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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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so."
    Dann kannte Miss Liliane scheinbar nur die halbe Wahrheit. Benjamin musste definitiv der Sohn des alten Carters gewesen sein, andernfalls konnte ich mir nicht erklären, dass er so heftig auf das Geturtel mit seiner Tochter reagierte. Schließlich war Benjamin doch sein Lieblingsarbeiter gewesen, oder etwa nicht? Was sollte es für einen anderen Grund gegeben haben? Oder war Benjamin ihm einfach nicht gut genug?
    "Aber er kam zurück", sagte ich vorsichtig.
    "Ja, Vaters Verhalten hatte ihn misstrauisch gemacht, ob an den Gerüchten vielleicht doch etwas Wahres dran war. Du weißt, dass meinen Vater eine Affäre mit Benjamins Mutter unterstellt wurde?" Ich nickte.
    "Es ist eine kleine Stadt." Sie seufzte schwer. "Vater stritt alles ab, sagte, als uneheliches Kind wäre er einfach nicht der richtige Umgang für eine Carter." Ein freudloses Lachen machte sich auf ihrem Gesicht breit.
    "Und wie haben Sie reagiert?"
    "Ich schrieb ihm Briefe, immer und immer wieder. Ich war verliebt", fügte sie fast entschuldigen hinzu. "Aber ich bekam nie eine Antwort. Ich erfuhr nur, dass Benjamins Mutter kurz darauf verstorben war, und ich wusste, wie sehr ihn das quälen musste. Sein ganzes Leben lang hatte er sich für sie verantwortlich gefühlt." Sie schnaubte sich geräuschvoll die Nase.
    "Glauben Sie an… diese Mythen?", fragte ich vorsichtig, nicht sicher, ob sie mich augenblicklich aus dem Haus werfen würde, wenn ich jetzt in ihrem Schmerz mit irgendwelchen Vampirgeschichten um die Ecke kam.
    "Ich glaube nicht an diese Mythen." Ihr Blick war ernst. Sie hatte aufgehört zu weinen und als sie nach meiner Hand griff, tat es fast ein wenig weh. "Ich weiß, dass es wahr ist. Benjamin ist damals etwas Schreckliches zugestoßen, und er macht meine Familie dafür verantwortlich. Er ist so sehr von seinem Gedanken nach Rache besessen, dass er nicht mehr klar denken kann. Er ist sogar der Meinung, mein Vater hätte seine Mutter auf dem Gewissen. Er denkt, mein Vater hätte ihm nie eine gerechte Chance gegeben, dabei hatte Dad ihn all seinen anderen Arbeitern immer vorgezogen. Diese Gedanken haben ihn kaputt gemacht. Als ich ihn danach wiedersah, war er nicht mehr der liebevolle Junge, in den ich damals verliebt hatte. Doch ich war zu geblendet, um das zu erkennen."
    "Doch trotzdem hat er Parkerville wieder verlassen. Was ist das für ein Pakt, von dem immer die Rede ist und wieso bricht er?" Ich war kaum noch in der Lage, meine Neugier zu verstecken. Endlich würde ich begreifen, warum das alles passierte. Das Rätselraten hatte ein Ende.
    "Meine Mutter", setzte sie an. Ihr Blick war prüfend, so als wollte sie sehen, ob ich sie tatsächlich ernst nahm und nicht für vollkommen verrückt hielt. "Sie opferte sich für ihre Familie. Doch wenn mein Vater stirbt, erlischt dieser Pakt, und er wird zurückkommen, schlimmer als jemals zuvor."
    "Er ist schon da. Ich habe ihn gesehen."
    "Du hast ihn gesehen?", flüsterte sie fast tonlos. "Ich dachte, es wäre nur seine Vorhut. Das ist nicht Benjamins… Handschrift. Alles, was bisher passiert ist, wirkt irgendwie chaotisch. Benjamin würde… kaltblütiger morden, nicht so… dilettantisch." Sie wirkte gefasst, doch ihr Gesicht war kalkweiß.
    Ich dachte unwillkürlich an Vanessa. Selbst ihr war beim Anblick der Tatortfotos schlecht geworden. Harry hatte ihr damit alles andere als einen Liebesdienst erwiesen. Drei Tage lang hatte sie danach nicht einen Bissen mehr angerührt, und Vanessa konnte eigentlich immer essen.
    "Aber wie kann es sein, dass du ihn gesehen hast und… lebst?", unterbrach Nelly meine Gedanken.
    "Er wollte nichts zu mir." Sollte ich ihr von Xander erzählen? Ich war mir nicht sicher. Wusste sie von seinem Schicksal? Immerhin war er ihr Neffe! Doch ich schwieg. "Es war auf dem Grundstück der Carters", sagte ich stattdessen ausweichend.
    Sie starrte stumm vor sich hin und biss sich wieder nachdenklich auf die Lippen, diesmal so lange, bis kleine Tropfen von Blut hervorquollen.
    "Was war das für ein Brand damals?", durchbrach ich schließlich die Stille. Meine Stimme klang eigentümlich laut, und ich fragte mich unwillkürlich, ob Benjamin vielleicht gerade in einiger Entfernung um die Ranch herum schwebte und nur darauf wartete, dass seine Zeit gekommen war. War er allein? Oder waren seine Anhänger bei ihm? Ich fröstelte bei dem Gedanken.
    "Benjamin kam noch einmal zurück nach Parkerville. Viele schreckliche Dinge waren passiert. Kenny war gestorben und so viele

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