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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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eines ... wohltätigen Zwecks
hier.“
    Der Junge sah ihn misstrauisch an, seine
Hände lagen geöffnet auf der Tischplatte. „Ich kenne Euch“, sagte er
vorsichtig. „Gestern Nacht ... Ihr wart es, der mich retten wollte.“
    „Wegen deinem Vater ... das tut mir leid.“
Rubens setzte sich neben den Jungen, der gleich darauf von ihm fortrückte.
    „Warum seid Ihr hier?“, fragte Linus. „Ich
bin Euch dankbar für Eure Hilfe, und dennoch ... warum habt Ihr mir geholfen,
wenn Ihr ein Sternenjäger seid?“
    „Das interessiert jetzt nicht. Eigentlich
hätte ich gar nicht kommen sollen. Aber ich muss dir etwas sagen ... eine
Botschaft, von deinem Vater.“
    Die Überraschung in den Augen des Jungen
vertrieb ein Stück von seinem Argwohn.
    „Er ist tot“, erinnerte ihn Linus. „Er
konnte Euch keine Botschaft mehr geben.“
    „Entweder du glaubst mir oder du glaubst
mir nicht. Das ist ganz einfach.“ Rubens wurde ungeduldig, er dachte an Kastja
und die anderen Sternenjäger, die sein Fehlen sicherlich bemerkt hatten.
    „Als ich von dir fortlief, weil du nicht
aufstehen wolltest, kam ich an deinem Vater vorbei, weil ich mich davon
überzeugen wollte, dass er wirklich tot war. Wenn er den anderen Sternenjägern
von meiner missglückten Rettung erzählt hätte, wäre das nicht nur sein, sondern
auch mein Ende gewesen. Er schlug die Augen auf und hielt mich am Arm fest.“
    „Du lügst.“ Linus stand auf und trat
zurück, als hätte er sich an Rubens’ Worten verbrannt.
    Im selben Moment sprang die Dachbodenluke
über seinem Kopf auf und Toiva kam herunter gesaust, das Schwert in der rechten
Hand. Rubens hatte nicht einmal genügend Zeit, seine eigene Waffe zu ziehen, als
er schon ihre Schwertspitze am Hals fühlte.
    „Nenn mir einen einzigen vernünftigen Grund
warum du hier bist und ich werde dich verschonen.“ Ihre Haare fielen ihr wirr
ins Gesicht. „Sag, was treibst du hier? Ich kenne dich von gestern, du hast mit
Kastja geredet. Du gehörst zu dieser stinkenden Sternenjägersippe, hab ich
Recht?“
    Rubens funkelte sie böse an. Es war ein
Fehler gewesen, den Jungen aufzusuchen. Er hätte ihn und die Worte seines
Vaters einfach vergessen sollen.
    „Er hat eine Botschaft für mich. Von meinem
Vater.“ Linus schlich heran und blieb dicht hinter Toiva stehen. „Lass ihn
ausreden, vielleicht sagt er die Wahrheit. Töte ihn bitte nicht.“
    Toivas Blick war unberechenbar. „Sag schon,
was du sagen willst“, knurrte sie.
    „Dein Vater sagte nicht viel. Er meinte, du
sollst nach Skopenvang gehen. Dann ist er gestorben.“ Rubens hatte dem Jungen
die Botschaft überbringen wollen, obwohl er ihn gar nicht kannte. Vermutlich
war es das ähnliche Schicksal, das sie verband: Eltern, die von Sternenjägern
getötet werden und einen Sohn zurückließen.
    Gerne hätte Rubens noch einmal mit seinen
Eltern geredet … nur ein paar Worte zu seiner Zukunft, zu seiner Bestimmung ...
Stattdessen war er geradewegs zu jenen Menschen übergetreten, die seine Eltern getötet
hatten.
    „Warum tust du das, he?“ Nun bewegte sich
die Schwertspitze unter seinem Kinn doch ein wenig.
    „Kann das Euch nicht egal sein? Ich tue
Euch nichts, auch nicht dem Jungen. Das muss genügen, schätze ich.“
    „Du bist unser Feind, warum sollten wir
dich einfach gehen lassen?“ Toivas Blick verriet, wie misstrauisch sie war.
„Ich verwette meinen Hintern darauf, dass das hier nicht mehr als eine miese
Falle ist.“
    „Ich glaube ihm.“ Linus stand neben Toiva
und Rubens, die Schwertklinge wackelte vor seinem Gesicht. „Warum sollte er
allein hierher kommen? Die Sternenjäger waren schon letzte Nacht viel mehr als
wir, sie könnten uns auch ohne eine Falle besiegen.“
    Toiva sah ihn kurz an. „Gar nicht schlecht,
Kleiner. Trotzdem. Der da ist ein Feind und Feinde sind so gut wie nie
freundlich.“
    „Lasst mich einfach gehen“, brummte Rubens.
Er hatte getan, was sein Gewissen verlangt hatte. Dem Jungen die letzten Worte
seines Vaters zu verkünden, ob sie ihm nun hilfreich waren oder nicht.
    „Lass ihn gehen“, stimmte Linus zu, er
legte dabei seine Hand auf Toivas Schulter.
    Ihr Blick zuckte zur Seite, sie sah Linus
ein Weilchen an, hob die Augenbrauen und atmete tief ein. „Auf deine
Verantwortung, Linus. Wenn er Faxen macht, bist du schuld, verstanden?“ Langsam
steckte sie das Schwert zurück.
    „Vielleicht ist es dumm von mir, dich gehen
zu lassen.“ Mehr sagte sie nicht. Rubens wartete darauf, dass sie

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