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Mondscheingeflüster

Titel: Mondscheingeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hätte sie sich um ein Haar noch ihre schön lackierten Fingernägel abgebissen. Aber da klingelte schon das Telefon. Ted war dran.
    »Hallo«, sagte er, »ich bin unten in der Halle. Kommst du?«
    »Ja, ich komme sofort.«
    Ein letzter Blick in den Spiegel, sie sah toll aus und mindestens wie achtzehn!
    Beschwingt verließ Kathrin das Zimmer. Das Abenteuer konnte beginnen.
 

 
    Kathrin war tief beeindruckt von dem Restaurant, das Ted für das Abendessen ausgesucht hatte. Es lag in Greenwich Village, dem Viertel von New York, in dem noch immer viele Intellektuelle und Künstler wohnen, war nur mit Chrom und Stahl eingerichtet, und als einzige Dekoration standen ein paar Kübel mit Grünpflanzen entlang den kalkweißen Wänden. Hier verkehrten offensichtlich fast ausschließlich junge Leute, alle ziemlich extravagant gekleidet, manche mit schrill gefärbten Haaren und grell geschminkten Gesichtern. Ein Junge kam auf seinem Skateboard hineingerollt, gefolgt von einer unnahbar dreinblickenden jungen Frau, die ein superkurzes Stretchkleid mit Leopardenmuster trug. Angesichts der vielen tollen Gäste kam sich Kathrin wieder ganz klein und unbedeutend vor, aber Ted schien das nicht zu finden; er schaute nach keinem anderen Mädchen, sondern widmete ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Und Kathrin konnte kaum ihren Blick von ihm losreißen, so gut gefiel er ihr. Er hatte wieder Jeans an, dazu einen schwarzen Rollkragenpullover und darüber ein graues Jackett, das eindeutig teuer aussah. Seine Wangen bedeckte der Schatten von einem Bart, was Kathrin absolut irre fand. Erst hatte sie Angst gehabt, sie sei zu aufwendig angezogen, aber Ted hatte sofort gesagt, sie sähe fantastisch aus, und offenbar fand er alles ganz richtig. Er erzählte von seinem Studium - Geschichte und Politologie - und von seinen letzten Ferien in Kalifornien, auf der Ranch seiner Eltern. Offenbar mochte er Pferde sehr gern und ritt ziemlich gut. Kathrin berichtete von der Eulenburg und von den Pferden dort, wobei sie ihre eigenen reiterlichen Fähigkeiten etwas übertrieb. Sie schilderte die Abenteuer, die sie und ihre Freunde dort erlebt hatten und registrierte dabei erleichtert, dass Ted offenbar mit echtem Interesse zuhörte. Es wäre schrecklich gewesen, wenn er sich mit ihr gelangweilt hätte.
    Sie aßen gegrillte Austernpilze und Salat, danach Spaghetti mit verschiedenen Soßen, von denen eine besser schmeckte als die andere, und schließlich ein Tiramisu. Dazu hatte Ted eine Flasche Wein bestellt, die im Eiskübel neben dem Tisch ruhte.
    »Einen Cappuccino zum Schluss?«, fragte Ted.
    Kathrin nickte. Der Wein zeigte seine Wirkung. Anders als bei dem Champagner am Abend zuvor fühlte sie sich nicht leicht und heiter, sondern eher müde und ein bisschen schwindelig. Natürlich hätte sie sich eher die Zunge abgebissen, als das zugegeben.
    Der Kaffee tat ihr gut, es gelang ihr sogar, aufzustehen und zur Toilette zu gehen, ohne dabei zu schwanken, wie sie erst befürchtet hatte. Im Waschraum puderte sie sich die Nase und schminkte ihre Lippen neu. Der Anblick ihres Spiegelbildes gab ihr das Selbstvertrauen zurück. Wie anders man gleich aussah mit roten Lippen und schwarz ummalten Augen und schicken Klamotten! Ted konnte wirklich zu frieden sein.
    Sie ließen Teds Sportwagen stehen, wo er war, und gingen ein paar Schritte die Straße entlang. Ted wollte zu einer Diskothek, die sich im Keller ein paar Häuser entfernt befand. Er hielt Kathrin an der Hand, und sie hätte viel mehr Lust gehabt, einfach so allein mit ihm weiter durch New York zu spazieren, aber da waren sie schon an ihrem Ziel angekommen.
    Ted sagte: »Ich gehe mal voran!«, und stieg vor ihr her die enge Wendeltreppe hinunter.
    Ein gewaltiges Kellergewölbe empfing sie, dazu ohrenbetäubend laute Musik und ein schier undurchdringliches Gewühl von Menschen. Neben dem Geruch von Zigarettenqualm, Aftershaves und Parfüms hing auch ein eigenartig süßlicher Duft in der Luft. Kathrin ahnte, dass es sich dabei wohl um Marihuana handeln musste.
    Ted kannte eine Menge Leute hier, vor allem Mädchen, und mit leisem Unbehagen stellte Kathrin fest, dass sie ihn alle anhimmelten. Glücklicherweise schien er nicht die Absicht zu haben, sich mit einer von ihnen länger zu beschäftigen. Er bestellte etwas zu trinken und zündete sich eine Zigarette an. Eine Weile lehnten sie nebeneinander an der Bar, dann fragte Ted, ob sie mit ihm tanzen wolle.
    »Natürlich«, sagte Kathrin.
    Hoffentlich

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