Mondscheinbiss (German Edition)
letzten Moment konnte sie ausweichen und einen kleinen Abstand gewinnen. Leider ließ er ihr jedoch nicht genug Zeit, um sich zu verwandeln.
„ Jase! “
Nico verfolgte Serena mit einer Beharrlichkeit, die sie beinahe ins Schwitzen brachte. Sie musste raffiniert sein und schnell. Bei den ersten paar Ausweichmanövern handelte sie lediglich instinktiv und ihr Tisch aus schwarzem Marmor musste den Preis für diese Unachtsamkeit za h len. Sie sprang darüber hinweg, während der Wolf ihr rücksichtslos folgte. Seine Krallen hinterließen tiefe Kratzer und sie sah, wie Jase, der eben durch die Tür getreten war, bei dem Geräusch z u sammenzuckte.
„ Autsch. “
„ Richtig “ , sagte sie atemlos. „ Kannst du … “ , sie duckte sich und Nicos Pfoten streiften sie nur um Haaresbreite, „ … ihn eine Sekunde ablenken? “
„ Gerne doch, Love. “
Sie rannte an ihm vorbei durch die geöffnete Schlafzimmertür und betete gen Himmel, ihr Wohnzimmer gleich noch wiedererkennen zu können.
Man konnte sich wirklich auf Jase verlassen, schoss es ihr durch den Kopf, als sie wenig später den Schaden mit den A u gen eines Tieres betrachtete. Neben dem Chaos , für das sie mehr oder weniger verantwortlich war, und das hieß, der Couchtisch, eine Vase, ein paar Zei t schriften und eine Stehlampe, war nichts weiter zu Bruch gegangen. Vielleicht war seine Methode klüger. Aber schließlich kämpfte er öfter gegen einen Wolf – gegen sie. Daher war es etwas Selbstverständliches für ihn. Mann gegen Tier anstelle ihrer Flucht.
Die beiden rangen schwitzend und keuchend miteinander am Boden und sie war beeindruckt. Keine Sekunde konnte sie die Augen von Jase nehmen, so viel Sex-Appeal vermischt mit maskuliner Muskelkraft strahlte er aus. Anfangs wollte sie noch eingreifen, die Neugie r de auf den Ausgang des Kampfes überwog jedoch.
Die Überlegung, sich zu verwandeln war ganz ähnlich gewesen wie Jase ’ Strategie. Nicos ersten Wutanfall ausleben und ihn seine neue Kraft testen lassen.
Wie beruhigte man sonst einen Werwolf? Damit, i hm über den Kopf zu streichen , ganz sicher nicht. Also gab sie Jase mit einem ku r zen Laut zu verstehen, dass sie jetzt fertig war und ihn ablösen konnte, wenn er wollte. Da sie keiner der beiden beachtete, setzte sie sich auf ihren Hi n tern und sah zu.
Anfangs hatte es den Anschein, dass die beiden ernsthaft kämpften. Nico schnappte nach Jase und hätte ihn um Haare s breite an der Kehle erwischt. Reflexartig war sie aufgesprungen und hatte einen Schritt in ihre Richtung gemacht, dann j e doch sah sie, wie Jase grinste und scheinbar anerkennend für den B einahe b iss auf Nicos Schu l ter klopfte. Es war so schnell gegangen, dass sie dachte, sich versehen zu haben , aber als sie ein paar ‚Wortfetzen‘ von ihrem Bruder au f schnappte, war sie sicher, dass die beiden zunehmend mehr Spaß am Kampf fanden.
Zwei Werwölfe konnten sich untereinander mit Lauten ve r ständigen. Es gab in dieser Sprache keine richtigen Worte , aber es gab viele unterschiedliche Töne – für Menschen so gut wie nicht zu unterscheiden, sie kannten nur bellen, knurren, wi n seln, jaulen und he u len – doch für sie waren diese Töne ähnlich komplex wie die menschliche Sprache. Bei Nico, der das erste Mal ein Werwolf war, konnte man allerdings nur mit sehr viel Nachsicht einen triumphierenden Juchzer erkennen. Serena grinste in sich hinein und verfolgte weiterhin gebannt den Kampf.
Da sie Jase ’ Techniken kannte, war es als Zuschauer ein L eichtes , zu erkennen, dass er deutlich bessere Chancen hatte als der ungeübte Wer wolf. Jase wandte seine Lieblingsmethode an. Den Gegner auf den B o den drücken, Schnauze mit einer Hand umfassen und die Vorderpfoten mit der anderen. Sie erzielte den gewünschten Effekt. Nico zappelte verzweifelt, doch einmal in der Klemme, konnte er sich nicht mehr aus der Zwickmühle befreien.
Jase lachte vergnügt und fragte: „ Na, gibst du auf? “
An seinem verdutz t en Blick erkannte Serena, dass sich Nico jedoch noch nicht genügend konzentrieren konnte, um die menschliche Spra che zu verstehen. Er schnaubte und Jase verlagerte sein Gewicht, hielt Nico weiterhin auf den Boden g e drückt – obwohl er ihm beinahe en t wischt wäre durch sein Gestrampel – und setzte sich schließlich kurzer hand auf seinen Gegner.
Neugierig sah sie zu, wie ihr Bruder mit gemeinen Sticheleien zwi schen den Rippen gepiesackt wurde und schließlich ja p send, nach Luft ringend,
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