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Mondscheintarif

Mondscheintarif

Titel: Mondscheintarif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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Mariannes Haus, in ihrer Wohnung brennt kein Licht mehr, vorbei am Taxenstand, an dem keine Taxen stehen.
    «Hallo Cora.»
    Mmmh? Wer spricht? Ich schaue auf und bringe kein Lächeln mehr zustande. Welche bösen Schicksalsmächte haben sich bloß gegen mich verschworen? Nehmen die Demütigungen denn kein Ende?
    «Hallo Ute.»
    Ute Koszlowski schaut mich angeekelt an.
    «Die meisten nennen mich Carmen.»
    «Ist mir doch egal. Ich bin nicht die meisten.»
    Ich fühle mich wie Hiob. Eine Plage nach der anderen. Womit habe ich das verdient? Für welche Sünden werde ich bestraft? Sicherlich würde sich gleich ein Schwarm Heuschrecken auf mir niederlassen, würden grüne Pockenpusteln in meinem Gesicht sprießen. Und bestimmt war zwischenzeitlich in meine Wohnung eingebrochen worden. Nein, heute war einfach nicht mein Tag. Ute strich sich affektiert eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht und sagte:
    «Ich warte hier wohl vergebens auf ein Taxi.»
    «Aha.»
    «Daniel ist schon nach Hause. Ich wollte eigentlich zu Fuß gehen. Hab’s mir aber doch anders überlegt.»
    «Aha.»
    «Du hast ihn ganz schön durcheinandergebracht.»
    «Hä?» Ich glotze sie mit einer Mischung aus Unverständnis und Feindseligkeit an. Was sollte das denn heißen? Wusste sie von unserer   … äh   … Begegnung? Wollte sie sich noch ein wenig an meiner Niederlage berauschen?
    «Ich meine, mir könnte das ja eigentlich egal sein. Ich will mich ja auch nicht einmischen. Aber jetzt, wo ich dich hier treffe   … Wollen wir nicht noch zusammen was trinken gehen?»
    Ich überlege kurz. Ein schroffes «Nein» wäre wohl hier die passende Antwort gewesen.
    «Von mir aus», grunze ich unwillig. Was hatte ich schon zu verlieren? Habe ja bereits verloren.
    Wir gehen die paar Schritte rüber zum Italiener, setzen uns an einen freien Tisch und bestellen einen halben Liter von der Hausmarke. Dem Kellner glubschen fast die Augen aus dem Kopf beim Anblick meiner rothaarigen, grazilen Begleiterin.
    «Und ein Mineralwasser, bitte», sage ich. Genauso gut könnte ich zu einem taubstummen Aborigine sprechen.
    «Und bitte noch zweimal Mineralwasser», flötet Ute-Carmen.
    «Due aqua minerale! Haben Sie sonst noch einen Wunsch, bella signorina?!»
    Habe ich mich, ohne es zu bemerken, in einen buckligen Greis verwandelt, oder was? Ach, mir ist alles egal. Das totale Fehlen von Selbstbewusstsein macht einen unempfindlich gegen die Missachtung von Dienstpersonal.
    «Daniel hat mir viel von dir erzählt», eröffnet Ute die Aussprache.
    «So, was denn?»
    «Nun ja, als ihr euch kennengelernt habt, war ich ja dabei. Tut mir leid, dass ich dich so beschimpft habe, aber ich dachte, du hättest ihn wirklich verletzt. Außerdem ist es für eine Schauspielerin immer wichtig, sich heldenhaft einzumischen und eine große Nummer abzuziehen, wenn irgendwelche Fotografen in der Nähe sind. Du verstehst?»
    Da ich nicht verstehe, ziehe ich es vor, vielsagend zu schweigen.
    «Dein Auftritt in der Praxis hat ihn dann mächtig beeindruckt. Er war wirklich ziemlich begeistert von dir. Und ich finde es einfach völlig beschissen, entschuldige meine Offenheit, wie du ihn behandelt hast.»
    Wie ich was?! Wie ich ihn was!? Das ist doch! Wie? Hä? Spinnich oder was? Ich trank ein Schluck Wasser – der Kellner hatte beide Gläser, sowie den Vorspeisenteller auf Kosten des Hauses, vor Ute-Carmen abgestellt.
    «Wie ich ihn behandelt habe? Hast du noch alle beisammen? Ich entblöde mich nicht, seit Stunden vor dem Telefon zu hocken, auf seinen Anruf zu warten! Und treffe ihn dann Arm in Arm mit dir im Park, während ich vor lauter Verzweiflung dabei bin, meinen Weihnachtsbaum zu entsorgen! Ich habe ihn beschissen behandelt!? Jetzt mach mal halblang. Ich wünsche euch beiden ja alles Gute für die Zukunft. Aber ich glaube nicht, dass ich es nötig habe, mir, ausgerechnet von dir, irgendein Fehlverhalten unterstellen zu lassen.»
    Puh. Jetzt war’s raus. Ich glaube nicht, dass ich jemals in meinem Leben so ehrlich gewesen bin. Fühlt sich gar nicht schlecht an. Weil, wenn man ehrlich ist, braucht man keine Angst zu haben, bei irgendwas erwischt zu werden. Das ist so, als würde man den Bauch nicht einziehen. Eine ganz neue Erfahrung für mich. Irgendwie gut.
    «So langsam wird mir einiges klar.»
    Sicherlich eine ganz neue Erfahrung für sie. Schön, so haben wir beide an diesem Abend unseren Horizont erweitert.
    «Du bist verliebt in Daniel, oder?»
    Scheiße, ja, dachte ich.
    «Scheiße,

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