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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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ein Wächter über ihnen. „Wenn ihr nicht leise seid, schneid ich euch
die Zunge ab.“
    Amber murmelte etwas,
aber man verstand sie nicht.
    „Ein höflicherer Ton
gegenüber meinen Gästen wäre wünschenswert, möchte ich behaupten. Selbst wenn
sie unsere Feinde sind.“ Eine helle Stimme war von oben zu hören. Svija ruckte
herum und sah zu den Zinnen hinauf. Eine Frau stand dort, mit langen blonden
Haaren und einem taubenblauen Kleid. „Seit wann hängen sie dort?“
    „Gerade eben erst sind
sie angekommen, Eure Majestät.“
    Eure Majestät. Dort oben stand die Königin und erkundete sich nach ihnen!
    „Wie auch immer.“ Liv
beugte sich über die Mauer und sah zu den vier Gefangenen herab. „Du da.“ Sie deutete
auf Linus. „Wie ist dein Name?“
    Linus schwieg für einen
Augenblick, sah nur zur Königin empor. „Linus ist mein Name“, sagte er
schließlich, nicht sehr laut.
    Liv wandte sich zu ihren
Wächtern um, ihre Haare flatterten im Wind. „Bringt ihn wieder herauf“, sagte
sie. „Ich möchte mit ihm sprechen.“

 
 

 
    RUBENS
    und das Ende
aller Dinge

 
    Rubens duckte sich und
eilte weiter. Schwerter pfiffen über ihn hinweg, eine Hand schnappte nach ihm
und wollte ihn zu sich ziehen, doch er entriss sich ihrem Griff und taumelte
weiter. Erneut schüttelten ihn Hustenkrämpfe, zerrten an ihm und nahmen ihm die
letzte Kraft. Seitdem Rubens auf Skopenvang war, hatte er kaum einmal die Waffe
gehoben und gekämpft. Meist versuchte er vor seinen Feinden zu fliehen, Feinde,
die doch seine Freude waren. Er hasste seine schwarze Rüstung, sie fühlte sich
ätzend an auf seiner Haut.
    Er presste sich keuchend
in einen Hauseingang und schnappte nach Atem. Er wusste, dass er feige war,
dass er weder kämpfen, noch die Seiten wechseln konnte, weil er sich vor den
Konsequenzen fürchtete. Manchmal rannten Sternenjäger an ihm vorbei, schrien
ihm etwas zu, Befehle oder Verwünschungen, weil er dort tatenlos verweilte,
aber die meisten bemerkten ihn nicht. So stand er nur da und beobachtete, als
hätte er alle Zeit der Welt.
    Am Ende der Gasse
kämpften die Jäger und Menschen gegen ein Heer von Geistern und vereinzelte
Elstern, dahinter fauchte ein Meer aus Flammen. Die Lagerhalle brannte schon
lange, selbst die Wände hatten Feuer gefangen und hatten umliegende Gebäude
angesteckt. Eine Horde von Mondschwingen war im Lagerhaus gefangen, doch selbst
die Geister waren nicht in der Lage sie zu retten. Wenn nicht bald etwas
geschah, würden hunderte Elstern auf einen Schlag sterben, einfach so.
    „Zu faul, um zu
kämpfen?“ Ein bärtiger Krieger stand plötzlich vor Rubens und sah ihm grimmig
ins Gesicht. Er trug ein weißes Gewand, befleckt mit Blut und schwarzer Asche.
    Er war ein Feind, Rubens
sah es in seinen Augen.
    Unwillkürlich ließ er das
Schwert auf ihn niedersausen. Der Krieger hob die eigene Waffe und parierte
Rubens‘ Schlag.
    „Hör zu.“ Rubens beugte
sich näher zu ihm vor. „Ich will dir nichts tun, ich bin nicht der, für den du
mich hältst.“
    Der Mann sah an Rubens‘
schwarzer Rüstung auf und ab. „Ich würde lachen, wenn es lustig wäre.“ Sein
Schlag kam so plötzlich und so fest, dass Rubens das Schwert aus der Hand
geschlagen wurde. Scheppernd kam es auf der Straße auf.
    Aus. Vorbei. So nahm
also alles sein Ende. Die Elster grinste und drehte wie ein Raubtier Kreise um
ihre Beute. Den Arm streckte sie dabei aus, die Schwertklinge war nur ein
kleines Stück von Rubens‘ Kehle entfernt. „Du bist also nicht das, was ich
denke.“
    Rubens schloss die Augen
und legte die Arme an den Körper. Es fiel ihm nicht leicht, da er es doch nur
sehr selten tat. Er spürte kaltes Metall an seinem Hals; ihm blieb nicht mehr
viel Zeit.
    „Was soll das werden? Warum
schließt du die Augen?“ Die Elster lachte laut und wurde mit einem mal wieder
still.
    Es hatte funktioniert.
Rubens flog, ein Schritt über dem Boden.
    Er blinzelte, öffnete
die Augen und sah zu dem erstaunten Mann hinunter. „Rubens ist mein Name.“ Er
streckte die Hand aus, die die Elster nur zögerlich ergriff.
    „Glinx“, sagte er leise.
    Rubens ließ sich rasch
wieder fallen und steckte das Schwert zurück in die Scheide. „Ein Pferd, ich
brauche ein Pferd.“
    Glinx deutete auf einen
reiterlosen Gaul, versteckt im Schatten einer Seitengasse.  
    „Es ist mein Pferd. Seit
kurzem.“
    „Ich brauch es nicht
sehr lang.“ Rubens kletterte mühevoll auf den Pferderücken und nickte Glinx zu,
bevor er

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