Mondschwingen (German Edition)
auf den Straßen.
Einar war die ganze Zeit
an ihrer Seite. Er kämpfte noch genauso wie früher; er bewegte sich kaum,
schwang nur sein Schwert. Einmal kreuzten sich seine und Toivas Blicke und er
zwinkerte ihr zu, wie damals, als sie genauso Seite an Seite gekämpft hatten.
Einar lächelte. Es war
ein einzigartiger, stiller Augenblick, in dem es nur sie beide gab und die
Menschen und Mondschwingen in ihrer Nähe erstarrten und zu einem Meer aus Nebel
und Nichts wurden. Seltsam langsam wandte sich Einar von ihr ab und erst dann
schien die Zeit wieder Zeit zu sein. Toiva suchte sich den nächsten Feind und
kämpfte.
Sie hatte schon lange
nicht mehr um Leben und Tod gefochten. Sie hatte gefürchtet, sie hätte das
Kämpfen nach all der Zeit verlernt, doch sie konnte es noch immer, auch wenn
sich das Schwert schon nach kurzer Zeit schrecklich schwer anfühlte.
Sie sah ihren Feinden
nie in die Augen, sie blickte ihnen nicht ins Gesicht, wenn sie sie besiegte.
Sie zählte nicht ihre Opfer, vergaß den letzten Kampf, bevor sie den nächsten
begann.
„Die Sternenjäger
kommen! Sie sind endlich da.“ Schreie erklangen. Sternenjäger, riefen sie,
Sternenjäger immerzu.
Sie mussten über das Eis
gelaufen sein, gestern Nacht schon.
Die Freude legte sich
schnell, man hörte leise Stimmen, überall waren sie zu hören.
„So wenige nur, ein paar
Dutzend, mehr nicht.“
Toiva wollte die Stimmen
nicht hören, da gab es nur noch ihren Arm und sonst nichts. Er pochte so
fürchterlich, er war schwer und sie konnte ihn kaum noch heben.
„Die Königin
höchstselbst!“ Ein breitschultriger Lockenkopf schob sich in ihr Sichtfeld und
hieb ohne Umschweife auf sie ein. Toiva konnte seine Schläge nur mit Mühe
abwehren, jeder Schlag machte sie noch ein wenig schwächer. Ihr Gegner lächelte
sie an, riss lautlos den Mund auf, wie ein wildes Tier, das sich seines Sieges
sicher war. Er machte ein paar Wendungen, drehte sich und griff Toiva erneut an.
„Eure Schläge streicheln mein Schwert, Eure Majestät. Wie sanft Ihr kämpft, man
könnte beinahe meinen, Ihr hättet keine Kraft mehr.“
Erlösung, die
alleserfüllende, kam ganz plötzlich. Aus der Brust des eitlen Vogels ragte eine
Schwertspitze. Verwundert blickte der Mensch zur Klinge hinab und ließ das
eigene Schwert fallen. Er wimmerte und ächzte und fiel scheppernd auf die Knie.
„Und dennoch“, wisperte
Einar ihm ins Ohr „sterbt Ihr vor meiner Frau.“
Er zog die Waffe aus dem
Körper des Mannes und stieß ihn auf den Boden.
„Ich kann nicht mehr.“
Toiva war schwindelig, sie lehnte sich gegen eine Hauswand und presste eine
Wange an den kühlen Stein. „Ich muss hier raus, irgendwie.“
Einar sah sich um. „Dann
lass uns fliegen. Wenn wir uns beeilen, geschieht uns nichts.“
Toiva schüttelte den
Kopf und sah zu den Dächern hinauf. „Überall sind Bogenschützen. Sie lassen uns
gar keine andere Wahl, als auf dem Boden zu bleiben.“
Es tat gut, den Arm
hängen zu lassen, ohne das Schwert in der Hand.
„Ich kann sie töten,
einen nach dem andern.“
Einar wandte sich um,
Toiva versuchte nach seiner Schulter zu greifen, ihre Hand durchbohrte seine Rüstung.
Er drehte sich um, als hätte er ihre Berührung bemerkt. „Was ist?“ Ein Feind
kam von hinten auf ihn zu. Einar wirbelte herum und rammte ihm das Schwert in
die Kehle.
„Dort.“ Toiva zeigte an
das Ende der Gasse. Die schwarzen Banner und Rüstungen erkannte man schon von
weitem, die meisten der Sternenjäger saßen auf Pferden. Sie kamen schnell
herangeprescht, Krieger flüchteten nach links und rechts, andere wurden
niedergeritten, von den Hufen zertrümmert.
„Versteck dich, versteck
irgendwo.“ Einar kam nah an Toiva heran. Er hob die Hände, doch er konnte sie
nicht berühren, nicht mit sich ziehen, in einen der Hauseingänge drücken. „Sie
werden dich erkennen.“
Toiva wollte seinem
Befel folgen, doch sie konnte sich dennoch nicht rühren. Stand nur da und
starrte den heranrückenden Feinden entgegen.
Lautlos trat Einar den
Jägern entgegen, breitbeinig zog er das Schwert hervor und wirkte ungeheuer
furchteinflößend.
„Ergebt Euch!“, schrie
einer der Jäger. Es war ein Zwerg von Mann, seine schrille Stimme übertönte
alle anderen Geräusche in der Gasse.
Die Sternenjäger
schwangen johlend ihre Waffen, traten die Stiefel in die Flanken ihrer Pferde.
Bevor Toiva wusste, was sie tun sollte, traf sie ein Huf an der Schulter und
sie wurde nach hinten gerissen. Dicht an
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