Mondschein, Kuesse Und Amore
den Kopf. „Ich möchte keinen …“
„Doch, möchtest du. Nur einen Schluck“, beharrte Julia. „Das hilft dir, dich zu entspannen.“
„Es geht mir gut“, protestierte Ella.
„Ich kenne dich, seit wir zehn waren. Ich weiß, wann du Panik schiebst“, bemerkte Julia trocken. „Dabei hast du das gar nicht nötig. Alle werden kommen und es wird bestimmt ein Riesenerfolg.“
„Oder die Enten im Park bekommen morgen das leckerste Frühstück aller Zeiten“, meinte Ella düster.
Julia lachte nur. „Die Enten haben keine Chance. Sobald die Leute deine Torten probiert haben, werden sie verzweifelt nach Anlässen suchen, welche bei dir in Auftrag zu geben.“
Ella stellte das Weinglas unangerührt ab und nahm ihre Freundin in den Arm. „Danke. Ich weiß deine Unterstützung wirklich zu schätzen. Du weißt ja, du bist die Schwester, die ich nie hatte.“
„Geht mir genauso.“ Julie erwiderte die Umarmung.
Zu ihrem Entsetzen spürte Ella, dass sie mit den Tränen kämpfen musste und blinzelte energisch. „Oh Gott. Ich bin so eine Heulsuse. Ich glaube, ich kann das nicht.“
Julia tätschelte ihren Arm. „Natürlich kannst du das. Vergiss nicht, wie hart du dafür gearbeitet hast. Kein Wunder, dass du erschöpft und ein bisschen emotional bist. Heute ist ein großer Tag für dich. Dein Traum wird endlich wahr. Trink einen großen Schluck Wein, atme tief durch und alles wird gut. Und denk daran, dass deine Torten die besten auf der ganzen Welt sind.“
Diesmal tat Ella, was ihre beste Freundin sagte.
„Okay?“, fragte Julia vorsichtig.
„Okay.“ Ella streckte die Schultern durch. „Lass mich meine Liste noch mal durchgehen. Wein, Mineralwasser und Gläser, abgehakt. Kaffee und Tee, abgehakt. Torten, abgehakt. Visitenkarten auf allen Tischen, abgehakt. Prospekte auf allen Tischen, abgehakt. Nachschub in der Küche, abgehakt.“
„Lächeln, abgehakt“, fügte Julia hinzu.
Ella zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, abgehakt.“
Der Raum war voll mit Leuten, die plauderten und lachten und sich offensichtlich bestens amüsierten. Rico bemerkte eine Frau, die wunderschöne Cupcakes in verschiedenen Farben nachfüllte. Offenbar war Ellas Eröffnungsparty ein Erfolg, und das Gebäck ging weg wie heiße Semmeln.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis er sie entdeckte. Sie unterhielt sich angeregt am anderen Ende des Raumes und machte sich Notizen – oder zeichnete sie eine Skizze? Selbst aus der Ferne konnte er sehen, dass ihre Augen leuchteten. Eine Welle des Verlangens durchflutete seinen Körper, als er sich erinnerte, wie er in Rom ihre Augen zum Leuchten gebracht hatte … Seit Ella hatte er mit keiner anderen Frau geschlafen, und sicher reagierte sein Körper nur deshalb so enthusiastisch. Es gab absolut keinen Grund dafür, dass sein Herz so pochte. Vielleicht würde ihn eine Tasse Kaffee zur Vernunft bringen. Er ging zu den Tischen hinüber, wo heiße und kalte Getränke serviert wurden, und bestellte einen Becher Kaffee bei einer Frau, die ihn ermunterte, auch ein Stück Kuchen zu probieren.
Er nahm eines der kleineren Stücke, und der Geschmack explodierte auf seiner Zunge. Unglaublich. So guten Schokoladenkuchen hatte er noch nie gegessen. Er probierte gleich noch ein Stück. Die zweifarbige Glasur in Elfenbeinweiß und Dunkelrosa schmeckte nach Himbeere, die Säure der Frucht stand in köstlichem Kontrast zur Süße der Glasur.
Irgendetwas lenkte Ella von ihrem Kunden ab. Sie blickte sich flüchtig um und hätte sich fast verschluckt, als sie Rico entdeckte.
Nein, er konnte es nicht sein. Es musste jemand sein, der ihm ähnlich sah. Rico war ja Hunderte von Meilen entfernt, in Rom. Und warum sollte er plötzlich auf ihrer Eröffnungsparty auftauchen? Sie hatte ihn nicht eingeladen. Und wenn sie ihm wirklich etwas bedeutet hätte – wenn ihre gemeinsame Zeit in Rom für ihn mehr gewesen wäre als ein Spiel – dann hätte er sich längst gemeldet. Das Hotel hatte ja ihre Kontaktdaten. Sein Schweigen hatte nur bewiesen, was ihr an jenem letzten Tag klar geworden war: dass sie einem verwöhnten Playboy als Spielzeug gedient hatte.
Doch dann fing er ihren Blick auf. Prostete ihr mit seinem Kaffeebecher zu. Warf ihr eine Kusshand zu.
Und alle Synapsen in ihrem Gehirn standen plötzlich unter Strom.
Das war nicht fair. Gerade jetzt, wo sie sich konzentrieren musste, konnte sie plötzlich nur noch daran denken, wie sein sinnlicher Mund jeden Zentimeter ihrer Haut erforscht hatte. Allein
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