Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
bisschen jämmerlich vor. Wenn die Sorge um Verhütung für sie doch nur je ein Problem gewesen wäre! Sie lächelte. »In dem Fall würde ich dir empfehlen, eine nette, freundliche anonyme Klinik aufzusuchen. Es gibt eine gute in Winterbrook – ich weiß, dass einige meiner Freundinnen da hingegangen sind. Dort kann man dich in all diesen Dingen beraten, und es wird dich gewiss niemand verurteilen, und ja, die Pille könnte das Richtige sein, aber, und ich weiß, das klingt jetzt wahrscheinlich furchtbar altmodisch, aber ich finde doch, ihr solltet einander erst einmal ein bisschen besser kennenlernen.«
»Ich weiß, und das wollen wir auch, aber realistisch gesehen weiß ich nicht recht, ob wir das können. Es kann genauso gut sein, dass das alles die reine Zeitverschwendung ist.«
»Wieso? Wenn ihr einander doch liebt? Oder ist er gerade im Begriff auszuwandern oder so was?«
»Nee. Er ist, na ja, gar nicht so weit weg. Aber meine Eltern – vor allem mein Dad – werden total an die Decke gehen. Sie werden mir niemals erlauben, mit ihm auszugehen.«
»Wieso denn nicht? Du bist doch eindeutig alt genug, um einen festen Freund zu haben, dagegen haben Amy und Ron doch sicher nichts einzuwenden? Sie sind doch sehr lockere Eltern, oder nicht? Ich finde, du hast mit ihnen aus beiden Welten das Beste. Dein Dad ist schon älter und erfahren und kann dir gute Ratschläge geben, und deine Mum ist so viel jünger, dass sie gut verstehen wird, wie du empfindest. Deine Eltern lieben dich, Elvi, und ich bin überzeugt, wenn dieser Junge dich glücklich macht, werden sie einverstanden sein.«
»Ich liebe sie auch«, sagte Elvi seufzend. »Sehr. Sie sind wunderbar. Echt toll. Und ich will sie nicht verärgern. Aber glaub mir, wenn sie das herausfinden, drehen sie durch.«
Cleo schob die Sachen in ihr Schminktäschchen zurück und begann, mit einer Bürste durch ihre langen Haare zu fahren. »Ja gut, ich kann verstehen, dass es ihnen ein bisschen Angst macht, wenn ihr kleines Mädchen erwachsen wird – das ist nur natürlich.«
»Es ist nicht nur das.«
»Nein, sicher ist es nicht nur das, okay, und ich kann ebenso verstehen, wenn sie nicht wollen, dass diese Beziehung deinen Schularbeiten in die Quere kommt. Aber wenn dieser Junge so nett ist, wie du sagst, dann wird er das sicher auch verstehen. Ihr könnt euch ja an den Wochenenden treffen, wenn du alle Hausaufgaben erledigt hast, oder nicht?«
»Nein.« Elvi schüttelte den Kopf. »Und es sind auch nicht meine blöden Schularbeiten, um die Dad sich sorgen wird. Er wird mir einfach verbieten ihn zu sehen, weil … weil er nicht standesgemäß ist.«
Oh Gott, dachte Cleo, während sie ihr Haar zu einem hoch sitzenden Knoten eindrehte, damit es hoffentlich nicht in Mimis Suppe baumelte, sie hat sich in einen Kerl aus der Bath-Road-Siedlung verliebt. Kapuzenpulli, Baseballkappe, abgehackte Sprechweise, leerer Blick, von Polypen verstopfte Nase, Drogen – oh Gott, nein, doch wohl nicht etwa Drogen?
»Aha. Gut. Sag mir die Wahrheit, Elvi. Wie wenig standesgemäß?«
»Total. Ganz und gar. Die schlimmste Sorte Mensch, die mein Dad sich an meiner Seite je vorstellen könnte. Nie im Leben werden sie einverstanden sein, dass ich mich mit ihm treffe.«
Unangenehm berührt, stellte Cleo sich nun einen Jugendlichen mit halb offenem Mund vor, der in Winterbrook und Umgebung Ecstasy und Cannabis vertickte. Das konnte doch wohl nicht sein? Elvi war ein vernünftiges, intelligentes Mädchen – eine junge Frau –, das wäre es doch sicher nicht. Aber andererseits spielte die Liebe ihre verrückten Streiche ja schließlich selbst den vernünftigsten Menschen, nicht wahr?
»Und dieser Junge, hat er einen Job? Oder ist er arbeitslos? Ich hätte gedacht, dafür hätte dein Dad volles Mitgefühl.«
»Er geht noch zur Schule.«
»Ach so.« Cleo versuchte ihr lockiges Haar in seiner Verankerung festzustecken, was aber misslang. »Und wie alt ist er? Ich meine, liegt darin das Problem? Ist er deutlich jünger als du oder so was?«
Elvi fummelte in der Hosentasche ihrer Jeans herum. »Er ist siebzehn. Er macht seine A-Levels. Ich habe ein Bild von ihm auf meinem Handy. Er hat versucht, mir jede Menge Fotos zu schicken, die er selbst mit seinem iPhone geknipst hatte, aber die waren alle verschwommen, und so hat sein Freund Henry dies hier aufgenommen. Schau, ist er nicht einfach umwerfend?«
Cleo nahm das Handy, und war, um Elvi glücklich zu machen, bereit zu sagen, dass dieser
Weitere Kostenlose Bücher