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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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vergessen, dass er gerade erst seinen Enkel verloren hat, durch einen Unfall."
    Ich beobachtete sie genau. Die alte Dame glaubte nicht im Entferntesten darauf, dass Xander tatsächlich bei einem Unfall getötet worden war.
    "Was… können wir machen?"
    "Was auch immer es ist, haltet es auf." Sie kniff die Lippen fest zusammen.
    "Aber wir sind nur zu zweit", wandte Vanessa ein.
    "Dann geht fort, so lange ihr noch die Möglichkeit dazu habt. Ich habe das Gefühlt, es zieht wieder ein Sturm auf und er wird schrecklicher werden, als der vor vierzig Jahren."
    "Gehen Sie?"
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte zum ersten Mal. "Ich bin alt, das hier ist mein Leben." Sie wies um sich. "Sollte es tatsächlich Benjamin sein, hoffe ich, er hat mich in guter Erinnerung behalten. Wenn nicht, habe ich sehr viele schöne Jahre auf dieser Erde verlebt." Sie erhob sich langsam, und ich konnte sehen, wie ihre Beine zitterten. Sie war älter, als sie aussah. Ihr freundliches Gesicht blickte ungewohnt düster drein. "Ihr müsst jetzt leider gehen, meine Schwester kommt gleich nach Hause. Sie mag es nicht, wenn ich… zu viel rede."
    Ich stand schnell auf.
    Als sich die Tür hinter uns schloss, fühlte ich eine schwere Last auf meinen Schultern.
    "Das ist alles irgendwie verwirrend. Meinst du, dieser Benjamin ist ein Vampir?" Vanessa rutschte auf der Fahrerseite hinter das Lenkrad und sah mich erwartungsvoll an.
    "Ich denke, genau das ist er. Meinst du, du kannst mich zur Hudson-Ranch fahren?"
    "Du willst da wirklich hin?" Skeptisch hob sie eine Augenbraue. "Die Hudsons sind… eigen."
    "Ich will zu Sam", sagte ich entschlossen. "Fährst du mich?"
    Sie nickte und trat das Gaspedal so fest durch, dass die Reifen beim Anfahren laut quietschten.
     
    Ich war noch nie zuvor auf der Hudson-Ranch gewesen. Bisher hatte es dafür ja auch nur wenig Anlass gegeben. Ich kannte weder Sams Familie, noch sonst irgendjemanden, der dort arbeitete. Einmal hatte ich seinen Bruder Daniel getroffen, doch außer einem kurzen Nicken und einem freundlich 'Hallo' hatten wir kein Wort miteinander gewechselt. Er hatte meinem Vater bei irgendetwas geholfen. In Parkerville wurde Nachbarschaftshilfe noch immer groß geschrieben.
    Das Haupthaus war riesig, mit einem weitläufigen Komplex, aus dem es schon von weitem nach Pferden roch. Ein paar wunderschöne Tiere konnten wir bereits beim Vorbeifahren auf den umzäunten Koppeln bewundern.
    Ich war nie ein großer Reiter gewesen, ehrlich gesagt, hatte ich viel zu viel Respekt vor diesen großen Tieren. Das letzte Mal hatte ich mich mit zehn Jahren im Central Park zum Ponyreiten überreden lassen. Eine schauklige Angelegenheit, nach der mir noch Tage später der Hintern wehgetan hatte.
    Als der Wagen den Hof erreichte, verzichtete Vanessa darauf, mit mir aus dem Auto zu steigen.
    "Ich muss nach Hause. Meine Mom." Sie verdrehte die Augen.
    "Ich komme hier schon irgendwie wieder weg." Ich nickte ihr aufmunternd zu, doch als der Wagen wendete und in der Ferne verschwand, verließ mich der Mut. Ich hatte nicht damit gerechnet, einen Hof von solcher Größe vorzufinden. In einiger Entfernung sah ich eine Gruppe Männer stehen, die so aussahen, als wären sie geradewegs einem alten Western entsprungen. Sie schienen sich über irgendetwas angeregt zu unterhalten. Irgendwo kläffte ein Hund, während immer wieder das leise Wiehern der Pferde zu hören war.
    Unentschlossen sah ich mich um.
    "Kann ich dir helfen?" Ein großer Mann mit Vollbart und dreckigen Hosen kam direkt auf mich zu. Ich hatte ihn gar nicht kommen sehen.
    Mein Herz machte einen Sprung. Er hatte kornblumenblaue Augen und seine ganze Art erinnerte mich stark an jemanden, den ich mittlerweile sehr gut kannte.
    "Ich wollte zu Sam", sagte ich zögernd.
    "Bist du Lily?"
    Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch.
    Nun lächelte der Mann. "Ich bin Gabriel, Sams Bruder. Du findest ihn bei den Ställen." Er nickte mir freundlich zu und wandte sich dann wieder zum Gehen.
    Unsicher sah ich ihm nach. Hoffentlich hielt Sam mich nicht für allzu aufdringlich. Immerhin war es noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden her, dass wir uns erneut geküsst hatten - doch da war das mit Michelle auch noch nicht passiert. Wahrscheinlich ging ich ihm jetzt schon auf die Nerven. 'Sei doch einmal locker', ermahnte ich mich selbst.
    Entschlossen strafte ich die Schultern. Ich wollte ja nicht zu Sam, um ihm schöne Augen zu machen, ich wollte mit ihm über Benjamin reden.
    Ich lief die

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