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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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seine Schuhe aus und tauchte seine nackten Füße in das eiskalte Wasser.
    Ich tat es ihm gleich.
    Wir setzten uns auf einen Stein.
    Ich spürte, wie sich sanft unsere Fingerspitzen berührten und genoss das erste Mal seit Wochen die warme Sonne auf meiner Haut. Wieso konnte es nicht immer so sein? Es war so schön, mit Sam hier zu sitzen, seine Nähe zu spüren und einfach an nichts denken zu müssen.
    Ich war glücklich.
    Durfte ich das überhaupt sein? Hatte ich ein Recht dazu, nachdem, was alles geschehen war?
    "Es ist seltsam."
    "Was?" Ich hob den Kopf und sah, dass Sam mich beobachtete.
    "Das hier." Er beugte sich zu mir hinüber, und schon spürte ich seine Lippen auf meinem Mund.
    Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl, das meinen Körper durchströmte.
    "Ich denke, ich habe das nicht verdient. Ich sollte… mich nicht so fühlen. Nicht nach all dem, was passiert ist", flüsterte er.
    Konnte er Gedanken lesen?
    Ich nickte verständnisvoll.
    "Aber ich möchte jetzt nur einmal nicht daran denken. Nur ein paar Minuten." Er blinzelte, und ich war mir nicht sicher, ob ich Tränen in seinen Augen gesehen hatte.
    Ich lehnte mich an ihn, und er lehnte die Stirn an meinen Kopf.
    "Es tut mir so leid", flüsterte ich atemlos.
    "Pst." Er legte zärtlich einen Finger auf meinen Mund. "Nur ein paar Minuten nicht nachdenken."
    Ich ließ es geschehen. Alle aufkommenden Gedanken schob ich entschlossen beiseite. Es gab nur Sam und mich, nur das Hier und Jetzt. Wir sanken zurück ins Gras, und als er mich an sich zog, als ich sein Herz schlagen hörte und seinen starken Arme um mich spürte, gab es nichts anderes mehr auf der Welt.
    Nie wieder würde es so sein. Niemals mehr würde ich sein Herz schlagen hören. Hätte ich mich anders verhalten, wenn ich das damals bereits gewusst hätte? Nein, der Moment war perfekt. Sam war perfekt.
    Wir lernten uns doch auch gerade erst richtig kennen, wer dachte da schon wieder an das Ende? Neben Sam im Gras zu liegen, in den wolkenlosen Himmel zu starren, war so ein starkes Gefühl, was ich nie zuvor erlebt hatte. Nicht mit Tom oder irgendeinem anderen Menschen.
     
    Erst als es bereits schon wieder dämmerte, erhoben wir uns und machten uns auf den Weg zurück zum Haus.
    "Meine Familie… leidet sehr." Sam blieb mit mir vor der hellerleuchteten Haustür stehen.
    "Ich verstehe." Ich nickte betreten. "Ich werde dann jetzt gehen." Peinlich berührt trat ich von einem Fuß auf den anderen. Ich hoffte, dass er mich nicht für aufdringlich hielt.
    Überrascht sah er mich an. "So habe ich das nicht gemeint, ich wollte dich nur… vorwarnen. Meine Mutter würde dich sehr gerne kennenlernen. Ich hab wohl ein bisschen zu viel von dir erzählt."
    Täuschte ich mich, oder wurde er tatsächlich rot?
    "Ist das ok für dich?"
    Ich nickte. Natürlich hatte ich Angst, aber war es nicht ein gutes Zeichen, dass Sam mich seinen Eltern vorstellen wollte? Meine kannte er ja schließlich auch.
    "Gut." Er holte tief Luft, dann öffnete er die massive Eichentür.
    Es war ungewöhnlich ruhig, als wir die große Küche betraten, obwohl gut und gerne acht Leute an dem antikanmutenden Tisch saßen.
    Ich erkannte Gabriel wieder, der mir freundlich zunickte.
    Eine Frau mittleren Alters mit streng nach hinten gebundenen Haaren in einem schwarzen Kleid stand am Herd der riesigen Küche und rührte in einem Topf herum. Als sie uns sah, kam sie auf uns zu, doch statt mir die Hand zu geben, umarmte sie mich fest.
    Ich war gerührt.
    "Du musst Lily sein." Ihre Stimme klang warm, um ihren Mund spielte ein herzlicher Zug, doch ihre Augen blickten so unendlich traurig, dass ich unwillkürlich einen Stich in der Magengegend verspürte. Wie sehr musste sie leiden? Ebenso sehr, wie Xanders Familie gelitten hatte, als sie von seinem Tod erfahren hatten. Doch war es so viel besser, dass ihr Sohn als Schattenwesen zurückgekehrt war? Für was würde sich Sams Mutter entscheiden?
    "Möchtest du mit uns essen?"
    "Also… ich möchte keine Umstände machen", stammelte ich und sah mich unsicher um.
    "Oh, das macht keine Umstände. Ich koche immer für sehr viele Leute, da fällt einer mehr gar nicht auf." Ihr Lächeln blieb freundlich.
    Ich warf Sam einen fragenden Blick zu und als er nickte, antwortete ich: "Dann sehr gerne, vielen Dank."
    "Ich zeige Lily kurz das Haus, Mom." Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und zog mich dann hinter sich her in den Flur.
    "Vielleicht ist das noch… zu früh?", flüsterte ich.
    Sam

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