht. Sie wartete nicht, wie er gehofft hatte, an der Hotelrezeption auf ihn. Vielleicht hat sie meine Nachricht nicht bekommen und wartet oben auf mich, dachte er, und rief erneut in ihrem Zimmer an. Wieder nahm niemand ab. Er runzelte die Stirn und ging zur Rezeption. „Gaby, haben Sie Signora Chandler erreicht?“
„Ah, Signor Rossi. Leider nein. Sie hatte schon ausgecheckt.“
Was? Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Warum war Ella abgereist, ohne sich von ihm zu verabschieden?
„Maria hat ihr ein Taxi gerufen.“ Gabriella deutete auf ihre Kollegin am Empfang.
„Ein Taxi?“
„Zum Flughafen.“
„Ach ja.“ Er sah, dass Maria mit einem Gast beschäftigt war. „Können Sie ihr ausrichten, dass
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