Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
verabredet.«
9. Kapitel
»Oh!« Elvi schaute zur Tür des Wohnwagens herein und seufzte enttäuscht. »Du machst dich gerade ausgehfertig.«
»Hallo, Fremde. Ja, tut mir leid.« Cleo hüpfte aus dem Schlafzimmer und versuchte gleichzeitig die Füße in ihre Slipper zu schieben und ihre weiße Bluse in den Rocksaum zu stecken. »Ich arbeite heute Abend in Lovelady Hall. Aber komm trotzdem herein – ich habe noch Zeit und muss erst noch Make-up auflegen und meine Haare zurechtmachen, währenddessen können wir uns ja unterhalten.«
»Danke. Ach, das riecht aber gut hier – so warm und fruchtig.«
Cleo dachte schuldbewusst an den Gala-Zwetschgen-Wein, der den Blicken entzogen in den Schränken neben dem Herd – dem wärmsten Platz, den sie sich vorstellen konnte – heimlich in ihrer Sammlung von Eimern und Töpfen vor sich hin gärte. Es gab überhaupt keinen Grund, Elvi nicht zu erzählen, dass sie Wein machte, und sie würde es schon noch tun, aber nicht jetzt. Erst wenn sie wusste, ob Mad Mollys Rezept gelang.
Sie war während ihrer Ehe oft genug mit halbherzigem Lob kritisiert worden. Daves Kommentare wie etwa »Ist schon ganz annehmbar, finde ich, aber meine Mutter hat eine sehr viel bessere Creme gemacht, denn sie hat Schlagsahne und Belgische Schokolade hineingetan« schmerzten noch immer.
Die neue Cleo – das klang, dachte sie amüsiert, wie Autowerbung im Fernsehen –, so hatte sie nach der Scheidung beschlossen, würde nie wieder zulassen, dass jemand ihre Gefühle verletzte. Misserfolge blieben künftig streng privat. Nur Erfolge würden öffentlich bekanntgegeben.
»Ach ja? Das kommt wahrscheinlich, weil ich heute Morgen Kuchen gebacken habe, und der Geruch bleibt in diesen Mobilheimen immer ganz schön hartnäckig hängen, findest du nicht? Ach, möchtest du ein Stück, während wir uns unterhalten? Du weißt ja, wo alles ist. Es gibt Ananastorte und …«
»Nein danke.« Elvi schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Hunger. Ich meine, normalerweise liebe ich deine Kuchen, aber …«
»Ist schon okay«, sagte Cleo, jetzt ernstlich besorgt. Elvi sagte Nein zu Kuchen? Das hatte es ja noch nie gegeben. »Ähm, ich hab dich in den letzten Tagen gar nicht gesehen. Warst du sehr beschäftigt? Viel zu lernen?«
»Hmmm.« Elvi folgte Cleo ins Schlafzimmer zurück und ließ sich auf das gepolsterte Doppelbett plumpsen. »Dieses Zimmer ist wirklich schön. Alles so frisch und hübsch. Du hast echt Glück, dass du das alles für dich alleine hast.«
Ach, die Gute, dachte Cleo. Das Schlafzimmer des Wohnwagens war absolut winzig im Vergleich zu dem, das sie in Winterbrook gehabt hatte. »Ist deines denn nur eine Einzelkabine? Das muss schwierig sein mit deinen Schulsachen, Kleidern, Musik, Fernseher, Computer und was du sonst noch alles so brauchst.«
»Es ist grauenhaft.« Elvi schleuderte die Ballerinas von den Füßen. »Aber Mum und Dad haben das eine Doppelzimmer und die Jungs das zweite, es geht also nicht anders. Der Großteil meines Lebens stapelt sich in Aufbewahrungsboxen vom Boden bis zur Decke. Ich kann es kaum erwarten, etwas Eigenes zu haben.«
Cleo trug ihre erste Schicht Mascara auf. Irgendetwas war anders an Elvi. Der Schwung und die Vitalität fehlten, stattdessen war da eine Art leiser Traurigkeit. Melancholisch, dachte Cleo. Das war das Wort, das Elvi heute Abend beschrieb: melancholisch.
Aber wieso?
»Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, es geht mir gut. Bin nur ein bisschen müde. Was machst du denn heute Abend in Lovelady Hall?«
»Kellnern. Bei einem von Mimis Wohltätigkeits-Essen. Daher die blickdichten schwarzen Strumpfhosen, bequemen Schuhe und der unanständig enge schwarze Rock, der mir noch gepasst hat, als ich ihn letztes Mal anhatte – wie ich mich undeutlich erinnere. An all diese Speckrollen erinnere ich mich jedenfalls eindeutig nicht. Wissen die Götter, was für Bekleidung von mir als Kellnerin erwartet wird. Ich hoffe, Mimi stellt das schicke kleine Häubchen und die Rüschenschürze zur Verfügung.«
»Sofern nicht Nippelquasten und String-Tanga angesagt sind.«
»Was? Ich hoffe, du machst Scherze?«
»Ja.« Elvi lächelte verträumt. »Ach, ich bin sicher, heute Abend wird es ganz gesittet zugehen, aber als ich noch klein war, hat meine Mum mir immer Geschichten über einige echt wilde Partys erzählt, die in Lovelady stattfanden, als Mimi noch sehr viel jünger war. Mein Dad hat gesagt, es war damals eine echte Lasterhöhle und es sei
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