Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
und hatten ihr in einem Intensivkurs nicht nur den Umgang mit Gasflaschen beigebracht, sondern auch sämtliche anderen Feinheiten des Mobilheimwohnens erläutert.
Und nun, dachte Cleo schmunzelnd, als sie ihren Wagen parkte, würden ihre snobistische Mutter und ihre Brüder mit ihren noch snobistischeren Schwägerinnen ihre neuen Nachbarn sicher zutiefst verabscheuen …
Die Reynolds, die auf der einen Seite neben ihr eine Doppeleinheit hatten – ein bodenständiges Arbeiterehepaar mit drei Kindern –, waren, was ihre Mutter geringschätzig als »Salz der Erde« zu bezeichnen pflegte. Was Cleos Vermutung nach wahrscheinlich heißen sollte, dass sie wegen linkslastiger Ansichten, mangelnder Schulbildung, Sportbekleidung, die nie das Innere einer Turnhalle sah, unkritischem Glauben an Boulevardzeitungen und Konsum minderwertiger Fernsehsendungen in den Augen ihrer Mutter mit Drogendealern, Wohlfahrtsbetrügern, Mördern und sonstigen noch schlimmeren Verbrechern auf eine Stufe zu stellen waren.
In Wirklichkeit waren Ron und Amy Reynolds freundliche, hilfsbereite und hart arbeitende Menschen. Und ihre lärmenden, ausgelassenen und unverhüllt neugierigen Kinder, insbesondere ihre sechzehnjährige Tochter Elvi, waren eine reine Freude.
In einer Einzeleinheit auf der anderen Seite von Cleos Wohnwagen lebten als Jungfern mittleren Alters die Schwestern Phlopp – getauft waren sie Beryl und Phyllis –, doch genannt wurden sie in Lovers Knot von jedermann natürlich nur Belly und Flip.
Phlopp … Cleo kicherte vor sich hin. Das wäre noch so ein Name, an dem Mimi ihre Freude hätte. Daneben klang Sneezum ja geradezu nobel.
Belly und Flip arbeiteten gemeinsam hinter den Kulissen irgendeiner kommunalen Behörde in Reading – Anstellungen, die sie seit Ende ihrer Schulzeit innehatten. Sie zogen jeden Tag frühmorgens los, um den einzigen Bus zu erwischen, der von Lovers Knot »in die Stadt« fuhr, und kehrten am frühen Abend wieder zurück. Sie waren unverändert laut und vergnügt, unverbesserlich neugierig und pflegten einen Lebensstil, der irgendwo aus der Mitte der Fünfziger stammte.
Und dann wohnte noch Rodders auf dem Platz – ein älterer Mann, der schmutzige Overalls und Arbeitshandschuhe trug und sich wie besessen darum kümmerte, die Abflussrohre des Caravanparks freizuhalten. Rodders ging täglich Patrouille mit einer Tasche voller Teleskopstangen und ständig verschmierten Händen, hob Gitter hoch und stocherte so hingebungsvoll in dem entstandenen Schmier herum wie ein Schwein, das nach Trüffeln sucht. Außerdem gab es noch Wilf und Maudie, ein sehr altes Ehepaar, das zurückgezogen mit seinem erwachsenen Sohn Jerome zusammenlebte. Jerome hatte seinen ganz persönlichen Sozialarbeiter, eine unglaublich große Sammlung von Davy-Crockett-Kappen und ein unsichtbares, eingebildetes Pferd, auf dem er um die Mobilheime galoppierte und so tat, als sei er der Cowboy Hopalong Cassidy.
Cleo kicherte vor sich hin. Oh ja – ihre Mutter wäre von ihnen allen absolut begeistert.
Mehr aber noch wohl von Salome – einer übertrieben stark geschminkten, grell hennaroten, spargeldünnen Frau unbestimmbaren Alters –, die mehr Make-up trug, als die ganze Kosmetikabteilung von Debenhams zusammen zu bieten hatte, und keck die Lacklederhandtasche schwenkend auf hochhackigen Sandalen in einem müffelnden und mottenzerfressenen Pelzmantel durch Lovers Knot stakste. Oder Raymond und George, die in ihrer ganz eigenen Welt lebten und mit schwulem Stolz kunstfertig selbst gestrickte Shetland-Pullunder trugen.
Und dann war da noch Mrs Hancock … Mrs Hancock hatte Katzen. Sehr, sehr viele Katzen. Ihre eigenen und die fremder Leute. Wenn in Lovers Knot irgendwelche Katzen vermisst wurden, war Mrs Hancocks Wohnwagen die erste Anlaufstelle der besorgten Besitzer. Und dort fand man sie, in Belinda oder Nigel umgetauft lagen sie zusammengerollt auf einem Satinkissen vor dem Kamin und wurden von Hand mit Hühnerbrust und Kondensmilch gefüttert. Und wenn sie von ihren rechtmäßigen Eigentümern zurückgefordert wurden, weinte Mrs Hancock ganze Sturzbäche von Tränen.
Ach ja, dachte Cleo, ein Besuch in Lovers Knot wäre ein wahrer Festtag für ihre Mutter.
Wie jede kleine Gemeinschaft waren sie ein Mischmasch verschiedenster Altersgruppen und Charaktere, und das Einzige, was sie gemeinsam hatten, war der Grund, aus dem sie in Lovers Knot in einem Wohnwagen wohnten: Sie hatten keine andere Wahl.
So nett sie auch waren,
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