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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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hält das Ganze für einen tragischen Zufall. Und Sam, ich würde Sam…" Ich brach ab.
    Xander sah mich lange an. "Du kannst Sam nicht retten. Er hängt da genauso tief drin, wie ich." Mit diesen Worten wandte er mir den Rücken zu, dann war er auch schon verschwunden.
    Verblüfft sah ich ihm nach. Was hatte das zu bedeuten? War das eine Drohung?
    Woher hätte ich ahnen sollen, dass es viel mehr war als das?
     

 
     
     
     
     
     
     
10. KAPITEL
     
     
    M eine Hände waren eiskalt, als ich die Wagentür hinter mir ins Schloss fallen ließ und zum Haus hinüber sah.
    Miss Liliane und ihre Schwester wohnten fast am anderen Ende von Parkerville, kurz bevor die staubige Straße irgendwo im Nirgendwo verschwand. Die Fenster waren mit bunten Blumen geschmückt, weiße Gardinen wehten im Wind und Rosenbüsche waren liebevoll zur Straße hin gepflanzt worden. Sie blühten prachtvoll in einem satten Rot, obwohl ihre Blütezeit für dieses Jahr eigentlich längst vorüber war. Doch durch den anhaltenden Sommer kam wohl selbst die Natur etwas aus dem Tritt.
    Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Nach Xanders kurzem Besuch hatte ich das Internet nach 'Benjamin Butler' abgesucht, doch nichts Verwertbares gefunden. Deswegen war ich bereits um kurz nach sieben zu Vanessa gefahren und hatte sie und ihre Mutter im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Bett geklingelt. Glücklicherweise nahm mir ihre Mom mein frühes Auftauchen nicht allzu übel. Die Nachricht von Michelle hatte sie noch nicht erreicht, und so kochte sie uns erst einmal heiße Schokolade und briet uns Pancakes.
    Ohne großen Hunger würgte ich sie höflich hinunter, während Vanessa mir mit den Augen tausende von Fragen stellte. Als wir endlich allein waren, war ich kaum mehr in der Lage, alles in die richtige Reihenfolge zu packen. In kurzen Sätzen gab ich wider, was Xaver, Ashleys Cousin, mir von Benjamin Butler erzählt hatte. Besonders wohl fühlte ich mich mit dieser Lüge nicht, aber ich hatte Xander mein Wort gegeben, obwohl ich ahnte, dass Vanessa sowieso sehr bald die Wahrheit erfahren würde.
    Sie wusste sofort, wonach sie suchen musste. Ihr Zugang zum Stadtarchiv spuckte ziemlich genau zwei Artikel über einen 'Benjamin Butler' aus. Einer beschrieb einen Unfall auf der Carter-Ranch, der andere fiel tatsächlich mit den mysteriösen Ereignissen in den 70er Jahren zusammen. Damals spekulierte der Verfasser über einen möglichen Zusammenhang zwischen Butlers Verschwinden aus Parkerville und den vielen Unglücken, die auffällig stark in Verbindung mit der Ranch standen. Doch so ganz schlüssig waren diese Ergebnisse nicht, deswegen setzte ich jetzt alles auf Miss Liliane.
    Als sie uns sah, lächelte sie nicht. Ihre Augen waren gerötet, ich konnte sehen, dass sie geweint hatte.
    "Kommt rein, kommt rein. Ich habe Tee gekocht." Sie schloss die Tür so schnell hinter uns, dass ich mir fast die Hand einklemmte.
    "Oh, tut mir leid", murmelte sie und führte uns in eine kleine gemütliche Stube, die bis oben hin vollgestopft war mit Kissen, gehäkelten Decken und kleinen Porzellanpuppen, die einem aus allen Ecken und Winkeln anstarrten.
    "Ganz schrecklich, ganz schrecklich, was da passiert ist." Sie schüttelte den Kopf und wies mit der rechten Hand auf ein freies Sofa. Kleine geblümte Tassen standen ordentlich aufgereiht auf dem Tisch, und als Vanessa und ich uns setzten, klirrten sie leise.
    Wir nickten betreten.
    "Das arme Mädchen hat doch nichts gemacht, hatte den Hudson-Jungen nur gern." Sie schenkte uns Tee ein und setzte sich dann zu uns. "Kuchen?"
    Mir wurde schlecht, obwohl der Kuchen außerordentlich lecker aussah.
    "Gern." Vanessa hielt bereitwillig ihren Teller hin.
    Ich hob abwehrend die Hände. "Vielen Dank, später vielleicht."
    Miss Liliane nickte verständnisvoll.
    "Miss Liliane, was wissen Sie über Benjamin Butler?", platzte es schließlich aus mir heraus, nachdem wir alle einige Sekunden lang betreten geschwiegen hatten.
    Sie sah mich einen Moment lang mit zusammengekniffenen Augen an, dann holte sie tief Luft.
    "Benjamin hat einmal hier gelebt, hier in Parkerville. Ich habe zusammen mit seiner Mutter auf der Carter-Ranch gearbeitet."
    "Die Carters hatten also tatsächlich eine richtige Ranch besessen?", fragte ich.
    "Eine Pferde-Ranch, bis weit hinein in die siebziger Jahre." Sie nickte.
    "Ich hatte gehört, dass sie ein paar Pferde gehabt hatten, nicht, dass es gleich eine ganze Ranch gewesen war."
    "Oh doch, sie reichte sogar

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