Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
Vom Netzwerk:
für den er es tat, sondern auch für
sich, für sein damaliges Schicksal und vor allem auch für seine Eltern, als
könne er somit ihr Tod ungeschehen machen.
    Nachdem er dann seine Botschaft überbracht
hatte, war er den Varma-Bergen entgegengelaufen, denn sie befanden sich auf
ihrem Weg zur Dunkelmondburg, der Feste der Sternenjäger. Die steilen Felswände
des Gebirges und ihre niedrigen Gipfel schützen sie vor feindlichen Angriffen.
Rubens hatte sie nicht lange suchen müssen, denn die Jäger hatten denselben
Platz wie immer gewählt, wenn sie nach einer Jagd im Trudanwald eine Rast
benötigten.
    „Die Distanz tat mir eine Weile lang gut“,
fügte Rubens hinzu, seine Beine waren zittrig und drohten einzuknicken. Sein
Kopf pochte und klopfte, als wolle er Kastja auf die Wahrheit aufmerksam
machen. Der Sternenjäger nickte hingegen und schürzte die Lippen.
    „So etwas habe ich befürchtet“, murmelte
er. „Du hast dich gestern merkwürdig verhalten. Du wolltest mich von meinem
Befehl abhalten, obwohl du doch ansonsten fast immer zu mir stehst. Ich dachte,
es läge an Mitleid und ich habe mir schon Sorgen gemacht, doch als zu dann
heute von niemandem gesehen wurdest, vermutete ich, dass es mehr war.“ Wieder
lag seine Hand auf Rubens’ Schulter, diesmal wirkte die Geste versöhnlich, beinahe
tröstend. „Es tut mir leid, dass ich in dir den Eindruck geweckt habe, dir zu
misstrauen. Das wollte ich nicht.“
    „Es sind nur Erinnerungen, mehr nicht. Die
mich sogar vergessen lassen, wem ich vertrauen kann und wem nicht. Mir tut es
leid, Kastja, vergib mir bitte.“ Er meinte es ernst. Irgendwie.
    „Lass die Vergangenheit zurück. Denke nicht
mehr an deinen Vater. Lass die Toten ruhen.“ Kastja führte seinen Verbündeten
zum Feuer und zu den anderen Jägern zurück.
      Rubens hatte Hunger und aß so viel Pökelfleisch,
wie man entbehren konnte. Wein hatten sie jedenfalls noch genug und als Valp
mit dem Heraufbeschwören von Geistern begann, wurde die Stimmung so gut, dass
man ihr Lachen noch in den nächsten Dörfern hören musste.
    Valp war einer der wenigen Geisterrufer,
die es noch in Malvö gab. Er besaß eine Fähigkeit, die man nur mit viel Geld
und noch mehr Überredungskunst erlangen konnte, denn nur Magier waren dazu in
der Lage, in langen Zeremonien kaufkräftigen Kunden die ersehnte Eigenschaft zu
übertragen. Geister waren hilfreich bei der Arbeit oder in Schlachten, doch
wenn man zu viele von ihnen weckte und in die Welt der Lebenden lockte, war die
Gefahr groß, dass die Gerufenen außer Kontrolle gerieten. Die Menschen
fürchteten die Geister und ihre Rufer, anderseits waren sie fasziniert von der
fremden Macht aus einer fremden Welt.
    Als die Nacht sich bereits dem Morgen
näherte, tauchte Hinrich der Große auf. Er war im flackernden Licht kaum mehr
als ein zerstückelter Schemen, der unruhig hin und her tanzte und die Männer am
Feuer zum Lachen brachte. Einer Sage nach war der frühere Menschenkönig in
einem Weinfass gestorben, weil er nicht genug vom Trinken bekommen hatte.
    Als die Sternenjäger müde wurden und sogar
Hinrich sie nicht mehr aufheitern konnte, schliefen sie ein bisschen und
wachten viel zu spät auf, mit brummendem Schädel und wackligen Knien.
    Selbst Kastja war erschöpft von letzter
Nacht. Außer den Wachen, denen nichts anderes übrig geblieben war, als nüchtern
und aufmerksam zu bleiben, hatte niemand von ihnen recht Lust weiterzuwandern,
doch letztendlich erhoben sie sich doch und marschierten grummelnd durch den
Trudanwald.   
                                                  
    Zwei Tage später waren sie längst wieder
bei klarem Verstand, doch die schlechte Laune, die nach der Flucht der Elstern geherrscht
hatte, war zurückgekehrt. Das triste, nasskalte Wetter konnte sie erst recht
nicht aufheitern und so schimpfte Kastja unablässig. Er war wütend auf die
Elstern, die ihnen einfach so entwischt waren, er schimpfte auch über ihre
eigene schreckliche Dummheit vor zwei Nächten, als sie nicht genug von Wein und
Bier bekommen hatten und somit für all ihre Feinde angreifbar gewesen waren.
    „Gerade einmal zwei Wächter“, hatte Kastja
gerufen und sich auf die Stirn geschlagen „nur zwei Wächter hätten kämpfen
können! Ein Viertel unserer fähigsten Jäger wäre auf einen Schlag ausgelöscht
gewesen, ein ganzes Viertel!“ Er bestrafte sich oft in diesen Tagen mit
Schlägen auf die Stirn und alle anderen mit

Weitere Kostenlose Bücher