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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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sagen versuchte? Ich weiß nichts, ich weiß nur, dass ich
hierher kommen sollte, nach Skopenvang.“ Die Stille im Tunnel fühlte sich
schwer an, lag satt auf ihren Schultern. „Weißt du was? Manchmal wünschte ich,
wir wären auf der Fliegenden Burg geblieben.“
    Als sie so nebeneinander
liefen, sahen sie sich kein einziges Mal in die Augen. Svija verstand seine
Ängste so gut, aber sie wollte ihm nicht beipflichten. Nicht ausgerechnet
jetzt.
    „Wir helfen uns
gemeinsam. Zusammen finden wir heraus, warum dein Vater wollte, dass du nach
Skopenvang gehst. Und zusammen finden wir die Magier und wir überreden sie, den
Sommerwald auferstehen zu lassen.“ Je öfter sie daran dachte, je öfter sie es
laut sagte, desto dämlicher hörte es sich an. Wie hatte sie jemals glauben
können, dass sie in der Lage war etwas zu erreichen? Warum war sie nur so dumm?
    „Was machen wir als
Erstes, wenn wir auf Skopenvang sind?“ Die Frage brannte Svija schon lange auf
der Zunge, sie selbst hatte nie eine Antwort gefunden.
    Linus zuckte nur mit den
Schultern. Jedes Wort, jeder Schritt schien zu viel zu sein.
    Es war Amber, die den
Lichtstrahl am Ende des Tunnels als erstes sah. Ihr Schrei brach sich an den
Wänden und wurde zurückgeworfen. „Licht!“ Lichtlichtlicht.
    Blasses, weißes Licht,
es flutete ihnen wie Eiswasser entgegen. Sie liefen leise weiter, gaben keinen
Laut mehr von sich.
    Über ihnen war eine
geöffnete Luke. Ganz langsam, als könne sie sich dabei verbrennen, steckte sie
den Kopf durch die Öffnung. Noch ehe sie reagieren konnte, zeigten ein halbes
Dutzend Speerspitzen auf sie herab.
    „Kommt heraus“, knurrte ein
Mann, der in einer Rüstung steckte. „Alle vier! Oder das Mädchen stirbt.“
                                                  
    Alles hatte Svija
erwartet, als sie aus der Luke geschaut hatte; einen düstereren Wald
vielleicht, eine Wiese, ein Gässchen mitten in der Stadt. Aber nicht die Burg
selbst und erst recht keine Krieger in schweren Blechkleidern. Rücken an Rücken
standen die vier, um sie herum ein Kreis aus Speeren und finster
dreinblickenden Menschen.
    „Ich hatte schon
gedacht, wir warten umsonst. Kastja sagte uns, es werden sicherlich noch manche
kommen – und er hatte recht, natürlich.“
    Sie standen in einem
Gang, nicht besonders breit. Marmorne Statuen standen sich gegenüber und sahen
sich ernst entgegen. „Willkommen in der Burg der Königin.“
    Er trat aus dem Kreis
und schnipste mit den Fingern. „Bringt sie in die Körbe an der Stadtmauer. Liv
hat angeordnet, Mondschwingen zur Abschreckung auszuhängen. An ihrer Stelle
hätte ich sie aufgespießt und an beiden Seiten der Zugbrücke ausgestellt.“
    Die Krieger schoben die
vier Elstern mit ihren Speeren voran. Hinter den Fenstern im Gang sah man die
Stadt am Fuße der Burg. Tausende winzige Männer tummelten sich auf den Straßen.
Waffen klirrten. Häuser brannten.
    „Lauft schon schneller!“
    Der Rundgang war eng.
Wachen säumten ihren Weg, manche lächelten ihnen spöttisch zu, andere spuckten
ihnen vor die Füße. „Euer neues Zuhause.“ Große, kugelförmige Käfige hingen an
Eisenringen, geflochten aus Seilen und biegsamen Holz. „Ein Käfig für jeden von
euch. Ist das nicht wunderbar?“
    Einer der Krieger stieß
mit der Speerspitze Amber in den Rücken. „Du“, sagte er. „Du bist die Erste.“
Sie sah ihn nur an, aber bewegte sich nicht. Der Mann schlug ihr ins Gesicht,
so fest, dass sie nach hinten geschleudert wurde und ihr Kopf gegen eine Zinne prallte.
„Wenn du nicht tust, was wir dir sagen, stirbst du schneller, als du gucken
kannst.“
    Er packte Amber an den
Armen und zwängte sie durch eine schmale Lücke im Käfig.
    „Macht schneller,
trödelt nicht.“ Einer nach dem andern stieg in den Käfig und im nächsten Moment
wurden sie über den Rand der Mauer gestoßen. Die Käfige wurden nur von einem
Strick gehalten, die an einem Eisenring in der Mauer befestigt waren.
    Svija saß verkrümmt am
Boden des Käfigs, weit unter ihr war der Burggraben, zehn Schritt, wenn nicht
sogar tiefer.
    Über den Türmen der Burg
kreisten die Raben und Tränensänger, ihre Schreie vermischten sich mit dem
Tumult in der Stadt. Rauchschwaden kringelten sich in den dunkelroten
Morgenhimmel.
    „Das war es also.“
Ambers Stimme erklang dumpf vom anderen Ende der Käfigreihe. „Wären wir bloß
wieder nach Hause gegangen.“
    „Maul halten, da unten“,
brüllte

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