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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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davongallopierte. Er hatte kaum Zeit sich einen Plan zurechtzulegen,
er wusste nur, dass er etwas tun sollte. Es fühlte sich richtig an.
    Er suchte sich einen Weg
durch die Menge, Leiber wurden zur Seite geschoben, Augen blitzten auf und
schauten zu ihm empor.
    „Halt!“, schrie er schon
von weitem den anderen Jägern und Geistern zu, die vor der Lagerhalle kämpften,
doch niemand hörte ihm zu. „Ich habe eine Nachricht von Kastja.“
    Es war ein Spiel mit dem
Feuer, dessen war sich Rubens bewusst. Womöglich war der Sternenjägerkönig
schon irgendwo hier und hörte seine Worte. „Ich habe eine Nachricht von Kastja“,
wiederholte er, diesmal lauter. Nigs sah zu ihm herum, andere Krieger hielten
in ihren Bewegungen inne und schauten zu Rubens auf.
    „Er hat mir befohlen,
das Tor zu öffnen. Er will einen gerechten Kampf kämpfen.“
    Nigs kam mit großen
Schritten heran und umfasste sein Bein. „Kastja ist auf der Dunkelmondburg!“
    „Er ist mir gerade eben
begegnet und sagte mir, ich solle das Tor öffnen. Er ist verletzt und konnte
nicht selbst hierher.“ Die Lüge verknotete seine Zunge und ließ ihn stottern.
„Er sitzt auf einem der Dächer und beobachtet uns.“
      Nigs blickte zuerst ihn an und sah dann
hinauf, zu den Dächern, den brennenden und denen, die bisher verschont worden
waren.
    „Wie kam er hierher?“,
flüsterte Nigs, der auf den Zehenspitzen stand.
    „Durch den Tunnel.“
    „Warum sollte ich dir
glauben, Rubens?“
    „Warum nicht? Warum
sollte ich wollen, dass die Elstern überleben?“
    „Warum sollte Kastja
einen gerechten Kampf wollen?“
    Die Schreie pulsierten
hinter dem Tor, Qualm waberte unter der Tür hervor.
    „Wenn er sieht, dass du
seinem Befehl Widerstand leistest, wird er dich bestrafen.“
    „Ich bin ein
Geisterbeschwörer“, entgegnete Nigs.
    „Und ich bin Kastjas
treuester Gefolgsmann.“
    Nigs senkte den Kopf.
„Ist schon gut.“ Er winkte zwei Jäger heran und zeigte auf das Tor. Die
Holztüren bebten unter dem Ansturm der Elstern in der Lagerhalle, ihre Schreie
erfüllten die gesamte Gasse dahinter. „Öffnet die Tore.“
    Die Riegel wurden zur
Seite geschoben, die Torflügel sprangen aus ihren Angel und wurden in die Mange
geschleudert. Die Elstern fegten wie eine Druckwelle über die erstarrten
Krieger hinweg. Überall waren Füße und wehende Mäntel über ihnen, die Schreie
vermischten sich mit Freude und Schmerz.
    Rubens stolperte zu
Boden und schürfte sich die Handgelenke blutig. Über ihm wogte die Elsterarmee
und während er hier so lag und staunte, war er fast ein bisschen stolz auf
sich. Umhänge fuhren über sein Gesicht und Schuhe streiften seinen Kopf und
doch ertrug er es.
    Irgendwann riss der
Strom ab, alle Mondschwingen hatten die Lagerhalle verlassen und hingen nun als
schwarze Punkte am schneeweißen Himmel.
    „Ich hoffe, ihr habt die
Wahrheit gesagt.“ Nigs stand über Rubens und half ihm keuchend auf. „Ich würde
ihn zu gern sehen.“
    „Nicht jetzt“, erwiderte
Rubens knapp. „Der Kampf ist wichtiger.“ Als hätten die Feinde sie gehört,
stürzte sich eine Elster auf Nigs und drängte ihn in die Richtung der
brennenden Lagerhalle, die Stück für Stück in sich zusammenbrach.
    Ein Junge kam plötzlich
zwischen den Kriegern angerannt und verbeugte sich vor Rubens. „Vladi ist mein
Name, ich war noch vor kurzem ein Schiffsjunge von Euch.“ Er strich sich die
verschwitzten Haare aus dem Gesicht und atmete tief ein. „Ein Mann hat mich zu
Euch geschickt, er sagte, er wolle mit Euch sprechen. Es sei eilig.“
    Rubens packte ihn an den
Schultern. „Wie heißt der Mann?“
    Der Schiffsjunge
schluckte. „Der König“, flüsterte er und streckte sich näher an Rubens‘ Ohr.
„Es ist der König der Sternenjäger.“
                                                  
    Sie rannten, als sei der
Tod hinter ihnen her. Funken und Staub regnete auf sie herab.
    „Er sagte, es muss
schnell gehen?“
    „Sehr schnell. Er sah
auch nicht sehr gut aus. Er zitterte und war blass im Gesicht.“
    „Bist du dir sicher,
dass er es gewesen ist?“
    „Sehr sicher.“ Vladi
hielt vor einer ramponierten Tür an, horchte für einen Wimpernschlag daran und
öffnete sie dann langsam.
    Ein Schatten saß in dem
dunklen Raum dahinter, ein Augenpaar glomm im Licht einer Laterne. Rubens trat
unsicher über die Schwelle, Holzbohlen quietschten unter seinem Gewicht.
    Der Junge machte einen
Schritt zurück und

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