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Mondscheingeflüster

Titel: Mondscheingeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Jahr überhaupt allein irgendwohin gehen zu dürfen!«
    »Du kannst dich auf mich verlassen!« Kathrin bemühte sich, sehr vernünftig und erwachsen auszusehen. »Es ist eine tolle Herausforderung für mich«, sagte sie. »Allein in einem Hotel zu wohnen, allein zurechtzukommen ... ihr versteht das doch sicher!«
    Ihre Eltern verstanden das zwar nicht, aber glücklicherweise blieb keine Zeit für lange Debatten, denn sie mussten sich beeilen, um noch rechtzeitig zum Flughafen zu kommen. Sie hatten beschlossen, ihr Zimmer, das gleich neben dem von Kathrin lag, weiter zu behalten, was ihre Tochter zwar für unnötigen Luxus hielt, aber ihr Vater sagte leichthin: »Das zahlt sowieso alles die Firma, und dann müssen wir uns auch nicht so genau festlegen, wann wir wiederkommen. Vielleicht schaffe ich es ja ein bisschen schneller.«
 
    Kathrin blieb mit einem dicken Paket Dollarnoten und drei Dutzend Ermahnungen zurück. Sie atmete erst auf, als das Taxi verschwunden war. So! Jetzt hatte sie freie Bahn!
    Am nächsten Morgen schlief sie sehr lange und bestellte sich dann ein Frühstück auf ihr Zimmer. Während sie aß, überlegte sie, was sie heute Abend, wenn sie mit Ted ausginge, anziehen sollte. Sie konnte ja wohl nicht zweimal in demselben Kostüm auftauchen. Sie musste etwas Neues kaufen. Wie gut, dass ihr Vater ihr so viel Geld dagelassen hatte!
    Den Rest des Tages verbrachte Kathrin in den Kaufhäusern, und am Ende waren ihre Dollarvorräte schon ziemlich zusammengeschrumpft. Sie entschied sich für einen kurzen, schwarzen Rock, ein paillettenbesetztes Oberteil und eine kurze schwarze Jacke; und, für den Fall, dass Ted am nächsten Tag wieder mit ihr ausgehen wollte, legte sie sich noch eine hautenge weiße Hose und einen ebenso engen weißen Glitzerpulli zu, der so kurz war, dass er ihren Bauchnabel freiließ. Das passte zwar nicht zu den winterlichen Temperaturen, aber Kathrin fand, er ließ sie einfach umwerfend sexy aussehen. Ihre Mutter hätte die Sachen sicher etwas ordinär gefunden, aber ihre Mutter hatte schließlich den Geschmack einer vierzigjährigen Frau! Hochzufrieden kehrte Kathrin mit ihren Tüten ins Hotel zurück, bestellte sich gegen den größten Hunger ein Sandwich aufs Zimmer und nahm dann ein langes, ausgiebiges Bad. Schließlich, viel zu früh, fing sie an, sich anzuziehen. Sie gefiel sich sehr gut in dem kurzen Rock, aber sie hatte den Eindruck, noch besser aussehen zu können ... älter vor allem. Nach einigem Überlegen ging sie hinüber in das Zimmer ihrer Eltern; den Schlüssel hatte sie behalten dürfen. Ihre Mutter hatte zwar die meisten Sachen mitgenommen, aber ein bisschen Kosmetik und ein paar Kleider und Schuhe standen noch herum.
    Kathrin sah sich genau um. Diese Schuhe aus schwarzem Wildleder mit den hohen Absätzen hatten es ihr besonders angetan. Vorsichtig schlüpfte sie hinein. Sie waren zwar ein bisschen eng - Mamis Füße waren eben kleiner -, aber für einen Abend würde es gehen, und ihre Beine sahen darin großartig aus, unheimlich lang und schlank. Bei den ersten Schritten durchs Zimmer lief Kathrin noch etwas wackelig, aber sie war sicher, dass sie nur Übung brauchte, um damit zurechtzukommen. Sie benutzte noch Lippenstift, Eyeliner, Puder und eine große Flasche Haarspray aus dem Bad ihrer Mutter und stylte sich sorgfältig. Am besten, sie nähme das alles mit, wer wusste, wie nötig sie es vielleicht im Laufe des Abends noch brauchen würde. Ihre Mutter würde sicher nichts dagegen haben, wenn sie sich bei ihr bediente. Gerade als sie die gesamte Ausrüstung an Verschönerungsmitteln behutsam auf den Händen balancierend in ihr Zimmer hinübertragen wollte, fiel ihr Blick auf die samtene Handtasche ihrer Mutter, die auf dem Sessel lag. Es war genau die Tasche, die sie selber auch besaß. Kurzentschlossen, und weil ihr schon alles, was sie in den Händen hielt zu Boden zu rutschen drohte, packte sie die Sachen in die Tasche ihrer Mutter und hängte sie sich um die Schulter. Nahm sie die eben heute Abend, schließlich glich sie wie ein eineiiger Zwilling ihrer eigenen.
    Sie begab sich hinüber, und während sie dort mit schnell pochendem Herzen auf ihren hohen Absätzen hin- und hertrippelte, befiel sie auf einmal eine schreckliche Sorge: Wenn Ted sie vergessen hatte? Oder vielleicht hatte er es überhaupt nicht ernst gemeint? Oder wenn er eine feste Freundin hatte, die es ihm gar nicht erlaubte, abends mit einem anderen Mädchen auszugehen?
    Vor lauter Grübeln

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