Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
erinnerte sich selbst daran, dass sie diesen Job einfach unbedingt brauchte. »Ist schon okay. Ich bin nicht beleidigt. Ich bin es gewöhnt, dass Leute meinen Namen ungewöhnlich finden.«
»Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, meine Liebe. Sie sind offenbar weitaus wohlerzogener als ich. Aber ja, es ist ein ungewöhnlicher Name« – Mimi Pashley-Royle spähte erneut auf das vor ihr liegende Blatt Papier – »Cleo, äh, Moon?«
»Moon ist mein Mädchenname«, sagte Cleo. »Ich habe ihn nach meiner Scheidung wieder angenommen.«
»Tatsächlich? Cleo Moon …« Mimi Pashley-Royle füllte die Worte mit sinnlich ausgedehnten Vokalen. »Das klingt wie eine neu gezüchtete Sorte Clematis … Cleo Moon … In Ihrer Schulzeit muss das ja die Hölle gewesen sein. Meiner Erfahrung nach können Kinder schrecklich grausam sein. Bestimmt gab es endlose Witzeleien von wegen Mondgesicht, Mondkalb, mondsüchtig und …«
»Ja, das alles«, räumte Cleo ein, »und vieles mehr. Aber ich bin trotzdem sehr froh, wieder ein neuer Mond zu sein.«
Mimi gluckste leise, dann beugte sie sich wie ein wissbegieriger Vogel vor, Mortimers strenge Ermahnungen offenbar vergessend. »Wie lautete denn Ihr Nachname, als Sie verheiratet waren? Im Vergleich zu Moon war er doch sicher eine Verbesserung?«
»Sneezum.«
»Nein! Wie Niesen und Hatschi?«, quietschte Mimi Pashley-Royle lachend. »Oh nein … Entschuldigen Sie … aber das gibt’s doch gar nicht!«
»Leider doch. Daves Familie, also die meines Ex, kam ursprünglich aus Norfolk. Dort ist das ein recht häufiger Name.«
»Liebe Güte!« Mimi bemühte sich, wieder an Selbstkontrolle zu gewinnen. »Wie scheußlich für Sie. Ich meine, äh, ich verstehe ganz gut, warum Sie wieder zum Mond werden wollten. Herr im Himmel … Ach je … Verzeihung. Pardon, wir sind wohl abgeschweift. Wo waren wir stehen geblieben?«
Überzeugt, dass dies eine rhetorische Frage war, sagte Cleo nichts. Sie war einfach nur froh, dass sie die Namenssache jetzt hinter sich hatten. Wenn es sich hier nicht um ein Bewerbungsgespräch gehandelt hätte, und wenn sie nicht so verzweifelt eine Anstellung suchte, und wenn sie nicht eine so gute Erziehung genossen hätte, hätte sie zur Erheiterung gern den Hinweis beigetragen, dass »Mimi« ja auch nicht gerade ein sehr gebräuchlicher Name war. Zumindest nicht im ländlichen Berkshire. Es sei denn, man wäre ein Pudel.
Sie setzte sich in dem üppig gepolsterten Brokatsessel zurecht, bemüht, wie schon seit Beginn der Befragung, nicht zu ihrem Ebenbild in dem riesigen Spiegel mit verschnörkeltem Goldrahmen an der gegenüberliegenden Wand hinüberzuschauen, für den Fall, dass man ihr die Verzweiflung ansah.
Sie durfte nicht vergessen sich zu entspannen: ruhig und gelassen zu wirken. Denn sie war überzeugt, wenn die selbstherrliche und gebieterische Mimi davon Wind bekäme, wie wahnsinnig wichtig diese Stelle als Privatassistentin für sie war, würde sie ihr das Leben zur Hölle machen.
Verflixt! Jetzt hatte sie doch in den Spiegel geschaut.
Es war schon ein wenig seltsam, inmitten dieses prachtvollen Salons ihr eigenes kurviges Selbst mit den großen braunen Augen und den dichten wallenden dunklen Haaren in Kaufhauskleidung gemeinsam mit der mindestens zehn Jahre älteren, schlanken, blonden, eleganten Mimi in Designerkleidern im Spiegel zu sehen.
Wie Tag und Nacht, dachte Cleo. Direkt von der Casting-Agentur. Genau passend für die Szene: Die Schlossherrin erweist einer Magd ihre Huld.
»Wo waren wir stehen geblieben?« Mimi Pashley-Royle schürzte die überaus vollen Lippen und strahlte wieder. »Bevor ich durch Ihren köstlichen Namen vom Thema abgekommen bin? Ach ja, beim Abschlussknoten. Also, haben Sie noch irgendwelche Fragen an mich?«
Cleo schüttelte den Kopf und bedachte die unbehaglich glamouröse Fragestellerin mit ihrem besten Kandidatinnenlächeln. »Nein, ich denke nicht. Ich glaube, Sie haben alles vollständig erläutert, was es über die Anstellung zu wissen gibt, vielen Dank.«
Gut gemacht, dachte Cleo. Höflich, leicht distanziert, nicht übereifrig. Nichts wirkte abstoßender als jemand, der danach hechelte, eine Rettungsleine zugeworfen zu bekommen. Oder gar offen darum bettelte, den Fußabtreter zu spielen.
»Gut.« Mimi Pashley-Royle stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. »Wie ich diese Einstellungsgespräche hasse. Also, trotz meines offensichtlichen Mangels an guten Manieren, glauben Sie, Sie könnten es ertragen,
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